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16.07.11 / Lebensbegleiter   / Wald: Mittler zwischen Himmel und Erde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

Lebensbegleiter
Wald: Mittler zwischen Himmel und Erde

Das Jahr 2011 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt. Ziel ist, das Bewusstsein und Wissen um die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung aller Arten von Wäldern zum Nutzen heutiger und künftiger Generationen zu fördern. In der Vorstellung der Germanen trug die Weltesche Ygdrasil mit ihrer ausladenden Krone den Himmel. In ihrem Gezweig wohnten Vögel, die als Boten die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen zu den Göttern trugen, denn die konnten nicht fliegen. Der Baum des Le-bens streck­te seine Wurzeln tief ins Erdreich zu den drei Quellen, zwischen denen im großen Saal der Urd die Nornen der Unterwelt saßen und die Zu-kunft der Menschen bestimmten.

Die Eibe galt in der germanischen und in der keltischen Mythologie als Totenbaum, weil Odin den Tod in ihren Zweigen suchte. Ihr weiches, immergrünes Nadelkleid vermittelte ihnen dennoch Trost und Hoffnung, immerwährendes Leben erhebt sich über den Tod. Als man aber das Gift in den Früchten der Eibe erkannte, verführerisch rotleuchtend anzuschauen, mischten sich Furcht und Schauder in die Vorstellung der Menschen vom Tod.

Wahrscheinlich brachten Kreuzritter den Lebensbaum aus Vorderasien nach Europa. Als ewiger Wächter scheint dieser vielfältig auf den Friedhöfen für die Ruhe der Toten zu sorgen. Er steht hinter den Grabmalen und bildet schützende Hecken.

Arnold Böcklin malte majestätische Zypressen als trauernde Zeugen in den Mittelpunkt seines berühmten Gemäldes „Toteninsel“, winzig klein die leidgeprüfte, schwarz gekleidete Frau auf seinem Bild „Villa am Meer“, riesengroß dagegen die vom Sturm zerzausten Totenbäume des Mittelmeerraumes.

Auf dem Museumsfriedhof in Hamburg-Öjendorf steht der steinerne Torso eines Baumes. Dieser Grabstein aus der Zeit, da den Menschen der Versuch geglückt schien, mit motorisierten Flugzeugen den Himmel zu erobern, mahnt, dass das Dasein immer noch der Erde verbunden und schicksalhaft ge­koppelt ist an die Lebenskraft der Bäume, die die Luft reinigen und den Sauerstoff abgeben, ohne den die Menschen nicht existieren können. Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) schätzt, dass jedes Jahr 130000 Quadratkilometer der Wälder der Welt verloren gehen. Anne Bahrs


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