16.04.2024

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23.07.11 / Zweierlei Maß

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-11 vom 23. Juli 2011

Zweierlei Maß
von Manuel Ruoff

Wenn Konrad Adenauer nach der Niederlage seines Landes von 1945 die Verständigung mit Frankreich suchte, wird er als Realpolitiker, großer Europäer und Vater der deutsch-französischen Freundschaft geehrt. Für Ausländer gelten aber offenkundig andere Kriterien. Denn während Männer wie Charles de Gaulle, die trotz Waffenstillstandes den Kampf fortsetzten, als Patrioten gelten, wird Philippe Pétain, der nach der Niederlage seines Landes von 1940 den Ausgleich mit Deutschland suchte, dafür als Kollaborateur, Marionette oder Verräter gebrandmarkt.

Dabei bot der von ihm geleitete französische Staat den Bürgern ungeachtet der Nachteile zwei wichtige Vorteile. Im Gegensatz zur westdeutschen Bundesrepublik ersparte er ihnen die mit einer Besatzung verbundenen Lasten und er zwang sie nicht zum Waffendienst in einem Bündnis der Sieger.

Auch ein Vergleich mit den Politikern der Weimarer Koalition ist aufschlussreich. In unseren Schulbüchern lesen wir, deren Zugeständnisse gegenüber den Siegern (Erfüllungspolitik) seien alternativlos gewesen. Schuld seien nicht sie gewesen, die sich in der Stunde der Niederlage hätten in die Pflicht nehmen lassen, sondern die Militärs des Kaiserreiches, die das Land vorher in eine militärisch aussichtslose Lage geführt hätten. Im Falle Frankreichs war es umgekehrt. Die Politiker der Dritten Republik hatten das Land in eine militärisch aussichtslose Lage geführt und dann hat der Soldat Pétain sich in der Stunde der Niederlage in die Pflicht nehmen lassen. Doch wer hält das Pétain zugute?


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