29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.07.11 / Maria soll wieder Ostpreußen grüßen / Marienburg: Polnische Stiftung »Mater Dei« sammelt für den Wiederaufbau der berühmten Mosaikfigur der Gottesmutter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-11 vom 23. Juli 2011

Maria soll wieder Ostpreußen grüßen
Marienburg: Polnische Stiftung »Mater Dei« sammelt für den Wiederaufbau der berühmten Mosaikfigur der Gottesmutter

Sechs Jahrhunderte lang grüßte die Gottesmutter Maria weit nach Ostpreußen hinein – als majestätisch großes Standbild vom äußeren Chorabschluss der Marienburger Schlosskirche aus. Im Krieg zerstört, sammelt heute eine polnische Stiftung Geld für ihren Wiederaufbau.

Viele gläubige Generationen haben staunend zu ihren Füßen gestanden, wenn die riesige Figur im Licht der Morgensonne dank der unzähligen Mosaiksteinchen hell und farbig blinkte. In kunsthistorischer Sicht beruhte ihre Einzigartigkeit darin, dass weder die Antike noch das Mittelalter ein weiteres Beispiel für eine mit Glasmosaik farbig eingefasste Monumentalplastik bietet.

Um das Jahr 1340 wurde zunächst die über acht Meter hohe Statue in Segmenten aus Kunststein gegossen. Etwa 40 Jahre später bedeckten extra aus Norditalien gerufene Meister sowohl die Figur als auch die ganze Nische mit farbigem Mosaik, in das Goldplättchen eingeschmolzen waren. Augenzeugen schil­derten ein unbeschreibliches, fast überirdisches Funkeln, das von der gekrönten Himmelskönigin mit dem Jesuskind auf dem Arm ausging.

Doch für die Marienburger Schlosskirche, mit der Marburger Elisabethkirche die ranghöchste und künstlerisch bedeutendste Kirche des Deutschen Ordens, war dieses kostspielige Verfahren gerade gut genug: Schließlich war die Maria das Wahrzeichen der Ordensburg, Schutzpatronin der Kirche und gab Burg wie Stadt einst den Namen.

In den Jahren um 1900 erst aufwändig restauriert, vernichtete der sowjetische Angriff auf Marienburg das Standbild. Im Februar 1945 ruinierte der Beschuss die Burgkirche, und die tonnenschwere Figur stürzte in den Burggraben, wo sie zersprang. Einige klägliche Überreste sind heute in den Kellerräumen des Hochmeisterpalastes ausgestellt. Zwei Handvoll Mosaiksteine präsentiert das Westpreußische Landesmuseum in Münster in seiner Dauerausstellung.

Nun soll die Ostnische der Kirche ihre weltberühmte Statue zurückerhalten. Auf Initiative kunstbeflissener Marienburger Fremdenführer wurde 2007 in Marienburg die Stiftung „Mater Dei“, Mutter Gottes, gegründet, deren Ziel die äußerlich originalgetreue Wiedererrichtung des Wahrzeichens ist. In dreieinhalb Jahren aktiver Sammlungstätigkeit, größtenteils durch den Verkauf von Ziegeln im Burgmuseum, sind, wie Stiftungsvorsitzender und Burgkonservator Bernard Jesionowski im Gespräch mit der PAZ sagte, mittlerweile knapp 40000 Euro zusammengekommen.

„Nach unserer Konzeption soll das Standbild selbst in Leichtbauweise, als hohler Körper wiedergewonnen werden, was sein Gewicht reduziert und damit die aus dem Mittelalter erhaltenen unteren Mauerpartien der Burgkirche schont“, erklärte Jesionowski. Die umfangreiche Fotodokumentation, während der Restaurierung 1903 aufgenommen, ist für die Wiedererschaffung der Mosaikoberfläche eine unschätzbare Hilfe.

Insgesamt sind für das Projekt an die 230000 Euro vorgesehen – „eine schwierige Aufgabe“, die Jesionowski durch EU-Fördermittel lösen will. Eine erste Tranche für Renovierungen am Hochschloss sei bereits eingegangen, von weiteren Geldern soll die Marienfigur mitbezahlt werden. Wenn alles gut geht, kann die Stadt an der Nogat 2015 ihr wunderschönes Wahrzeichen zurückhaben.   

            Christian Rudolf

Weitere Informationen bietet die Netzseite der Stiftung www.materdei.org.pl


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren