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23.07.11 / Fenster zur Ewigkeit / Muttergottes-Ikonen: Inspirationen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-11 vom 23. Juli 2011

Fenster zur Ewigkeit
Muttergottes-Ikonen: Inspirationen von Elena Steinke

Ein treffender und doch auch ein leicht in die Irre führender Titel für die kürzlich eröffnete Ausstellung mit Werken der Künstlerin Elena Steinke: „Neues von Madonna“ erfährt, wer bereit ist, sich mit religiöser Kunst auseinanderzusetzen. Wer Neues vom Pop-Star Madonna erwartet, wird enttäuscht.

Der Ort der Ausstellung, die Kirche St. Michael im Dörfchen Welt auf der Halbinsel Eiderstedt, ist für diese Werke der 1964 in Königsberg (Kaliningrad) geborenen Elena Steinke ideal. Die aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende Kirche, seit 1966 Programmkirche und seit 1996 als „Sommerkirche Welt“ bekannt, gibt den perfekten Rahmen für 16 zum Teil großformatige, überwiegend in Mischtechnik geschaffene Werke. In Vitrinen sind ergänzend Entwürfe, Skizzenbücher und Bücher zur Geschichte der russischen Ikonenmalerei zu sehen.

Der emeritierte Pastor Dirk Römmer, Tönning, der im dritten Jahr die Intendanz der Programmgestaltung der Sommerkirche ausübt, konnte zur Eröffnung der Ausstellung gut 30 interessierte Besucher begrüßen, darunter Künstlerkollegen aus Dänemark.

Einführende und einfühlsame Worte sprach Altbischof Dr. Hans-Christian Knuth. Ausgehend von „Bilder bestimmen unser Leben“ (Elias Canetti) machte er deutlich, dass diese Ikonenimpressionen eine andere Welt darstellen als die Bilder, die wir täglich sehen, über uns ergehen lassen müssen. Ikonen definierte er als repräsentativ, übersinnlich, als sakramentales Zeichen und „Fenster zur Ewigkeit“. Maria, die Gottesgebärerin, steht im Zentrum des Geheimnisses. Verneigung, Fußfall und Kuss sind die Formen ihrer Verehrung – und das Gebet vor der Ikone. Allein 300 Typen dieser „Malerei nach Vorbild“ sind in Russland bekannt.

Elena Steinke, die 1984 im Ural ihre Ausbildung mit dem Diplom für angewandte Kunst abschloss, ursprünglich mit Textilkunst begann, sich aber auch mit Computergrafik und Design beschäftigte, setzt sich intensiv seit Anfang der 90er-Jahre mit religiösen Themen auseinander. Ihre Vorbilder sind beispielsweise Dionisij (geb. um 1450 – gest. um 1520) und Andrej Rubljow. Seit 2001 lebt und arbeitet Elena Steinke in Breklum in Nordfriesland.

Kaum jemand wird sich der Faszination der ausgestellten Werke entziehen können. In den hier gezeigten Madonnenbildern findet sich Traditionelles wie auch Gegenwärtiges – eine moderne Repräsentanz des Heiligen ist entstanden. Elena Steinke kopiert nicht, sondern erfasst den Geist der Ikone.

Wahre „Kunst ist etwas zutiefst Religiöses“ (Hundertwasser) – das macht diese Künstlerin mit ihrem Schaffen eindrucksvoll deutlich. Sie selbst äußert sich bescheiden: „Man sollte sich nicht mit der Überzeugung an die Staffelei stellen, ein gottbegnadetes Genie zu sein – das sind nur wenige –, nein, man ist ein Handwerker, der eine gute ehrliche Arbeit leistet. Man muss die technischen Fertigkeiten erwerben, erst dann ist es möglich, innerhalb eines Handwerks schöpferische Ideen in eigenen Werken zu verwirklichen.“ Diesem Anspruch wird sie stets gerecht.

Elena Steinkes „Ikonen-Inspirationen im Russischen Stil“ sind in der Sommerkirche Welt bis zum 29. August 2011 zu sehen. Ute Eichler


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