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23.07.11 / Erfolg mit Morden / Statt Karriere als Sängerin gelang Agatha Christie der Durchbruch als Krimiautorin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-11 vom 23. Juli 2011

Erfolg mit Morden
Statt Karriere als Sängerin gelang Agatha Christie der Durchbruch als Krimiautorin

Mit der musikalischen Karriere hat es nicht geklappt. Zum Glück! Von einer wenig begabten Sängerin Agatha Christie wüsste heute niemand. Sie begann zu schreiben, hier lag ihr wahres Talent. Und als Schriftstellerin ist sie auch 35 Jahre nach ihrem Tod noch weltbekannt. Der Erfolg ihrer Bücher hält an, die Gesamtauflage soll bei über 400 Millionen liegen. Krimi-Freunden gilt Agatha Christie als unsterblich – vor allem durch ihre beiden populärsten Detektive: Den exzentrischen Hercule Poirot, der immer so viel Wert darauf legt, ein Belgier zu sein und kein Franzose, und die schrullige, liebenswerte und blitzgescheite Miss Marple.

 Die in Südengland lebende Publizistin Laura Thompson hat  eine Biographie über Agatha Christie verfasst, deren deutsche Ausgabe den Untertitel „Das faszinierende Leben der großen Kriminalschriftstellerin“ trägt. 1890 wurde die Schiftstellerin als Agatha Miller geboren. Sie wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf, erhielt allerdings nie eine reguläre Schulbildung. Ihr erster Mann, Archie Christie, verließ sie wegen einer anderen Frau. Dies stürzte sie in eine tiefe Krise und war Auslöser ihres mehrtägigen Verschwindens. Ob sie sich wirklich das Leben nehmen wollte, ob sie damit die Absicht verband, Archie herauszufordern, sie zu suchen, oder ob sie einer kurzzeitigen Amnesie unterlag, ist bis heute umstritten. Ihr zweiter Mann wurde der wesentlich jüngere Archäologe Max Mallowan. Oft begleitete sie ihn auf Forschungsreisen in den Nahen Osten. Gleich in ihrem ersten Krimi „Das fehlende Glied in der Kette“, den sie in der Zeit des Ersten Weltkrieges verfasste, führt Poirot die Ermittlungen. Als ein Höhepunkt und „ultimativer Detektivroman“ gilt „Alibi“. Bis ins hohe Alter blieb die Autorin produktiv. Als „Das Schicksal in Person“ veröffentlicht wurde, war sie bereits über 80 Jahre alt.

Vorgeworfen wurde ihr, die Auswirkungen von Morden spielten bei ihr keine Rolle. Eine solche Kritik verkennt das Anliegen der Christie: Sie interessierte sich für den „englischen Mord“. Und hier steht nicht der Mord an sich im Vordergrund, sondern das Motiv, die „menschliche Dynamik“. Viele autobiographische Anklänge finden sich auch in den sechs Romanen, die Agatha Christie unter dem Pseudonym Mary Westmacott verfasste. Ihre Memoiren überschrieb sie mit „Meine gute alte Zeit“. Der Titel ist vielsagend. So sehr sich Agatha Christie in ihren Werken in die Moderne einfühlen konnte, so wenig war sie Bestandteil dieser modernen Welt.

Informativ und gut lesbar ist die Biographie Thompsons. Vielfach schildert sie das Denken und die Vorstellungswelt der „Queen of Crime“ durch den Blick auf deren Bücher. Dies bringt jedoch einen immensen Nachteil mit sich: Leider werden (zu) viele Krimi-Lösungen verraten. Sofern man kein fortgeschrittener Christie-Leser ist, greife man daher zunächst zu den Romanen – es wäre sonst schade um die spannenden Geschichten mit den verblüffenden Wendungen. Erik Lommatzsch

Laura Thompson: „Agatha Christie. Das faszinierende Leben der großen Kriminalschriftstellerin“, aus dem Englischen von Tatjana Kruse, Scherz-Verlag, Frankfurt/M. 2010, 527 Seiten, 24,95 Euro


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