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30.07.11 / Von der »Wende« kalt erwischt / Die Bundesrepublik tut sich schwer mit ihrem Freiheits- und Einheitsdenkmal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Von der »Wende« kalt erwischt
Die Bundesrepublik tut sich schwer mit ihrem Freiheits- und Einheitsdenkmal

Nach dem aktuellen Stand ist eine spaßige Wippe als Freiheits- und Einheitsdenkmal vorgesehen. Eigentlich sollte man ein solches Teil eher in einem Vergnügungspark erwarten. Andererseits ist es der durch Alt-68er und deren Jünger geprägten bundesdeutschen Spaßgesellschaft und deren Verhältnis zur friedlichen Revolution und ihrem Ergebnis, der Wiederherstellung des deutschen Nationalstaates, durchaus angemessen.

Dass die Kommunisten in Mitteldeutschland das Ende der von ihnen beherrschten DDR nicht bejubeln, ist verständlich. Auch beharrten die DDR-Politiker auf der deutschen Teilung, weil bereits die ersten Nachkriegswahlen gezeigt hatten, dass ihre Politik in einem freien Gesamtdeutschland nicht mehrheitsfähig war. Allerdings ist der Kommunismus nicht per se gegen einen deutschen Nationalstaat. Das ist bei der Ideologie der 68er anders.

Wie die mitteldeutschen Kommunisten bedauern auch die Alt-68er das Ende der DDR, wurde dadurch doch ein für sie reizvolles Experiment beendet, das sie aus der sicheren Entfernung gut dotierter Planstellen in den westdeutschen Institutionen mit wohlwollendem Interesse verfolgten. Im Gegensatz zu den mitteldeutschen Kommunisten bedauern sie jedoch nicht nur das Ende der DDR, sondern auch jede Wiederherstellung eines deutschen Nationalstaates, völlig unabhängig von dessen politischem System.

Diese Differenz resultiert aus einer unterschiedlichen Erklärung der NS-Herrschaft. Für den Kommunisten ist der Faschismus eine Form des Kapitalismus, die grundsätzlich unabhängig von der Nationalität ist. Hingegen ist der 68er-Ideologie zufolge das Dritte Reich das Ergebnis eines sogenannten Sonderweges und einer Kollektivschuld der deutschen Nation, die es schon längst vor dem Auftauchen von Nationalsozialismus und Faschismus gegeben habe.

Vor dem Hintergrund dieser Deutschfeindlichkeit ist den Alt-68ern – anders als den SED-Kommunisten, die nichts gegen ein sozialistisches Gesamtdeutschland gehabt hätten – die deutsche Teilung per se ein Wert. Zum einen sei sie eine gerechte Strafe für die Deutschen. Zum anderen sei ein vereintes und dadurch automatisch stärkeres Deutsch­land den Nachbarn nicht zumutbar. Die deutschen Teilstaaten waren klein genug, um sich in die von den Westalliierten beziehungsweise der Sowjetunion dominierten Blöcken integrieren zu lassen. Bei einem gesamtdeutschen Staat bestehe hingegen die Gefahr, dass er sich von seinen Bindungen frei mache und entsprechend dem „deutschen Sonderweg“ als eigenständige mitteleuropäische Macht neben West und Ost verstehe.

Allerdings ist fraglich, ob die Planungen für das Freiheits- und Einheitsdenkmal zwangsläufig überzeugender wären, wenn den 68ern die Ergebnisse der friedlichen Revolution sympathisch wären. Schließlich weiß das Denkmal für die ermordeten Juden Europas auch nicht zu überzeugen, obwohl die Erinnerung an den Holocaust den 68er ein Herzensanliegen ist.

Ein Problem für die 68er ist zweifellos, dass Respektlosigkeit und die Verurteilung von Pathos als hohl und verlogen traditionelle Bestandteile ihres Selbstverständnisses sind und sie sich daher schwer tun, selber Denkmale zu bauen, zu deren Aufgaben es ja gerade per definitionem gehört, Ergriffenheit zu erzeugen. Ein weiteres Problem ist, dass gegenständliche Kunst heutzutage dem Verdacht ausgesetzt ist, profan, wenn nicht gar faschistoid zu sein, da die von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemte Kunst großen­teils gegenstandslos war. Nun ist es leider den allerwenigsten Künstlern gegeben, eine Botschaft ohne gegenständliche Darstellung vermitteln zu können – doch was ist der Sinn und Zweck eines Denkmals, wenn nicht die Übermittlung einer Botschaft? Manuel Ruoff


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