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30.07.11 / Suche nach dem braunen Fleck / Linke Politiker im hessischen Guxhagen wollen Straßenumbenennung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Suche nach dem braunen Fleck
Linke Politiker im hessischen Guxhagen wollen Straßenumbenennung

Guxhagen ist mehr Dorf als Stadt. 5257 Einwohner zählt die Ortschaft im nördlichen Zipfel Hessens. Der unglückliche Generalfeldmarschall Friedrich Paulus wurde dort geboren, aber das ist lange her. Trotzdem musste der Ort zur Füllung des diesjährigen Sommerlochs herhalten. Linke Journalisten und ein grüner Stadtverordneter hatten braune Flecken in Guxhagen entdeckt. Die Geschichte beginnt schon vor der NS-Zeit, ja sie reicht sogar in die Kaiserzeit zurück. Seit 1874 gab es in einem nahe gelegenen Städtchen, Breitenau, eine „Korrektur und Landesarmenanstalt“. Dort lebten Bettler, Landstreicher, Prostituierte und „verwahrloste“ Jugendliche. Von Juni 1933 bis März 1934 wurde die „Anstalt“ kurze Zeit als Konzentrationslager genutzt, in dem insgesamt 470 politische Gefangene inhaftiert waren.

Der Gemeinderat von Guxhagen setzt sich heute mehrheitlich aus SPD-Mitgliedern zusammen. Im Jahre 1952 ehrte das Städtchen Heinrich Klimmer mit der Benennung einer Straße, weil es ihm den Bau eines Sportplatzes und eines Klärwerks verdankt. Klimmer war Chef der erwähnten Anstalt in Breitenau und später Direktor der Landesarbeitsanstalt. Er war bereits 1932 der NSDAP beigetreten, sonst liegt gegen den Mann nichts vor. Der Historiker Gunnar Richter, Leiter der Gedenkstätte Breitenau, räumt ein, Klimmer habe dem Haus von 1933 bis 1940 vorgestanden. Er habe kein Konzentrations- oder Vernichtungslager geleitet. Landstreicher, Bettler und Prostituierte seien hier bereits in der Weimarer Republik inhaftiert gewesen. Also eigentlich kein Grund zur Aufregung.

Das lässt Rolf-Peter Ligniez, bis vor kurzem Fraktionschef der örtlichen Grünen, nicht ruhen. Er will eine Umbenennung der Straße durchsetzen. Eine „wissenschaftliche“ Expertise – Kostenpunkt 3000 Euro – soll die „Schuld“ von Klimmer beweisen. Um die Kosten gering zu halten, sollten Studenten die Arbeit ausführen. Das aber zeigte sich im Gemeinderat bisher als nicht mehrheitsfähig. Ersatzweise wurde ein Beschluss gefasst, sich mit dem Namen Klimmer weiter auseinanderzusetzen. Eine wissenschaftliche Beurteilung bringe möglicherweise neue Erkenntnisse, „wie die Person gesehen werden“ müsse, heißt es da. Schon vor zehn Jahren wollten die Grünen die Straße umbenennen und scheiterten damit. Sein Demokratieverständnis stellte Ligniez wie folgt unter Beweis: „Ich finde das zum Kotzen.“

In der Einwohnerschaft ist Klimmer nach wie vor populär: „Der Klimmer war ein anständiger Mann“, meint Anwohner Wilhelm Krug stellvertretend für fast alle. Nur ein einziger Anwohner bekannte sich unter dem Protest seiner Nachbarn zu einer Umbenennung. Ligniez hat trotz der beiden Niederlagen noch nicht resigniert. Er hofft offenbar, dass sich die Meinung im Laufe der Zeit ändern könnte. Bei den Grünen heißt es, man wolle aber eine breite Mehrheit hinter dem Antrag versammeln und dafür Zeit haben. Im Klartext heißt das, Lignietz will seinen Mitmenschen so lange auf die Nerven gehen, bis er seinen Willen bekommt. Dabei spielen auch die Medien eine wichtige Rolle. Im Fall Guxhagen scheint es gewissermaßen eine Einheitsfront zu geben. In der Tat ist es schon sehr auffällig, dass das linksextreme Blatt „Junge Welt“ und das einst konservative Flaggschiff des Springerkonzerns „Die Welt“ in gleicher Wortwahl über den „Skandal“ berichtet haben.   Hans Lody


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