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30.07.11 / Wo es noch zusätzliches Geld gibt / Deutsche Forschungsgemeinschaft:  Deutschlands größter nichtstaatlicher Forschungs-Förderer wird 60 Jahre alt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Wo es noch zusätzliches Geld gibt
Deutsche Forschungsgemeinschaft:  Deutschlands größter nichtstaatlicher Forschungs-Förderer wird 60 Jahre alt

Drittmittel“ ist das Zauberwort in der akademischen Welt. Da die normalen Zuwendungen von Bund und Ländern fast immer knapp ausfallen, braucht man zusätzliche Gelder, die von außen, eben von Dritten, eingeworben werden müssen. Man wendet sich an Stiftungen, an den Stifterverband oder an die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), welche die beantragten Gelder bereitstellen, sofern das jeweilige Projekt ihnen förderungswürdig erscheint. Mitunter ist der Hinweis auf die Höhe eingeworbener Drittmittel für das Ansehen eines Wissenschaftlers größer als die eigene wissenschaftliche Leistung.

Größter nichtstaatlicher Förderer in Deutschland ist die DFG, die dieser Tage ihr 60-jähriges Bestehen feiern kann. Sie wurde am 2. August 1951 am damaligen Sitz der Bundesregierung in Bonn gegründet. Aus einer kleinen Einrichtung ist heute ein immenser Apparat mit mehreren hundert Mitarbeitern geworden, der die ganze Breite der Wissenschaften abdeckt. Dafür standen der DFG im vergangenen Jahr etwas über 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Hälfte stammte vom Bund, ein Drittel steuerten die Bundesländer bei, und der Rest kam von anderen Institutionen, zu denen mittlerweile auch übernationale europäische gehören.

Genau genommen war es 1951 eine Wiederbegründung, denn die DFG gab es schon vor und während der NS-Zeit. Als nach dem Ersten Weltkrieg die Not im besiegten Deutschland immer größer wurde, kam es 1920 auf Initiative von Fritz Haber zur Gründung einer „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“, quasi einer Selbsthilfeorganisation der Hochschulen. 1929 wurde sie in „Forschungsgemeinschaft“ umbenannt. Dieser Name wurde 1951 wieder aufgegriffen.

Auch heute begreift sich die DFG als Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft. Ihr gehören die Universitäten, die Institute der Max-Planck-Gesellschaft, die Akademien der Wissenschaften und mehrere wissenschaftliche Verbände an. Für jedes Fachgebiet gibt es ein auf mehrere Jahre bestelltes Gutachtergremium, dessen Entscheidungen, falls negativ, oft heftige Kontroversen hervorrufen, da die Gründe nicht genannt werden und die Entscheidungen nicht anfechtbar sind.

Als seinerzeit der Ruf immer lauter wurde, Banken und Firmen, aber auch die Hochschulen sollten sich ihrer Vergangenheit in der NS-Zeit stellen, fühlte sich auch die DFG angesprochen. Sie berief ein Forschungsteam, das unter Leitung des Freiburger Historikers Ulrich Herbert zu einem zwiespältigem Ergebnis kam: Unbestritten hatte die DFG in der Not der 20er- und 30er-Jahre viel Gutes geleistet. Nach 1933 aber wurde sie mehr und mehr ein Instrument des NS-Regimes, das nicht nur fragwürdige „Rasseforschungen“ förderte, sondern auch den wahnwitzigen „Generalplan Ost“ und die häufig tödlich verlaufenen Menschenversuche – etwa des Mediziners Josef Mengele – an KZ-Häftlingen.

Der untersuchte Zeitraum der Geschichtskommission endete nicht 1945, sondern ganz bewusst erst Ende der 50er-Jahre. Dabei wurde das nicht ganz neue Ergebnis bestätigt, dass sich nach 1951 in der DFG die alte Ordinarienuniversität wieder etablierte, was rasch zu einer gewissen Stagnation führte. Damals neue, innovative Forschungen wurden entweder nicht gesehen oder verworfen. Es waren neue Förderer wie die 1962 gegründete VW-Stiftung, die damals neuen, heute aus der Wissenschaft nicht mehr wegzudenkenden Bereichen wie etwa der Molekularbiologie zum Durchbruch verhalfen.

Erst als die alten Ordinarien nach und nach durch jüngere Wissenschaftler abgelöst wurden, wurde auch die DFG flexibler und weltoffener. Heute hat sie sich zahlreiche Fördermöglichkeiten geschaffen, um schnell und gezielt auf spezielle Herausforderungen reagieren zu können, etwa die Sonderforschungsbereiche, Schwerpunktprogramme, Stipendien und Graduiertenkollegs und mehrere hochangesehene Preise wie beispielsweise den Leibniz-Preis, dazu das Projekt „Exzellenzinitiative“.

Der größte „Batzen“ entfällt seit Jahren auf die sogenannten Lebenswissenschaften (Medizin, Biologie, Agrarwissenschaften), weit vor den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Die Geisteswissenschaften erhalten konstant knapp 15 Prozent der DFG-Gelder. Darin spiegelt sich die ausdifferenzierte Struktur der Wissenschaft wider: In Naturwissenschaft und Technik geht es fast nur noch in Teamarbeit; in der Geisteswissenschaft kann, was tröstlich ist, nach wie vor ein einzelner exzellenter Kopf die Welt bewegen.  Dirk Klose


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