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30.07.11 / Bayerns Märchenkönig und der Osten / Ludwig II.: Spurensuche auf Herrenchiemsee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Bayerns Märchenkönig und der Osten
Ludwig II.: Spurensuche auf Herrenchiemsee

Im Rahmen seiner Tagesfahrten „Kultur vor Ort“ reiste das Münchner „Haus des Deutschen Ostens“ (HdO) zum Schloss Herrenchiemsee zur Bayerischen Landesausstellung „Götterdämmerung – König Ludwig II.“

„Was hat Ludwig mit dem Osten zu tun?“ war die Frage, mit der die Ausstellung durchforscht wurde, die bereits zur Halbzeit 200000 Besucher angezogen hat und alle Rekorde zu brechen scheint. Dabei sollten die Schlösser des Märchenkönigs (1845-1886) nach seinem Willen keine Fremden betreten.

Der noch heute von vielen verehrte „Kini“, der zwar hoch verschuldet Bayern seine schönsten Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee  hinterließ, war durch und durch nach Westen orientiert. Seine Mutter aber war Marie Friederike von Preußen (1825-1889). Bismarck bestimmte Ludwigs politisches Schicksal, er diktierte den auf Herrenchiemsee erstmals ausgestellten Kaiserbrief, mit dem Ludwig dem preußischen König die Kaiserkrone antrug. Wilhelm nahm an und Ludwig ging in die innere Emigration. Bayern, so der Direktor des „Hauses der Bayerischen Geschichte“, Richard Loibl, fremdelte im neuen deutschen Kaiserreich.

Ludwigs Blick nach Osten konzentrierte sich zunächst – wie die Ausstellung beweist – immer wieder auf seine Schlösser und deren Ausstattung. So kamen riesige Lüster aus Wien, der wertvollste aus der Meißener Porzellanmanufaktur. Die Wartburg wurde neben dem französischen Pierrefonds zum Vorbild von Hohenschwangau. Es kam, wie der Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, Dr. Ortfried Kotzian, betonte, nicht der bayerische König in den Osten, sondern der Osten kam zu ihm. Das galt auch für seine engen Beziehungen zu Richard Wagner, dessen Freund Franz Liszt nicht nur in Ungarn musikalisch zu Hause war, sondern in Osteuropa bis hin nach St. Petersburg, dem Baltikum, Königsberg und der heutigen Ukraine musizierte.

Den entscheidenden Blick nach Osten erzwang die ungeliebte große Politik: der deutsch-österreichische Bruderkrieg von 1866 mit der Schlacht im ostböhmischen Königgrätz. Bayern befand sich plötzlich auf der Seite des Verlierers und wurde in Richtung kleindeutscher Nationalstaat gedrängt. Es wurde abhängig von Preußen und Ludwig ein Vasall seines preußischen Onkels.

Der Vorfrieden von Nikolsburg am 26. Juli 1866 hatte auch für Bayern und seinen König gewaltige Folgen. Der Nachbar Österreich sicherte seine Grenzen und konzentrierte sich auf den Südosten. Ein neuer Nationalismus wurde entfacht, man dachte in Wien und in München nun in den Begriffen von Cis- und Transleithanien. Es veränderte sich der außenpolitische Blick nach Osten. Die Leitha wurde zur neuen Grenze.

Im Krieg von 1870 marschierten Ludwigs Soldaten gegen den alten bayerischen Verbündeten Frankreich. Dreitausend von ihnen fielen unter preußischem Oberbefehl.

Die Spurensuche führte auf der Insel Herrenchiemsee auch in die ehemalige Pfarrkirche St. Marien. Dort erinnert eine Tafel daran, dass an dieser Stelle im Jahre 750 die slowenischen Fürsten Gorazo und Hotimir getauft wurden. Ein Ereignis, das bis heute fortwirkt. Rund 70 Prozent aller Slowenen sind katholisch. Norbert Matern


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