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30.07.11 / Rettung der Bergkultur / Reinhold Messner eröffnet neues Museum auf Schloss Bruneck

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Rettung der Bergkultur
Reinhold Messner eröffnet neues Museum auf Schloss Bruneck

Als seinen „15. Achttausender“ bezeichnet Reinhold Messner die von ihm geschaffene fünfteilige Museumskette zum Thema Berg in seiner Heimat Südtirol. Der 1944 geborene Ausnahme-Alpinist hat nicht nur bei 3500 Bergfahrten etwa hundert Erstbegehungen durchgeführt, alle 14 Achttausender bestiegen sowie die „seven summits“, die Antarktis zu Fuß, Grönland der Länge nach, Tibet, die Wüsten Gobi und Takla Makan durchquert. Er hat die Welt an seinen Erlebnissen als Grenzgänger auch teilhaben lassen mit Vorträgen, Dokumentarfilmen, Artikeln in Zeitschriften und über vier Dutzend Büchern, die in zwei Dutzend Sprachen übersetzt wurden. Die Erfahrungen, die er vier Jahrzehnte lang an den äußersten Rändern der Erde gesammelt hat, sind natürlich auch die Grundlage seines Messner Mountain Museums, abgekürzt MMM, das weltweit Bezugspunkt zum Thema Berg geworden ist. Die Ausstellungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten verteilen sich auf drei Schlösser in Bozen, Bruneck und Kastelbell westlich von Meran, ein altes Fort auf dem Monte Rite (2181 Meter) im Herzen der Dolomiten oberhalb von Cibiana di Cadore und südlich von Cortina d’Ampezo, und eine Art Berghöhle, die in Sulden am Ortler auf 1900 Metern unterirdisch angelegt ist. 15 Jahre seines Lebens hat Reinhold Messner diesem Museumsprojekt gewidmet. Mit der Eröffnung des MMM Ripa am 3. Juli 2011 soll es seinen Abschluss gefunden haben.

Neben der zentralen Begegnungsstätte auf Schloss Sigmundskron in Bozen ist das MMM Ripa auf Schloss Bruneck nicht nur das neueste Projekt, sondern auch das wichtigste. Und wo einst die Fürstbischöfe den Sommer verbrachten, macht man nun Bekanntschaft mit dem Leben und Überleben, der Kultur und Religion von 20 Bergvölkern aus Asien, Afrika, Südamerika und Europa. Man begegnet Nomadenkulturen, die in Tibet, im Vorderen Orient oder in der Mongolei noch lebendig sind, betritt die geheimnisvolle Welt der Bergmenschen Afrikas und Ozeaniens: Damara aus dem Brandbergmassiv in Namibia, Massai aus Ostafrika, Tuareg aus dem Air-Gebirge, Danis in Neuguinea. Man kann in einer Höhle, wie im Wadi Rum in Jordanien, die archaische Welt aus der Steinzeit nachempfinden. Man macht Bekanntschaft mit Kultur und Alltag der Kaukasier, einzelner Bergstämme aus der Hohen Tatra und Rhodopen, ist in den Anden Südamerikas (Indios), im Himalaya (Naga, Nepali), im Hindukush (Kafiren, Kalash), im Karakorum (Hunza, Balti) und zuletzt zwischen Himalaya und Transhimalaya (Mustangi, Sherpa, Tibeter) unterwegs.

Seit mehr als 10000 Jahren leben Menschen in den verschiedensten Bergwelten. So sehr sich Alltagskunst, Religion oder Klima auch unterscheiden, die Überlebensstrategien sind überall die gleichen. Doch das MMM Ripa soll mehr als einen musealen Blick auf die Lebensweise der Bergbewohner werfen. Schloss Bruneck im Pustertal soll nach dem Willen Messners zu einer Anlaufstelle für die Problematik Bergkultur und Stadtkultur, Berglandwirtschaft und Tourismus werden.

            Helga Schnehagen

MMM Ripa, Schloss Bruneck, Schlossweg 2, I-39031 Bruneck (BZ), Tel. +39 (0)474 410220, Fax +39 (0)474 410525, www.messner-mountain-museum.it. Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr; letzter Einlass 17 Uhr; dienstags sowie 2. November bis 7. Dezember, 25. und 26. Dezember geschlossen.


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