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06.08.11 / Konflikt offenkundig / US-Geheimstudie warnt vor Radikalisierung der Pakistaner in Norwegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-11 vom 06. August 2011

Konflikt offenkundig
US-Geheimstudie warnt vor Radikalisierung der Pakistaner in Norwegen

Hätte es nicht die fürchtbare Tat des Anders Brevik gegeben, könnte man meinen, die Norweger lebten in einer heilen Welt. Diesen Eindruck vermittelt zumindest die Masse der Medienberichte. Der Geschäftsträger der amerikanischen Botschaft in Oslo, Kevin Johnson, hat schon im Jahr 2007 in einer Depesche nach Washington, in der er die pakistanische Minderheit in Norwegen beschrieb, ein anderes Bild gezeichnet. Die Pakistaner bilden die größte Immigranten-Gruppe in Oslo. Da es sich um ein vertrauliches Schreiben handelte, sprach der Diplomat Klartext. Das Dokument wurde von „Wikileaks“ enthüllt und im Februar 2011 in der norwegischen Zeitung „Aftenposten” im englischen Original abgedruckt.

Johnson wies ausdrücklich auf die Gefahr einer Radikalisierung von Pakistanern in Norwegen hin. Norwegische Behörden und Vertreter der pakistanischen Minderheit würden das Risiko des Fanatismus herunterspielen. Der Diplomat verwies unter anderen auf den Islamisten Mullah Krekar, der immer noch in Norwegen mit einem Internet-Blog Al Kaida unterstütze, und den norwegischen Staatsbürger pakistanischer Abstammung Afran Bhatti. Dieser wurde 2006 wegen des Verdachts verhaftet, Anschläge auf die Botschaften der USA und Israels in Oslo geplant zu haben. Bhatti sei ein Produkt der starken Bandenkriminalität unter pakistanischen Jugendlichen. Die kriminellen Aktivitäten der zweiten Generation pakistanischer Einwanderer könnten diese auch in den Terrorismus führen. Es gebe unter den Pakistanern in Norwegen extrem dreiste Kriminelle, denen die Polizei bisher nur zögerlich begegnet sei. Pakistaner bildeten die Führung sowie die meisten Mitglieder der „A-Bande“ und der „B-Bande“, die sich seit den 80er-Jahren Jahren bekriegten. Im Jahr 2006 sei der Konflikt in einer Schießerei beider Banden am helllichten Tag auf der Akerbrygge-Promenade in Oslo kulminiert. Die Anziehungskraft der Banden sei für junge Pakistaner beträchtlich, sie verhießen ihnen schnelles Geld, schnelle Autos und Respekt unter ihresgleichen. Schlechte Zukunftsaussichten könnten einen weiteren Faktor für eine Radikalisierung darstellen. Johnson erinnerte auch an die Auseinandersetzungen um eine Mohammed-Karikatur in Norwegen. Insgesamt bestünde die Gefahr eines „home-grown“ (hausgemachten) Terrorismus.

Den Pakistanern falle es erkennbar schwer, sich in Norwegen anzupassen. Der Konflikt zwischen ihrer und der norwegischen Kultur sei offenkundig. Obwohl sie bereits seit den 60er-Jahren eingewandert seien, hätten sie bei der Integration noch viele Hürden zu überwinden. Einige hätten sie jedoch selbst errichtet. Unter den Minderheiten bildeten sie noch immer die homogenste Gruppe. Sie würden fast nur unter sich heiraten. Im Vorjahr habe dies für 95 Prozent der geschlossenen Ehen gegolten. Dabei seien 75 Prozent der Ehepartner direkt aus Pakistan gekommen. Es gebe Pakistaner in Norwegen, die ihre Kinder auf Grund- und Oberschulen nach Pakistan schickten. Die Zahl höherer Bildungsabschlüsse liege nicht nur weit unter dem norwegischen Durchschnitt, sondern auch unter dem anderer Immigranten. Jedes Jahr kämen etwa 1000 weitere Pakistaner nach Norwegen, hauptsächlich durch Eheschließungen. Viele Ehen seien arrangiert, es gebe auch Zwangsheiraten. Kaum mehr als ein Viertel der Frauen gehe einer beruflichen Arbeit nach. Dies zum Teil wegen der größeren Kinderzahl, aber auch, weil viele erst neu als Ehepartner ins Land kämen und weder norwegische Sprachkenntnisse noch verwendbare Ausbildungen besäßen. Die Führer religiöser und weltlicher pakistanischer Institutionen in Oslo würden sich allgemein bekannte Machtkämpfe liefern. Michael Leh


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