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06.08.11 / Polen in der Franken-Falle / Kredite in Fremdwährung werden immer teurer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-11 vom 06. August 2011

Polen in der Franken-Falle
Kredite in Fremdwährung werden immer teurer

Für die polnische Wirtschaft könnten sich die massenweise noch vor Ausbruch der Finanzkrise abgeschlossenen Fremdwährungskredite als tickende Zeitbombe entpuppen. Acht oder zehn Prozent Zinsen für einen Kredit in polnischen Zloty, oder ein Kredit in Schweizer Franken zu vier Prozent – bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 war für viele Polen klar, wie die Entscheidung ausfällt. Der ständig aufwertende Zloty bot zusätzlich noch die Hoffnung, dass die Kreditraten sich durch einen besseren Wechselkurs in der Zukunft weiter verringern würden. Erst mit Ausbruch der Finanzkrise und der einsetzenden Aufwertung des Schweizer Franken haben viele polnische Kreditnehmer erkannt, auf welche riskante Wette sie sich eigentlich eingelassen haben. Etwa 700000 Privatpersonen haben sich in den letzten Jahren den Traum von der eigenen Immobilie oder dem neuen Auto mit einem Bankkredit in Schweizer Franken erfüllt. Abgeschlossen wurden viele der Kreditverträge noch bei einem Preis von nur 2 bis 2,50 Zloty für den Schweizer Franken.

Bereits im Frühjahr 2009 brachte eine erste Aufwertung des Franken um 25 Prozent nicht nur die Schuldner durch höhere Kreditraten in Bedrängnis. Auch die geldgebenden polnischen Banken saßen auf einem Berg von ausstehenden Krediten in Höhe von 30 Milliarden Franken. Um die polnischen Banken zahlungsfähig zu halten, stellte im Februar 2009 die Schweizer Nationalbank dem polnischen Bankensektor zehn Milliarden Franken zur Verfügung. Inzwischen ist der Wechselkurs von 3,60 Zloty für einen Schweizer Franken erreicht. Unter Berück­sichtigung der häufig hohen Bank-Provisionen werden bei den Kreditraten inzwischen bis zu 4 Zloty für den Franken berechnet.

Die Zahl der Schuldner, die nicht mehr in der Lage sind, die drastisch erhöhten Kreditraten zu bezahlen, steigt immer mehr an. Insgesamt konnten im Jahr 2010 etwa zwei Millionen Polen ihre Darlehen nicht mehr bedienen. Unter dieser Zahl „fauler Kredite“ befinden sich in großem Umfang Fremdwährungskredite.

Die große Masse an Zahlungsausfällen dürfte allerdings erst noch bevorstehen: Bei einer Arbeitslosenquote von 13 Prozent wird bei 17 Prozent der Haushalte inzwischen die Hälfte oder sogar ein noch höherer Anteil des Einkommens für Kredittilgungen fällig. Fast die Hälfte der Haushalte verwendet immerhin mindestens ein Viertel ihres Einkommens für Kreditrückzahlungen. Möglichkeiten für einen Privatkonkurs sind für die Schuldner nur sehr eingeschränkt möglich. Offen steht lediglich die Möglichkeit, die in Schweizer Franken aufgenommenen Darlehen auf Zloty umzustellen. Der Preis dafür ist die Festschreibung des aktuellen hohen Wechselkurses in die neuen, auf Zloty lautenden Verträge. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass die zunehmenden Zahlungsausfälle und die steigenden Belastungen für die Kreditnehmer sich auf die Konsumlaune der Polen auswirken. Bemerkbar machen sich die Probleme auch durch neuerdings sinkende Immobilienpreise und die deutlich schwächeren Wachstumsprognosen für die Wirtschaft. Die dynamischen Zuwachsraten der polnischen Wirtschaft werden damit zunächst erst einmal der Vergangenheit angehören. N. Hanert


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