28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.08.11 / Ackermanns Doppelschlag / Bankboss verdrängt Widersacher und wird selbst Aufsichtsratschef

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-11 vom 06. August 2011

Ackermanns Doppelschlag
Bankboss verdrängt Widersacher und wird selbst Aufsichtsratschef

Offenbar gilt der Satz: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ nicht nur in der Politik: Noch am 10. April sagte der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, in der „Welt am Sonntag“: „Ich werde meinen Vertrag nicht verlängern und auch nicht in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank wechseln.” Doch schon während er diesen Satz sagte, zog er anscheinend bereits hinter den Kulissen die entsprechenden Strippen, um den amtierenden Aufsichtsratschef Clemens Börsig von seinem Sessel zu stoßen.

Schon seit Monaten übertrafen sich die Wirtschaftspublikationen mit Theorien, wer Nachfolger von Ackermann bei der Deutschen Bank werden und was aus ihm würde, obwohl sein Vertrag erst im Mai 2013 ausläuft. Zeitweilig wurde Ex-Bundesbankchef Axel Weber für den Job gehandelt, nachdem er seine Aufgabe bei der Bundesbank vorzeitig aufgekündigt hatte. Doch obwohl Ackermann Weber umwarb, wurde am 1. Juli bekannt, dass Weber nach seinem Kurzengagement an einer US-Universität im kommenden Jahr in den Verwaltungsrat der Schweizer Bank UBS wechselt. Mit Webers indirekter Absage waren die Weichen für die jetzige Personalplanung gestellt.

Seit Tagen wird nun diskutiert, inwieweit es rechtens ist, dass Ackermann gleich vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechselt, obwohl das nach dem Aktiengesetz verboten ist, es sei denn 25 Prozent der Aktionäre sind dafür, auf die sogenannte „Abkühlphase“ zu verzichten. Ackermanns Nachfolger, der bereits als Kronprinz gehandelte, indischstämmige und in London tätige Investmentbanker Anshu Jain, besitzt zusammen mit seinem Investmentbanking-Team bereits 20 Prozent der Deutschen Bank und seine Sparte trägt seit Jahren mit 80 bis 90 Prozent zu dessen Gewinn bei. Somit dürfte Ackermann leicht die 25 Prozent Zustimmung erhalten.

Zusammen mit dem Deutschland-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, soll der risikofreudige Jain nun in einer Doppelspitze ab nächstem Jahr das größte in Deutschland beheimatete Kreditinstitut leiten, überwacht von Ackermann im Aufsichtsrat. Da Ackermann und Jain gleichermaßen als dominant gelten, zweifeln Wirtschaftsexperten, dass das gutgehen wird. Die Deutsche Bank hat die Finanzkrise recht gut überstanden, weil Ackermann trotz hoher Gewinnerwartungen auch stets das Risiko im Blick hatte. Der 48-jährige Jain hingegen gilt als deutlich risikofreudiger, was für Reibung zwischen Ackermann und Jain sorgen könnte. Auch deswegen ist ihm der 62-jährige Fitschen vorerst bis 2015 zur Seite gestellt. Es heißt aber, dass, sollte Jain bis dahin Deutsch gelernt, sich an seinem neuen Arbeitsplatz in Frankfurt eingelebt, in der Bankenwelt breiter vernetzt und als umsichtiger als erwartet erwiesen haben, er danach allein den Posten des Vorstandschefs übernehmen soll. Für den Fall, dass ihm dies nicht gelingt, hat der Aufsichtsrat, wohl auf Drängen Ackermanns, dem ebenfalls 48-jährigen Rainer Neske, derzeit Privatkundenvorstand, die Position Fitschens ab 2015 in Aussicht gestellt. Bel


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren