18.04.2024

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13.08.11 / Wofür?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-11 vom 13. August 2011

Jan Heitmann:
Wofür?

Soldaten! Sie werden gleich Ihren Eid leisten. Am heutigen Tage muss ich Ihnen wohl nicht weiter erklären, warum Sie hier sind.“ Das musste der Kommandeur uns jungen Bundeswehr-Rekruten an jenem 13. August 1981 tatsächlich nicht weiter erklären. Es war der 20. Jahrestag des Mauerbaus und wir leisteten unseren Wehrdienst, damit die Mauer niemals nach Westen verschoben wird. Wer Zweifel am Sinn einer wehrhaften Bundesrepublik hegte, musste nur an die Grenze fahren und einen Blick in das größte Gefängnis Europas werfen.

Das alles ist längst Geschichte. Und es scheint bei vielen schon vergessen zu sein. So schnell, wie die Mauer aus dem Stadtbild Berlins verschwand, so schnell verschwand sie auch aus den Köpfen. Einer repräsentativen Umfrage der „Berliner Zeitung“ zufolge weiß fast ein Fünftel der Berliner mit dem historischen Datum 13. August nichts anzufangen. Bei den unter 30-Jährigen sind es gar zwei Drittel. Bei 45 Prozent der Befragten ist die Mauer im Familien- und Freundeskreis „selten oder so gut wie nie“ ein Thema.

Und es kommt noch schlimmer: Zehn Prozent der befragten Berliner sind der Ansicht, dass die Teilung der Stadt richtig war. Ein Viertel stimmt dieser Ansicht „teilweise“ zu, und nur 62 Prozent teilen sie „überhaupt nicht“.  Kein Wunder, dass nachgemachter DDR-Nippes und Ostalgie-Sendungen Konjunktur haben. Wofür, so fragt man sich, sind die Menschen in der DDR eigentlich 1989 auf die Straße gegangen, wenn das, wogegen sie damals demonstriert haben, heute für einen unterhaltsamen Fernsehabend taugt? Wie schnell man sich doch an die Freiheit und die Abwesenheit von Bedrohung gewöhnen und vergessen kann.


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