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13.08.11 / Entscheidung fällt in Hama / Assad-Regime will hier die Opposition endgültig niederschlagen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-11 vom 13. August 2011

Entscheidung fällt in Hama
Assad-Regime will hier die Opposition endgültig niederschlagen

Der Aufstand in Syrien hat ein neues Zentrum: Hama, mit 800000 Einwohnern die viertgrößte Stadt des Landes, wird von der eigenen Armee belagert. In ihren Straßen kommt es täglich zu Gefechten, bei denen das Militär auch schwere Waffen einsetzt. Die Sicherheitskräfte gehen nicht nur gewaltsam gegen Regimegegner, sondern auch gegen die unbeteiligte Bevölkerung vor. Beobachter gehen davon aus, dass Präsident Bashir al Assad hier mit allen Mitteln die Entscheidung suchen wird, um den Protest endgültig niederzuschlagen. Hama ist nicht irgendeine Stadt, sie ist eine traditionelle Hochburg des Widerstands gegen das Baath-Regime. Bereits im Februar 1982 war sie Schauplatz eines Massakers, das zu den größten Untaten der Assad-Dynastie zählt. Damals ließ die Regierung die Stadt bombardieren und verwüsten. Die Militäroperation tötete nicht nur 30000 Menschen, sondern sie zerstörte auch weite Teile der historischen Altstadt. Die Ruinen wurden später abgerissen und zubetoniert. Hama war ein Zentrum der islamistischen Muslimbrüder, die der Baath-Partei feindlich gegenüberstanden und Hama zum Zentrum ihres Widerstandes machten. Ihr Ziel war die Errichtung eines islamischen Gottesstaates. Die Ereignisse von 1982 sind in Syrien bis heute ein Tabu, so dass darüber in der westlichen Welt kaum etwas bekannt ist. Über das Massaker durfte in Syrien bislang nicht einmal offen gesprochen werden. Das in der Bevölkerung vorhandene Wissen darüber sollte jahrzehntelang der Abschreckung dienen.

Dass Hama eine traditionelle Hochburg des Widerstands gegen das Baath-Regime ist, hat mehrere Ursachen. Hama ist deutlich sunnitisch-islamisch dominiert – das Baath-Regime wird jedoch vor allem von Angehörigen der schiitischen Sekte der Alawiten getragen. Darüber hinaus gilt Hama als die religiös-konservativste Stadt Syriens. Bereits kurz nach der Machtübernahme der Baath-Partei 1964 kam es zum ersten Mal zu einem Aufstand in Hama – schon dieser wurde mit Hilfe von Panzern niedergeschlagen.

Die Erinnerung an das Massaker von 1982 ist unauslöschbar in Syrien. Deshalb ist es besonders brisant, dass dieselbe Stadt nun wieder im Zentrum der Revolte steht. „Hama, du bist eine Wunde, die nicht verheilt“, lautete ein Gedicht, das von der Opposition über Twitter verbreitet wird. Mit seiner Unterdrückungspolitik hat sich das Assad-Regime international ins Abseits manövriert. Heute halten nur noch der Iran und die radikale libanesische Schiitenmiliz Hisbollah zu Assad, selbst die radikalislamische Hamas im Gazastreifen ist dabei, sich von ihm loszusagen. Das Ende seiner Herrschaft zeichnet sich ab. Ein großes Massaker wie 1982 scheint heute kaum noch vorstellbar. Der „Unruhen-Bazillus“, wie ihn Assad in einer Ansprache nannte, hat schon zu viele Teile Syriens und der arabischen Welt erfasst. Auch angesichts der wirtschaftlichen Schwäche des Assad-Regimes ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Syrer den 30. Jahrestag des Massakers von Hama schon in Freiheit feiern können. Bodo Bost/Jan Heitmann


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