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13.08.11 / Ärzte in der Mangel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-11 vom 13. August 2011

Ärzte in der Mangel
von Theo Maass

Schon seit einigen Jahren ist das Thema Ärztemangel auf dem Lande ein Thema für die Politik. Dabei ist nicht nur die aktuelle Situation besorgniserregend, auch die Zukunft verspricht keine Besserung – im Gegenteil: Die Überalterung nimmt zu, es gibt mehr Patienten und weniger junge Ärzte, was die Belastung des einzelnen Mediziners noch verschärft.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung teilte unlängst mit, dass derzeit bundesweit 550 Praxen nicht besetzt seien, für die es dringenden Bedarf gäbe. Ob das Eingreifen der Politik Besserung bringt? Ab 2012 sollen finanzielle Anreize den Ärzten eine Niederlassung auf dem Land schmackhaft machen. Hinzu kommen verwaltungstechnische Erleichterungen, so der Beschluss der Bundesregierung. Die „Deckelung“ der Honorare soll in strukturschwachen Gebieten gelockert werden. 200 Millionen Euro soll das kosten.

Aber werden die Ärzte mit dem zusätzlich vom Staat ausgeschütteten Geld glücklich werden? Ärzte sind „Selbständige“ und machen so ihre Erfahrungen mit einer anderen staatlichen Institution: dem Finanzamt. Alle Jahre wieder setzt es die Höhe der Zahlungen fest, die Vater Staat vom Selbständigen kassieren will. Sind es große Betriebe, die finanziell gut ausgestattet sind, dann leistet sich der Geschäftsführer oder Eigentümer einen guten Steuerberater und einen versierten Rechtsanwalt, der unberechtigte Forderungen nachdrücklich zurückweist.

Bei kleinen Selbständigen sieht das anders aus. Sie sind den beamteten Profis hilflos ausgeliefert. Drei oder zwei Jahre rückwirkend wird da in den Unterlagen gewühlt. Was dem Prüfer nicht plausibel erscheint, wird dann beanstandet und „geschätzt“. Vor wenigen Tagen lief im Regionalfernsehen ein Beitrag über Betroffene. Ein Taxifahrer berichtet von Nachforderungen in Höhe von 20000 Euro, ein Goldschmied von der Bedrohung seiner Existenz.

Keine Einzelfälle, wie Steuerberater Volker G. zu berichten weiß. Die „Schätzungen“ seien häufig zu hoch, wenn die Betroffenen zu den Gerichten gingen, dann reduzierten sich die Nachforderungen meist. Es ist auch schon vorgekommen, dass Gewerbetreibende Außenstände beim Staat hatten und durch überzogene Nachforderungen des Finanzamtes ruiniert wurden. Volker G. sinniert: Bei den ganz Reichen und Großen sei nix zu holen, weil die sich erfolgreich wehrten oder einfach auswanderten. Bei Hartz-IV-Empfängern könne auch nicht mehr viel gekürzt werden. Was bleibe, sei die Plünderung des Mittelstandes. Und genau dazu zählen auch die selbständigen Landärzte. Statt mit aufwändigen Förderprogrammen zu winken, wäre ihnen vielleicht mehr geholfen, wenn die Finanzämter in den nächsten 30 Jahren wenigstens auf die Überprüfung bereits erteilter Bescheide verzichteten.


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