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13.08.11 / Rot-rote Billigjobs / Brandenburg: Öffentliche Hand bevorzugt »flexible Beschäftigung«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-11 vom 13. August 2011

Rot-rote Billigjobs
Brandenburg: Öffentliche Hand bevorzugt »flexible Beschäftigung«

Die Unternehmensumfrage „Betriebspanel Brandenburg 2010“ zeigt deutliche Strukturprobleme der Mark: Der Lohnabstand zum Westen bleibt, neue Stellen entstehen vor allem als Minijobs oder in Teilzeit. Gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel.

Der Anstieg geringfügiger Beschäftigung sei „besorgniserregend“, so Arbeitsminister Günter Baaske (SPD) zu dem von ihm vorgelegten Bericht. Die repräsentative Umfrage unter Brandenburgs Arbeitgebern gibt seit 1995 jährlich Auskunft über Betriebsentwicklung und Beschäftigung in der Mark. Sie gilt der Regierung seit langem als „Tiefenbohrung“, welche die Entwicklungsbedingungen über die offizielle Statistik hinaus hinterfragt.

Die aktuellen Zahlen von 969 Unternehmen beruhen auf Daten von 2010. Die laut Baaske „ernüchternde“ Bilanz: Selbst im Aufschwung gelangen in Brandenburg kaum Arbeitslose auf gut bezahlte Vollzeitstellen. Sogenannte „atypische Beschäftigung“ umfasst 34 Prozent aller Jobs.

Gleichzeitig können viele Positionen nicht besetzt werden. Die Nichtbesetzungsquote hat mit 21 Prozent einen Rekord erreicht. 9000 Stellen für Qualifizierte blieben leer. 2009 lag die Quote erst bei 14 Prozent (6000 Stellen). Kleine Firmen sind besonders betroffen. Hier liegt die Nichtbesetzungsquote bei 36 Prozent. Bei Betrieben über 250 Mitarbeiter beträgt sie nur acht Prozent.

Der Bruttomonatslohn lag 2010 im Schnitt bei 1880 Euro, das sind laut Studie gut 80 Prozent des Westniveaus. Rechnet man die längeren Arbeitszeiten mit ein, seien es sogar nur 74 Prozent, so Baaske. Der Abstand hat seit 1996 kaum abgenommen. Auch das Lohngefälle von Berlin nach Brandenburg ist geblieben.

Der rot-roten Landesregierung ist es dem Bericht zufolge nicht gelungen, negative Trends zu brechen. Schon die Umfragewerte von 2009 ergaben, dass rund jeder dritte Beschäftigte keine Vollzeitstelle hat, sich mit Mini- oder Teilzeit-Jobs über Wasser hält. „Wir müssen mit den Löhnen nach oben“, fordert Baaske nun.

Peinlich: Gerade die Studie vom letzten Jahr zeigte aber, dass sogenannte flexible Beschäftigungsverhältnisse bei der öffentlichen Hand mit 39 Prozent häufiger waren als im Privatsektor mit 29 Prozent. Laut den für die Umfrage verantwortlichen Experten vom Institut für sozialökonomische Strukturanalysen (SÖSTRA) waren davon „auch Ministerien“ betroffen.      SV


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