28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.08.11 / Farbenprächtige Papageien und treue Hunde / In Schweinfurt beschäftigt sich eine Ausstellung mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-11 vom 13. August 2011

Farbenprächtige Papageien und treue Hunde
In Schweinfurt beschäftigt sich eine Ausstellung mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier

Tiere sind die besten Freunde. Sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht“, hat der Schriftsteller Mark Twain gesagt. Und so werden sie im Gegensatz zum Menschen auch keine Einwände erheben, wenn ein Maler sie einmal nicht richtig getroffen hat. Tierdarstellungen sind in der Malerei und Grafik des 19. Jahrhunderts häufig zu finden. Die Vierbeiner werden als bester Freund des Menschen, als Prestigeobjekt, als Handelsware und als Dienstleister abgebildet. Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer zeigt derzeit eine umfangreiche Ausstellung unter dem Titel „Das Tier und der Mensch“. 61 Gemälde und 80 Zeichnungen, Skizzenbücher, historische Fotografien sowie Schriften aus eigenem Bestand, ergänzt durch ausgewählte Leihgaben aus Privatbesitz, geben einen Einblick in die vielfältige Sichtweise der Künstler auf die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Sinnsprüche und Beschreibungen der Zeit ergänzen die reiche Bildauswahl. Die Präsentation der Gemälde ist in sechs Kapitel gegliedert: „Schafe, Schafe, Schafe, Rinder. Rinder. Ziegen. Und etwas Pferd“, „Malerei ohne Mitleid I“ „Mitleid II“, „Das andere Tierstück“, „Schicksalsgemeinschaft“, „Weniger Mensch“. Auch die Grafik-Abteilung ist in Kapitel strukturiert: „Im Dienst des Menschen“, Gejagt, Idyllisch, Menschlich – Blicke in die Tierseele, Geliebtes Tier, Das Tier als Prestigeobjekt. Unter den nahezu 100 Künstlern, die mit besonderen Werken in der Ausstellung vertreten sind, findet der Kunstfreund viele weniger bekannte Meister, aber auch so berühmte wie Carl Spitzweg, Lovis Corinth, Franz Marc und Max Slevogt.

Von Slevogt ist der 1901 entstandene farbenprächtige „Papageienmann“ zu sehen, eine Besonderheit, denn in der Schweinfurter Sammlung befinden sich kaum Bilder zum Thema dressiertes Tier. Der Papageienwärter Burkhart im Frankfurter Zoo holte morgens die Tiere aus den Käfigen und brachte sie ins Freie, um sie dort an großen Stangen anzuketten. Auf einer Schaukel sitzt ein blauer Papagei, während auf der Schulter des Mannes ein roter sitzt. Am Boden hockt ein anderer roter Vogel, offensichtlich sehr aufgeregt. Ein dunkelblauer hingegen hat sich am Rocksaum des Wärters mit dem Schnabel festgebissen. Zwei Kinder beobachten aufmerksam das wilde Treiben.

Viel ruhiger geht es auf dem Gemälde zu, über das sein Schöpfer Lovis Corinth in seinen Aufzeichnungen „Der Hund Hipp auf einem Tisch, Glas, Bier, Hut und Stock darauf, hinten Apfelbaum mit reifen Früchten“ notiert hat. „Keinem fiele ein, Corinth als Tiermaler zu bezeichnen“, erläutert die Museumsdirektorin und Kuratorin der Ausstellung Sigrid Bertuleit. „Das Motiv Tier war ihm dennoch gewogen. Nennenswert ist, dass laut Werkverzeichnis seiner Gemälde von Nr. 2 bis Nr. 971 (von insgesamt 1005 Arbeiten) immer wieder Tiermotive auftreten, unberührt davon, dass bei Corinth Porträts, Figurationen, Landschaften vorne weg stehen. Wer nun schlussfolgert, dieser Hund sei halt des Künstlers eigener, der irrt. Das Tier gehörte dem befreundeten Maler Arthur Langhammer.“

Nach Ostpreußen führt auch der als Pferdemaler bekannte Carl Steffeck. In Schweinfurt wird das um 1850 entstandene Gemälde „Vor dem Ausritt“ gezeigt. Der 1818 Geborene wurde  1880  als Direktor an die Königsberger Kunstakademie berufen. Allein über 20 Pferdeporträts des begeisterten Reiters und Pferdefreundes zierten einst das Schloss des Landstallmeisters von Trakehnen. Steffecks Pferdebilder haben einen zweifachen Wert, urteilen Fachleute. Zum einen seien sie ein selbständiges Kunstwerk gewesen, zum anderen aber hätten sie auch Bedeutung als ein wahrheitsgetreues Zeitdokument. Zu Steffecks Schülern gehörten in Berlin Max Liebermann und der aus Gumbinnen stammende Richard Friese. Von ihm ist in Schweinfurt eine Zeichnung „Erlegter Hirsch“ aus dem Jahr 1888 zu sehen. Mit seinen Bildern wollte Friese nicht nur die Wirklichkeit darstellen, sondern sie zugleich auch dramatisch überhöhen. Die Freunde seiner Kunst, darunter Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph I., wussten dies durchaus zu schätzen.           os

Die Ausstellung „Das Tier und der Mensch“ im Schweinfurter Museum Georg Schäfer, Brückenstraße 20, ist bis zum 6. November dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, zu sehen, Eintritt 7/6 Euro.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren