25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.08.11 / Präventivkrieg und kein »Überfall« / Stefan Scheil belegt, dass Stalin schon vor dem deutschen Aufmarsch gegen Deutschland gerichtete Angriffspläne hatte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-11 vom 13. August 2011

Präventivkrieg und kein »Überfall«
Stefan Scheil belegt, dass Stalin schon vor dem deutschen Aufmarsch gegen Deutschland gerichtete Angriffspläne hatte

Zum 70. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zieht Stefan Scheil aus seiner umfangreichen Publikation zum Entstehen des Zweiten Weltkriegs sehr schlüssig die Quintessenz: Es war ein Präventivkrieg, kein „Überfall“, wie ja ein deutscher Angriff politisch korrekt heißen muss – manchmal sogar der auf Frankreich,  das Deutschland den Krieg erklärt hatte. Noch  der „Spiegel“ vom 11. Juni dieses Jahres spricht wie die Sowjetpropaganda vom „faschistischen Überfall auf die friedliebende Sowjetunion“ vom deutschen Überfall, während die Sowjetunion das sogenannte Ostpolen nur „besetzte“ und die baltischen Staaten „eingliederte“.

Scheil fragt für sein Urteil: Gab es langfristige Angriffsplanungen der Sowjetunion gegen Deutschland? Wurden diese vom Reich erkannt? Mit diesen strengen Kriterien verwirft der Autor in einem Exkurs die angelsächsische Praxis, ein Praevenire schon zu rechtfertigen, wenn die eigene Übermacht gefährdet ist, selbst wenn ein militärischer Angriff sowenig droht, wie  seinerzeit vom deutschen Kaiserreich. Ab 1928 begann die Sowjetunion eine überwältigende personelle und materielle Aufrüstung, die sich immer deutlicher gegen Deutschland richtete. Sie wurde von Hitler schon 1936 als langfristige Hauptbedrohung erkannt. Dennoch bezeugt sein Verhalten, dass bis Dezember 1940 keinerlei Absicht bestand, die als sehr stark beurteilte Sowjetunion anzugreifen. Dabei wurde schon der Aufmarsch der Roten Armee in Polen und der Ukraine, besonders nach der Okkupation des Baltikums, Bessarabiens und der Bukowina  im Sommer 1940 als so bedrohlich beurteilt, dass Kräfte zur Abwehr bereitgestellt und im Juni auch alarmiert wurden, als ein sowjetischer Angriff zu drohen schien.

Erst nachdem Stalin durch Molotow Mitte November 1940 in Berlin verlangt hatte, Deutschland solle vom Belt bis zur Donau die Peripherie des Reiches als sowjetisches Interessengebiet und damit seine strategische Kapitulation anerkennen,  unterschrieb Hitler über einen Monat später die Weisung für den „Fall Barbarossa“. Schon vor und während des  deutschen Aufmarsches wurde der sowjetische Aufmarsch von Heer und Luftwaffe an der Grenze so massiv, dass am 20. Mai 1941 ein sowjetischer Angriff aus deutscher Sicht möglich war. Diese Beurteilung war berechtigt, denn die Rote Armee besaß bereits am 18. September 1940 (!) den Plan eines Angriffs, nach dem sie, in Richtung Breslau vorstoßend, dann nord- und südschwenkend, die deutschen Kräfte vernichten sollte. Am 15. Mai, also fünf Tage vor der deutschen Lagebeurteilung, waren der Plan aktualisiert und die Befehle für den „Übergang zum Angriff“ erteilt; deutsche Karten und Wörterbücher wurden ausgegeben, die gesamte interne Propaganda auf Offensive ausgerichtet.

In diesem Plan warnt der sowjetische Generalstabschef Schukow vor der Möglichkeit, dass Deutschland der Sowjetunion „beim Aufmarsch zuvorkommt und einen Überraschungsschlag führt“.  

Die immer noch übliche Behauptung, der deutsche Angriff habe die Sowjetunion überrascht, ist  somit eine tatsachenwidrige Legende.          Manfred Backerra

Stefan Scheil: „Präventivkrieg Barbarossa – Fragen, Fakten, Antworten,“ Reihe Kaplaken, Bd. 26, Edition Antaios, Schnellroda 2011, 94 Seiten, gebunden, Schnellroda, , 8,50 Euro.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren