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20.08.11 / Weltweite Herausforderung / Rohstoffe werden immer mehr zum Spekulationsobjekt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-11 vom 20. August 2011

Weltweite Herausforderung
Rohstoffe werden immer mehr zum Spekulationsobjekt

Rohstoffe und die global starke Nachfrage nach ihnen beschäftigen Politik und Wirtschaft gleichermaßen. Ein importabhängiges Hochtechnologieland wie Deutschland ist hier besonders gefordert. Diese Erkenntnis hat in jüngster Zeit das Wirtschafts- und das Umweltministerium Bayerns veranlasst, zu einem Rohstoffgipfel zu laden. Das wirtschaftlich starke Bundesland im Süden wirbt so auch für mehr Anerkennung dieses überlebensnotwendigen Themas in der Öffentlichkeit, auch über Bayerns Grenzen hinaus.

So muss beispielsweise als alarmierend gelten, wenn aufstrebende Industrienationen wie die Volksrepublik China, die bisher zwölf Prozent des weltweiten Kupferbedarfs für sich beansprucht, nunmehr einen Bedarf von 40 Prozent anmeldet. Dabei hält China mit den sogenannten Seltenen Erden ein Faustpfand in Händen. Das Reich der Mitte hält allein 97 Prozent dieses an raren Sondermetallen reichen Rohstoffes auf dem Weltmarkt vor. Bayerns Umweltminister Markus Söder vertritt die Ansicht, dass Rohstoffe sich zu einem größeren Spekulationsobjekt entwickelten als der Euro. Immerhin hat China mit seinen Exportrestriktionen für eine Kostenexplosion auf den Weltmärkten gesorgt. Um diesem sichtbar werdenden drohenden Engpass zu begegnen, sollen Länder mit einem großen Lieferpotenzial an Rohstoffen in enge Kooperationen eingebunden werden. Hier ist Deutschland gut aufgestellt, empfiehlt man sich doch gegenüber den Rohstofflieferanten als ebenbürtiger Partner, mit dessen Fachwissen sich vorhandene Potenziale optimieren lassen. Zudem gelte es, eine höhere Quote beim Recycling zu erzielen und vermehrt Sekundärrohstoffe einzusetzen. Die Kostenexplosionen haben die deutsche mittelständische Industrie aufhorchen lassen. Damit die Rohstoffsicherung auch künftig gewährleistet ist, haben sich 90 Prozent aller bayerischen Betriebe auf die Suche nach neuen Lieferanten begeben. 70 Prozent von ihnen haben inzwischen neue Kontrakte erfolgreich verhandelt.

Viel Beachtung wurde bei dem Rohstoffgipfel dem Duo Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und dem Augsburger Ressourcenexperten Armin Reller zuteil. Sie machten die Zuhörer mit einer von ihnen beschriebenen „hohen Gefahrenklasse“ vertraut. Unter diesem Begriff fassen sie diejenigen Rohstoffe zusammen, die einen massiven Einfluss auf die Weiterentwicklung innovativer Technologien ausüben. Als Beispiel wurde Ytrium für Laser und Permanentmagnete genannt oder Lithium für Akkumulatoren und die Metallurgie. Hier ist Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und dessen Botschaften gefordert, stammen doch Metalle der Platingruppe aus Russland sowie Kobalt und Tantal aus dem Kongo.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften trägt der Entwicklung ebenfalls Rechnung. So wurde mit der neugegründeten Tochter Deutsche Rohstoffagentur (Dera) eine Institution ins Leben gerufen, deren Aufgabe es unter anderem sein wird, neue Entwicklungen und etwaige Engpässe rechtzeitig zu identifizieren und ernsthaft nach Lösungen zu suchen. Auf Unternehmerseite herrscht das Bewusstsein vor, dass im Zeichen sich deutlich verknappender Rohstoffe Schritte geboten sind, um Alternativrohstoffe neu zu entwickeln. Damit einhergehen müsse auch eine optimierte Struktur der Wiederverwertung.            Michael Johnschwager


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