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20.08.11 / Wer hat’s erfunden? – Ein Schweizer war’s / Die Maggi-Flasche mit dem gelb-roten Etikett ist seit 125 Jahren in der Küche beliebt – In aller Welt gefragt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-11 vom 20. August 2011

Wer hat’s erfunden? – Ein Schweizer war’s
Die Maggi-Flasche mit dem gelb-roten Etikett ist seit 125 Jahren in der Küche beliebt – In aller Welt gefragt

Mehr als 90 Prozent der Deutschen kennen die Würze aus dem Hause Maggi. Das Markenprodukt mit Liebhabern in aller Welt feiert in diesem Jahr Jubiläum.

„Sag mal, das riecht hier aber nach ... Also ich weiß nicht, irgendwie erinnert mich dieser Duft an Küche, Kochen, an Suppen und Eintöpfe. Ja, jetzt weiß ich, es riecht hier nach Maggi.“ –„Ach was, das kann nicht sein. Hier ist weit und breit kein Haus, also auch keine Küche.“ – „Na sag ich doch. Maggi. Hier siehst du, die Pflanze, das ist Liebstöckel und wenn man die Blätter zwischen den Fingerspitzen reibt, dann riecht es nach ..., na?“ – „Du hast recht, nach Maggi.“

Die beiden Spaziergängerinnen waren zufrieden, das Geheimnis der Küchenwürze gelüftet zu haben, doch sie irrten gewaltig. Denn: „Obwohl Geruch und Geschmack der Maggi-Würze dem Liebstöckel, der im Volksmund auch Maggi-Kraut genannt wird, ähneln, ist in der Maggi Würze kein Liebstöckel enthalten“, hört man aus dem Hause Maggi.

Das genaue Rezept der braunen Flüssigkeit wird seit 125 Jahren geheim gehalten. So lange existiert die Firma Maggi in Deutschland schon. Bereits oft wurde versucht, die Würze zu kopieren, immer ohne Erfolg. Soviel sei aber verraten: Sie „besteht aus biologisch aufgeschlossenem pflanzlichen Eiweiß“, erläutern die Würzexperten der Firma. „Weitere Zutaten sind Wasser, Salz, Aroma und Geschmacksverstärker. Das Pflanzeneiweiß wird in einem Gärprozess, der mit dem Brauen von Bier vergleichbar ist, schonend in seine Bausteine – die Aminosäuren – aufgeschlossen. Dabei entsteht das charakteristische Aroma der Würze. Anschließend wird die fein würzige Flüssigkeit gefiltert und in die berühmten braunen Glasflaschen abgefüllt.“

Es war der Schweizer Julius Maggi, der sowohl das Aroma kreierte als auch die Flasche entwarf. Bis heute ist das Design fast unverändert geblieben. 1887 hatte Maggi in Singen am Hohentwiel die deutsche Niederlassung seiner 1872 gegründeten Kollektivgesellschaft Julius Maggi & Cie. ins Leben gerufen. Er wollte der arbeitenden Bevölkerung nährstoffreiche und Zeit sparende Lebensmittel verschaffen. 1886 gelang ihm die Herstellung der ersten kochfertigen Suppen, dann der Maggi Würze, die eben diesen Suppen einen kräftigen Geschmack verleihen sollte.

Allein 2010 haben mehr als 33,8 Millionen Flaschen das Werk in Singen am Hohentwiel verlassen und wurden in alle Welt geliefert. 19,2 Millionen Flaschen waren für den deutschen Markt bestimmt. Obwohl Deutschland der Hauptabnehmer ist, wird Maggi Würze auch in Kanada und in den USA gern genutzt, Speisen ein besonderes Aroma zu verleihen. Mexiko und Frankreich waren im vergangenen Jahr nach Deutschland die Hauptabnehmer.

Der unverwechselbare Ge-schmack dieser Flüssigkeit, von der nur ein paar Tropfen reichen, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen, hat sogar berühmte Köche überzeugt. So las man 1892 in Henriette Davidis Kochbuch: „Es gibt nur eine Fertigkäufliche, die für die gute sparsame Küche in Frage kommt, die richtig angewendet den ursprünglichen Eigengeschmack der Speisen nicht deckt, sondern im Gegenteil hebt.“ Und selbst ein so genialer Koch wie Auguste Escoffier stellte dem Aroma erstklassige Referenzen aus. Sogar in Küchen der Luxus-Hotels sei die kleine braune Flasche mit dem charakteristischen gelb-roten Etikett und dem roten Verschluss zu finden, so Escoffier.

Ein gutes Produkt aber muss auch beworben werden, und so rief Maggi den späteren Dramatiker Frank Wedekind in sein „Reclame- und Pressebüro“, wo der einprägsame Werbespruch entstand: „Alles Wohl beruht auf Paarung, wie dem Leben Poesie; fehle

Maggi’s Suppennahrung – Maggi’s Speisewürze nie!“

Mit einer einzigartigen Werbeaktion präsentiert sich die Firma in Kronberg/Taunus. Der Name des Ortes verrät heute noch, dass die Burg auf staufischem Krongut gegründet wurde. Errichtet wurde die Oberburg vermutlich im 12. Jahrhundert als Reichsburg; sie diente der Stärkung der königlichen Macht sowie der Kontrolle der Straße nach Köln. Der über 40 Meter hohe Freiturm der Oberburg, die lediglich als Ruine vorhanden ist, trägt noch bis Mitte September ein gelb-rotes Kleid. Wegen seiner markanten Form heißt der Turm ohnehin schon seit Langem scherzhaft „die Maggiflasche“.

Der Lebensmittelkonzern nutzte nun die derzeitige Kompletteinrüstung des Freiturms, die wegen dringender Renovierungsmaßnahmen sowieso anstand, als einmalige Gelegenheit den Turm mit vier großen bedruckten Stoffbahnen in die weltweit größte Maggiflasche zu verwandeln –passend zum besonderen Unternehmensgeburtstag. „Unser Sa-nierungsprojekt ist mit hohen Kosten verbunden, da sind wir froh, mit Maggi einen starken Partner gewonnen zu haben“, so Martha Ried, Vorsitzende des Kronberger Burgvereins.

Eine einmalige Sonderausstellung unter dem Motto „Geschichte mit Geschmack“ im Burgmuseum führt die Besucher auf eine Zeitreise. Hier erlebt man die Würze in ihren zahlreichen Facetten von ihren Ursprüngen bis heute.          Silke Osman

 

Die Ausstellung ist bis 12. September mittwochs bis sonn­abends von 13 bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr in den Räumen der Burg Kronberg zu sehen. Eintritt in die historische Burg 2,50 Euro.


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