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27.08.11 / Pleitegefahr trotz Milliardensubventionen / Deutsche Solarfirmen haben langfristig kaum noch eine Überlebenschance

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-11 vom 27. August 2011

Pleitegefahr trotz Milliardensubventionen
Deutsche Solarfirmen haben langfristig kaum noch eine Überlebenschance

Die Pleite des US-amerikanischen Solarunternehmens Evergreen hat auch bei deutschen Herstellern für einen Schock gesorgt. Das Schicksal des Konkurrenten könnte Auftakt zu einer umfangreichen Marktbereinigung sein.

Evergreen Solar, einst Vorzeigeunternehmen der US-Solarindustrie, hat am 15. August Gläubigerschutz beantragt. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Firma 486 Millionen US-Dollar an Schulden angehäuft. Evergreen selbst nennt als Ursachen des Scheiterns die staatlich subventionierten Konkurrenzprodukte aus China und die Kürzungen von Einspeisevergütungen in Europa. Vor den gleichen Herausforderungen stehen auch die deutschen Hersteller. Das ist einer der Gründe, warum nach Bekanntwerden des Ausscheidens des US-Konkurrenten die Kurse deutscher Hersteller an den Börsen auf Talfahrt gingen, statt zu steigen.

Derzeit reißen die negativen Nachrichten aus der Solar-Branche nicht ab. Trotz der weltweit höchsten Subventionen schreiben die meisten deutschen Solarhersteller rote Zahlen, zum Teil tiefrote. Für negative Schlagzeilen durch Managementprobleme, Umsatzeinbrüche und fallende Aktienkurse sorgen Firmen, die noch vor wenigen Jahren durch die Reihe als Vorzeigeunternehmen galten: Solar Millenium, SMA Solar, Solarworld und Q-Cells. Besondere Brisanz könnte noch der Fall der Berliner Firma Solon entwickeln. Das Unternehmen rechnet bei einem Umsatzrückgang auf 500 Millionen Euro im laufenden Jahr mit Verlusten von 193 Millionen Euro. Ausgestattet ist die Firma mit Bürgschaften über 146 Millionen Euro, unter anderem vom Land Berlin. Auch im Fall des Unternehmens Solon werden die asiatischen Billiganbieter als einer der Gründe für die Schwierigkeiten angeführt. Neben hohen Produktionskosten wird aber auch der Zusammenbruch des spanischen Marktes als weitere Ursache genannt. Bereits im laufenden Jahr drohen sich die Probleme der Solarhersteller weiter zuzuspitzen, so dass auch einer der bereits angeschlagenen deutschen Hersteller auf der Strecke bleiben könnte.

Die weltweiten Überkapazitäten treffen auf eine immer stärker abnehmende Nachfrage. Wolfgang Hummel von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft rechnet damit, dass das Absatzvolumen 2011 nicht nur in Deutschland, sondern weltweit hinter dem von 2010 zurückbleibt. Angesichts leerer Staatskassen werden die einst großzügigen Subventionen in vielen Ländern zurückgefahren. Resultat dieser Entwicklung ist, dass der Absatz in wichtigen Absatzmärkten wie Spanien, Frankreich und Italien hinter den Erwartungen zurück­bleibt. Die Folgen des massiven Überangebots sind drastisch fallende Preise bei Fotovoltaikmodulen und schrumpfende Gewinnmargen. Die Unternehmensberatung PRTM geht davon aus, dass im Jahr 2010 bereits 45 Prozent des weltweiten Umsatzes im Fotovoltaikmarkt auf chinesische Hersteller entfielen. Ein Jahr zuvor waren es lediglich 39 Prozent gewesen. Angesichts dieser Marktmacht konnten die chinesischen Hersteller die operativen Gewinne lediglich auf magere zwei Milliarden Euro im Jahr 2010 ausbauen – zumindest, wenn man den chinesischen Zahlen glauben schenkt. Dass die Bilanzen chinesischer Firmen mit Vorsicht zu genießen sind, haben nicht nur die Analysten der Agenturen Fitch und Moody’s bereits erfahren müssen, sondern auch zahlreiche ausländische Anleger. Aber auch für die chinesischen Hersteller, die so oft als Grund für die Misere der westlichen Hersteller herhalten müssen, scheinen harte Zeiten anzubrechen. Die Geschäftszahlen, die LDK Solar, nach eigenen Angaben weltweit größter Solarmodulhersteller, im August vorgelegt hat, verheißen nichts Gutes. Die Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr 2011 mussten um 30 Prozent nach unten korrigiert werden. Noch drastischer scheinen sich die Gewinnmargen zu entwickeln. Während von Anlegern Margen von über 20 Prozent erwartet wurden, bewegen sich die tatsächlich erzielten Werte im Bereich von 1,5 bis 2,5 Prozent. Selbst wenn einzelne chinesische Produzenten auf der Strecke bleiben sollten, können die Hersteller insgesamt weiterhin mit Hilfe aus Peking rechnen.

In Deutschland wäre es angesichts der absehbaren Entwick­lung der Solarbranche allerdings Zeit, eine ehrliche Bilanz zu ziehen. Nach jahrelanger Förderung mit Milliardenbeträgen lieferte die Fotovoltaik im Jahr 2010 magere zwei Prozent der in Deutschland erzeugten Strommenge. Im laufenden Jahr sollen die „erneuerbaren Energien“ mit 13,5 Milliarden Euro durch den Bund gefördert werden, wobei allein die Hälfte der Summe auf die Förderung der Solarindustrie entfällt. Angesichts dieser Zahlen wäre es angebracht, die ineffektive Subventionierung der solaren Stromerzeugung zugunsten der Verbraucher und Steuerzahler zukünftig besser der Pekinger Führung zu überlassen.

Auch die Wirkung der bisherigen Solarförderung auf den Arbeitsmarkt scheint bescheidener auszufallen, als oft behauptet. Wolfgang Hummel, Solar-Experte an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft, geht davon aus, dass in der deutschen Fotovoltaikbranche derzeit nur rund 80000 Arbeitsplätze, statt der bisher häufig angeführten 133000 Arbeitsplätze existieren. Norman Hanert

Foto: Dunkle Wolken am Horizont: Deutsche Solarfirmen könnten bald abgehängt werden


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