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17.09.11 / Es war einmal: Große konservative Geister / Karlheinz Weißmann über Männer wie Caspar von Schrenck-Notzing, Günter Rohrmoser und Carl Schmitt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-11 vom 17. September 2011

Es war einmal: Große konservative Geister
Karlheinz Weißmann über Männer wie Caspar von Schrenck-Notzing, Günter Rohrmoser und Carl Schmitt

Mit diesem Buch betritt der rechte Historiker Karlheinz Weißmann Neuland, denn es gibt keine ernstzunehmende und vor allem aus fairer Sympathie geschriebene Überblicksdarstellung der konservativen Intelligenz nach 1945. Bereits im Winter 2010/2011 hatte der Autor in der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ eine Artikelserie zu diesem Thema veröffentlicht. Er hat den Umfang für die Buchpublikation erweitert. Aufschlussreich ist seine kommentierte Bibliografie, die zum Weiterlesen anregt. Doch bei aller Freude über die Neuerscheinung ist auch Wehmut angebracht. Denn die Sarrazin-Debatte hat das versprengte Häuflein der Konservativen nicht genutzt, um ernsthaft Politik zu betreiben.

Gleich in seiner Einleitung formuliert Weißmann eine Art Anforderungskatalog an die Konservativen, die den Test auf ihre Politikfähigkeit anlässlich der Sarrazin-Diskussion nicht bestanden haben. Grenzgänger und Auch-Konservative sollen sich erklären, eine konservative müsse auch eine politische Bewegung sein, die Lagersolidarität müsse von Hinz bis Mosebach, von Sloterdijk bis Weißmann, von Thaler bis Jäger reichen, so der Autor. Als nüchterner Realist kann man bereits vorhersagen, dass es zu dieser Solidarität nie kommen wird. Denn Konservative in Deutschland sind vor allem eins, nämlich uneins.

Doch man soll ja die Hoffnung bekanntlich nie aufgeben, auch nicht als Konservativer, der sich die Dinge und die Lage nicht schönredet. Weißmann schreibt sachkundig und engagiert über konservative Denker wie die Brüder Jünger, Martin Heidegger, Carl Schmitt, Arnold Gehlen, Gottfried Benn und Heimito von Doderer. Und er lässt die weltanschaulichen Debatten der vergangenen Jahrzehnte Revue passieren, in denen Armin Mohler, Caspar von Schrenck-Notzing, Hans-Dietrich Sander, Günter Zehm, Günter Maschke, Winfried Martini, Bernard Willms und andere eine wichtige Rolle spielten.

Die Konservativen fingen nach 1945 bei Null an. Unter den Bedingungen der Zusammenbruchsgesellschaft konnten sie nicht mit viel Zuspruch rechnen. Der Publizist Winfried Martini hatte in den 1950er Jahren als erster den Mut, wieder offen und ohne Vorbehalte auf Schmitt zu rekurrieren. Zwischenzeitlich ergaben sich sogar engere Bande zur Politik, für die Mohler, die Brüder Marcel und Robert Hepp und der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß standen. Doch die feinen Konservativen in der Union wollten schnell nicht mehr viel wissen von den „Schmuddelkindern“ von der konservativen Intelligenz, so dass der Einfluss des Philosophen Günter Rohrmoser oder des Historikers Klaus Hornung auf die CDU sehr begrenzt blieben. Die Beruhigungspille der geistig-moralischen Wende war bekanntlich nur ein Werbeslogan, der nicht eingelöst wurde. Rohrmoser wurde nicht zum Hausphilosophen der Regierung Kohl.

Versuche, den Springer-Konzern und sein Flaggschiff „Die Welt“ auf konservativeren Kurs zu bringen, scheiterten. Namhafte konservative Publikationen wie die Zeitschrift „Criticón“ nahmen ein betrübliches Ende. Konservative Journalisten der „FAZ“, der „Welt“ oder des „Rheinischen Merkur“ sind entweder tot oder schreiben mittlerweile für Blätter, die mit ihrem politischen Kurs die Leerstelle besetzen, die die inzwischen sehr weit in die Mitte gerückten „konservativen“ Tageszeitungen in Deutschland gelassen haben.

Nun haben wir den sprichwörtlichen Salat. Weißmann nennt die Folgen des Linksrucks der Bundesrepublik. Der Sozialstaat ist aufgebläht, die Autorität des Staates wurde verächtlich gemacht, der deutsche Michel hat sich an Zensur und Überwachung gewöhnt, die Haushaltspolitik ist aus dem Ruder gelaufen. Die Kosten der Migration übertreffen ihren Nutzen trotz demografischen Wandels bei weitem, Ehe und Familie sowie das Leistungsprinzip wurden auf dem Altar vermeintlich „liberaler“ Prinzipien geopfert.

Die Politikfähigkeit der jetzigen konservativen politischen Intelligenz in Deutschland wird sich daran zeigen, ob es ihr gelingt, entweder wieder einen wahrnehmbaren Einfluss auf die öffentliche Meinung und die „bürgerlichen“ (?) Parteien CDU, CSU und FDP zu nehmen oder ob sie sogar dazu in der Lage ist, mit gutem Personal, dem nötigen Kleingeld und einem seriösen Programm eine konservativ-wirtschaftsliberale Alternative zum jetzigen mittigen Parteiensystem zu schaffen. Ansgar Lange

Karlheinz Weißmann: „Kurze Geschichte der konservativen Intelligenz nach 1945“, Institut für Staatspolitik, Schnellroda 2011, 120 Seiten, 15 Euro


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