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01.10.11 / Geteilte Insel / Der Süden verhinderte Lösung des Zypernkonflikts

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-11 vom 01. Oktober 2011

Geteilte Insel
Der Süden verhinderte Lösung des Zypernkonflikts

Seit der Invasion türkischer Truppen im Jahr 1974 ist nicht nur Zypern, sondern auch die Hauptstadt Nikosia geteilt. Die im Norden der Insel durch die türkische Besatzung errichtete Türkische Republik Nordzypern wird völkerrechtlich lediglich von der Türkei anerkannt. International vertreten wird Zypern durch die im Süden gelegene Republik Zypern, die seit Mai 2004 sowohl EU-Mitglied ist, als auch im Januar 2008 in die Euro-Zone aufgenommen wurde.

Außer der durch die türkische Invasion herbeigeführte Teilung weist Zypern noch eine Besonderheit auf: die zwei britischen Militärbasen Akrotiri und Dekelia. Völkerrechtlich gehören beide Enklaven zu Großbritannien, das 1960 bei der Entlassung Zyperns in die Unabhängigkeit auf eine weitere militärische Präsenz auf der Insel gedrungen hatte. Vereinbart worden war die dauerhafte Möglichkeit der Nutzung von Militärbasen im Rahmen des „Abkommens von Zürich“ zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei, auf dessen Grundlage auch die Türkei als Garantiemacht über Zypern im Jahr 1974 ein Interventionsrecht abgeleitet hat. Vor dem militärischen Eingreifen Ankaras war durch einen Putsch der Nationalgarde der zypriotische Präsident, Erzbischof Makarions III., gestürzt worden und es zeichneten sich Bestrebungen zur Angliederung Zyperns an Griechenland ab.

Durch die gezielte Ansiedlung von 80000 Personen und die ständige Stationierung von 40000 türkischen Soldaten hat die Zahl der türkischsprechenden Bewohner auf Zypern seit der Invasion zugenommen. Insgesamt beträgt ihre Zahl inzwischen 220000. Trotz der gezielten türkischen Ansiedlungs- und Volkstumspolitik stellen die 780000 griechischsprechenden Bewohner mit einem Anteil von 72 Prozent noch immer die große Mehrheit der Inselbevölkerung.

Erst seit dem Jahr 2003 ist die Grenze wieder durchlässig geworden. Seitdem sind Besuche bei der jeweils anderen Volksgruppe möglich. Bereits im darauffolgenden Jahr scheiterte allerdings der sogenannte Annan-Plan zur Wiedervereinigung. Überwältigende 76 Prozent der Wähler im griechischen Süden der Insel hatten den Plan abgelehnt. Zum 1. Mai 2004 trat als Folge nur der südliche Teil Zyperns der EU bei.

Seit 2007 mehren sich allerdings wieder die Zeichen dafür, dass zwischen den verfeindeten Bevölkerungsgruppen Gesprächsbereitschaft besteht. Im März 2008 nahmen Dimitris Christofias und Mehmet Ali Talat als Führer der jeweiligen Volksgruppen die Gespräche über eine Vereinigung beider Inselhälften wieder auf.

Die Verständigungsbemühungen auf der Insel selbst könnten allerdings erheblich von außen gestört werden. Selbst im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen war die Türkei bisher nicht zu Zugeständnissen in der Zypernfrage bereit. Diese Haltung droht sich noch zu verschärfen: Bereits angekündigt hat die Türkei, die Beziehungen zur EU auf Eis zu legen, sobald Zypern zum 1. Juli 2012 turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. N.H.


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