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01.10.11 / Überzogene Kritik / Ex-Schülerin über die Fehler im Schulsystem

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-11 vom 01. Oktober 2011

Überzogene Kritik
Ex-Schülerin über die Fehler im Schulsystem

Viviane Cismak ist frustriert. Scheinbar ist die erst 19-jährige Abiturientin so frustriert, dass sie mit ihrem zweiten Buch „Schulfrust. Zehn Dinge, die ich an der Schule hasse“, direkt dorthin zielt, wo es weh tut – auf die Herzen der vielen Mitschüler, Lehrer und Politiker, die, so scheint sie zu glauben, die Schuldigen für ein angeblich völlig katastrophales und unfaires Bildungssystem sind.

Sie selbst beendete erst kürzlich ihre Schullaufbahn und scheint sich nun auf einen trotzigen Kreuzzug zu begeben, welcher angeblich geduldeten Rassismus, akzeptierten Sexismus und unfaire Leistungsbewertung innerhalb deutscher Schulen anfeindet. Doch damit nicht genug, nicht nur Lehrer und Politiker bekommen ihr Fett weg, nein, auch ihre Mitschüler seien – sie außen vor – fast alle als faul und unmotiviert zu beschreiben. Besonders auffällig dabei seien die gravierenden Leistungs- und Anforderungsunterschiede zwischen Schulen verschiedener Bundesländer.

Als Grundlage für dieses gewagte Urteil nutzt die junge Autorin ihre eigenen Erfahrungswerte, denn sie wechselte von einem altsprachlichen Gymnasium in Darmstadt auf ein Gymnasium in Berlin – welch treffende Grundlage für einen ernsthaften Vergleich.

Während sich ein Teil der Kritik am Föderalismus in Bezug auf das deutsche Bildungssystem jedoch durchaus als begründet betrachten lässt, wirken die immer wieder auftauchenden Anekdoten der angehenden Studentin wie eine Ansammlung banaler Einzelheiten aus dem Schulalltag einer trotzigen Schülerin, die mit Kritik anscheinend nur schwer umzugehen weiß.

In einem Punkt hat Viviane Cismak jedoch Recht. Es muss sich endlich etwas ändern in deutschen Schulen, soviel steht fest. Dass die Autorin hier keine konkreten Lösungsansätze anbietet, verwundert kaum. Vielmehr sollte man sich fragen, welche Meinung man über ein Bildungssystem haben sollte, welches Abiturienten mit solch kindischer Art zu argumentieren hervorbringt.

Cismak erweist der Gesellschaft somit also doch einen Dienst, denn sie selbst gibt ein gutes Beispiel dafür ab, welche Resultate eine gesunde Bildungspolitik nicht hervorbringen will. Erstaunlich ist dennoch, dass eine erst 19-jährige Frau es schafft, mit einem solchen Buch eine beachtliche Medienpräsenz zu generieren und in vielen deutschen Zeitungen zu landen. Dieser Umstand sollte uns zu denken geben. Es wäre mit Sicherheit zu wünschen, dass zukünftig eine ertragreiche Zusammenarbeit zwischen Schule, Politik und den Schülern selbst zustande kommt. Dann jedoch bitte in einem dafür angemessenen Ton und der richtigen Art und Weise. Viviane Cismak, die sich auf dem Buchumschlag in sexy Pose vor einer Tafel präsentiert, hat mit ihrem fragwürdigen Werk zumindest eine Aufgabe anständig erfüllt: Sie hat die Dis-kussionen über eine Verbesserung des Schulsystems erneut entfacht. Was sie wohl zu einer Schule nach preußischem Vorbild sagen würde? Philip Stein

Viviane Cismak: „Schulfrust. Zehn Dinge, die ich an der Schule hasse“, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2011, broschiert, 240 Seiten, 9,95 Euro


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