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08.10.11 / Zuwanderung: Fremd im eigenen Land?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-11 vom 08. Oktober 2011

Zuwanderung: Fremd im eigenen Land?

Die Schweiz zählt zu den klassischen Einwanderungsländern, mit über 22 Prozent hat sie den höchsten Ausländeranteil in Europa. Das lässt viele Bürger befürchten, demnächst Fremde im eigenen Lande zu sein – eine unzumutbare Vorstellung in einem Land, in dem das Wort Patriotismus noch nicht so negativ besetzt ist wie in Deutschland.

Freilich wäre die Angst, Ausländer würden Einheimischen Arbeitsplätze wegnehmen, in der Schweiz derzeit unbegründet. Bei einer Arbeitslosenquote von deutlich unter vier Prozent ist die Wirtschaft dringend auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen, sowohl im Dienstleis-tungsbereich als auch im akademischen Sektor.

Dennoch sieht nach dem Beitritt der Schweiz zum Schengen-System die bürgerlich-konservative Schweizer Volkspartei, mit knapp 30 Prozent stärkste Partei, die Gefahr, dass die Schweizer nicht mehr selber bestimmen können, wer in ihr Land kommen darf. Sie lehnt daher nicht nur eine noch engere Bindung an die EU ab, sondern erwartet von der Parlamentswahl auch ein Votum für eine strengere Zuzugsbegrenzung (was von Sozialdemokraten und Grünen natürlich als „ausländerfeindlich“ gebranntmarkt wird).

Vor knapp einem Jahr wurde die sogenannte Ausschaffungsinitiative mit klarer Mehrheit angenommen. Sie soll die Ausweisung straffälliger Ausländer erleichtern. Dass diese Volksabstimmung es auf eine für Schweizer Verhältnisse rekordverdächtige Wahlbeteiligung von 53 Prozent brachte, zeigt, wie sehr den Eidgenossen das Thema unter den Nägeln brennt. Es wird auch beim Urnengang am 23. Oktober eine gewichtige Rolle spielen. H.J.M.

 

Zeitzeugen

Wilhelm Tell – Der legendäre Schweizer Nationalheld soll gegen Ende des 13. Jahrhunderts maßgeblich am Freiheitskampf der Eidgenossen beteiligt gewesen sein. Dem Mythos zufolge hatte der Habsburger Landvogt Gessler befohlen, einen von ihm aufgestellten Hut untertänigst zu grüßen. Tell weigerte sich und sollte zur Strafe mit der Armbrust einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen. Er traf den Apfel, wurde dennoch festgenommen, konnte fliehen und tötete Gessler – das Signal für den Aufstand gegen die habsburgische Fremdherrschaft. 500 Jahre später verewigte Friedrich Schiller den Sagenhelden in seinem Drama „Wilhelm Tell“.

Christoph Blocher – Der 70-jährige konservative Politiker prägte in den letzten drei Jahrzehnten maßgeblich die Schweizer Politik. Seit 1979 vertrat er die Schweizer Volkspartei (SVP) im Nationalrat, 2003 wurde er in den Bundesrat gewählt und leitete das Polizei- und Justizdepartement. 2007 trat er zur Wiederwahl an, scheiterte aber – entgegen allen Traditionen – an seiner „Parteifreundin“ Eveline Widmer-Schlumpf. Als Vizepräsident der SVP blieb Blocher aber weiter politisch aktiv; am 23. Oktober stellt er sich mit seinen betont national-konservativen Positionen zur Wahl in den Ständerat.

Leonhard Euler – Der 1707 in Basel geborene Mathematiker sei stellvertretend für eine große Reihe bedeutender Wissenschaftler und Kulturschaffender aus der Schweiz genannt. Nach dem Studium in seiner Heimat verbrachte er sein Berufsleben in St. Petersburg und Berlin, wo er 1741 von Friedrich dem Großen an die Preußische Akademie der Wissenschaften berufen wurde. Euler, der bis heute zu den bedeutendsten Mathematikern weltweit zählt, beschäftigte sich unter anderem auch mit dem sogenannten Königsberger Brückenproblem und schuf damit die Basis für die heute aktuelle Graphentheorie.


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