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08.10.11 / Vertriebene leider ignoriert / Landesausstellung über »Wiederaufbau und Wirtschaftswunder« in München

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-11 vom 08. Oktober 2011

Vertriebene leider ignoriert
Landesausstellung über »Wiederaufbau und Wirtschaftswunder« in München

In München wird derzeit im Gebäude der Obersten Baubehörde des Bayerischen Innenministeriums die Bayerische Landesausstellung „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ gezeigt.

Mit ausgewählten Schlaglichtern an einzelnen Ausstellungssäulen spannt die Schau den Bogen von Kriegszerstörungen über das Leben in Trümmern bis hin zum Wiederaufbau. Exemplarisch werden Bilder von Ruinenlandschaften und zerbombten Häusern mit offenen „Wohnhöhlen“ gezeigt. Care-Pakete der Amerikaner und erste Wahlplakate sollen den Neubeginn symbolisieren. Dass bereits wenige Jahre später die westdeutsche Wirtschaft wieder blühte, erschien wie ein Wunder. Dagegen wird der Anteil der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten an diesem „Wirtschaftswunder“ leider in der Ausstellung nicht dargestellt.

In der bayerischen Obersten Baubehörde, die am Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich beteiligt war, wird das Hauptaugenmerk auf die bauliche Neugestaltung gerichtet. 1945 lagen auch in Bayern viele Städte in Trümmern: München glich nach über 60 Bombenangriffen einer Schutthalde. Der Wiederaufbau der bayerischen Städte gelang jedoch in erstaunlich kurzer Zeit und prägt das Gesicht des Freistaates bis heute. Die Oberste Baubehörde unterstützte ihn bis 1962 mit beachtlichen Fördersummen. 1,2 Milliarden

D-Mark standen für staatliche Hochbaumaßnahmen bereit, 3,5 Milliarden wurden in den Straßen- und Brückenbau investiert, weitere 3,7 Milliarden Mark in die Wohnraumförderung. Über eine halbe Million Wohnungen wurden damals wieder bewohnbar gemacht oder neu geschaffen.

Schautafeln erläutern die schwierige Gratwanderung zwischen dem Anspruch eines „modernen Bauens“ und der Rekonstruktion zerstörter Architekturschätze wie der Würzburger Residenz oder des Münchner Maximilianeums.

Der ökonomische Aufschwung in den 50ern und 60ern wird eher rührend mit einzelnen Exponaten von damaligen „Technikwundern“ wie Waschmaschine, Radio und Fernseher dokumentiert. Die neu gewonnene Mobilität wird mit Bildern von „Isetta“ und „Goggomobil“ sowie mit Strandszenen von der Adria bewiesen.

„Eine Ausstellung, die Geschichte zum Anfassen präsentiert“, heißt es in der Katalogbeschreibung. Allerdings darf der Besucher fast nichts anfassen. Eine Ausnahme bildet neben den Hörern an den Audio-Stationen und den Touchscreens der Filmdokumentationen ein zeitgenössisches Tischfußballspiel, das im Zeitalter von elektronischen Spielen schon anachronistisch erscheint. Susanne Habel

Die Ausstellung „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ ist in der Landeshauptstadt noch bis zum 28. Oktober montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen erteilt die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, Franz-Josef-Strauß-Ring 4, 80539 München, Telefon (089) 2192-02, E-Mail: poststelle@stmi-obb.bayern.de.


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