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08.10.11 / Verkörperung Preußens / Am 29. September starb der Historiker Wolfgang Stribrny

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-11 vom 08. Oktober 2011

Verkörperung Preußens
Am 29. September starb der Historiker Wolfgang Stribrny

Am 29. September 2011 ist Wolfgang Stribrny, einer der wichtigsten Preußenhistoriker unserer Zeit, nach kurzer schwerer Krankheit in seinem 77. Lebensjahr in Bad Sobernheim verstorben. Im hessischen Gelnhausen 1935 als Sohn eines Militärarztes geboren, verbrachte er die ersten zehn Jahre seines Lebens in Frankfurt an der Oder auf altem brandenburgischem Boden. Die Liebe zu Preußen prägte sein Leben von Anfang an. Mit einer bedeutenden Arbeit über die Russlandpolitik Friedrichs des Großen schloss Stribrny 1963 sein Studium der Geschichte, Geografie und Politischen Wissenschaft ab, das ihn nach Göttingen und Freiburg im Breisgau geführt hatte. Die erste Station seiner Karriere war die Position des Studienleiters der Evangelischen Akademie Hofgeismar: Viele namhafte Geister der jungen Bundesrepublik konnte er dort zu Disput und Gespräch zusammenführen. 1974 wurde Stribrny dann als Ordentlicher Professor für Geschichte nach Flensburg berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte.

Sein Leben galt Preußen und in der Folge von Hans-Joachim Schoeps der Rehabilitierung der Ehre Preußens. Seit der Gründung im Jahr 1969 bis zu seinem Tode war er federführend am Preußeninstitut/Zollernkreis beteiligt, als Sprecher, Erster Vorsitzender und bis 2010 als Präsident. Stribrny wirkte ausgleichend, souverän und zugleich tief menschlich. Er ging mit berühmten Akademikern im selben offenen Geist um wie mit sehr einfachen Menschen. Das preußische Votum „mehr sein als scheinen“ lebte er, wie er auch andere preußische Tugenden geradezu verkörperte. Stribrny war ein bedeutender Historiker und Gelehrter: Mit großer Klarheit und unerschöpflichem Kenntnisreichtum widmete er sich der preußischen Geschichte. Wenig bekannte Elemente preußischer Geschichte förderte er aus den Quellen ans Licht und er vermochte, am Detail große geschichtliche Zusammenhänge deutlich zu machen. Ideologische Geschichtsschreibung hatte vor dieser Genauigkeit keinen Bestand. Es gab kaum einen Flecken und keinen Kirchturm in preußischen Landstrichen, über den Stribrny nicht ein glänzendes Extemporale halten konnte.

Preußen war für Stribrny die „Idee mit Zukunft“. Auch eine moderne Demokratie kann, davon war er überzeugt, ohne preußisches Staatsethos und preußische Tugenden nicht bestehen. Dass Preußen Kulturstaat war, erster Flächenstaat mit Schulpflicht, Hort der Glaubensfreiheit und der Übernationalität hat Stribrny nachdrücklich betont. Er setzte sich daher auch unermüdlich für die Wiedererrichtung eines Bundesstaates Preußen ein und für die Wiedererrichtung geschändeter oder zerstörter Bauwerke.

Stribrny war überzeugter Monarchist. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Prinzen Louis Ferdinand, dessen reich bebilderte und hervorragend dokumentierte Biographie er (zusammen mit Angelika Wonschik) 2007 vorlegte. In der Monarchie sah Stribrny die maßgebliche erste und letzte Legitimierung staatlicher Ordnung und Freiheit: Man wird in den Krisen der Gegenwart diesen Einsichten vielleicht künftig wieder mehr Aufmerksamkeit widmen.

In Stribrny begegnete man den besten Zügen des alten Preußen, einschließlich einer tiefen christlichen Fröhlichkeit. Der Abschied von ihm schmerzt auch deshalb tief, weil wir seinesgleichen wohl nicht mehr sehen werden. Harald Seubert


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