19.04.2024

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08.10.11 / Mord ohne Leiche / Ehemaliger Mönch ermittelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-11 vom 08. Oktober 2011

Mord ohne Leiche
Ehemaliger Mönch ermittelt

Zur Freude der Leser lässt der deutsche Krimi-Autor Friedrich Ani in „Totsein verjährt nicht“ den ehemaligen Mönch Polonius Fischer erneut ermitteln. Nach „Idylle der Hyänen“ gelingt es dem Autor auch hier, dass der Leser voller Spannung die Ermittlungen des nachdenklichen und vom Charakter her recht eigenwilligen und schweigsamen Hauptkommissars Fischer begleitet.

„In Totsein verjährt nicht“ wird Polonius Fischer mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Mit Unbehagen und Unwillen erinnert sich der Kommissar, wie man ihn als Einsatzleiter des Sondereinsatzkommandos „Soko Scarlett“ schmachvoll abgesägt hatte. Als angeblichen Mörder der spurlos verschwundenen 13-Jährigen verhaftete man einen geistig zurück-gebliebenen jungen Mann, den Fischer zwar stets in seine Ermittlungen mit einbezogen, aber nie für einen Mörder gehalten hatte. Der nie überführte Täter wurde verurteilt und Fischer prallte von nun an auf das Vorurteil, einen Täter nicht mal zu erkennen, selbst wenn er sich auf dem Silbertablett präsentieren würde. Fischer selbst glaubt bis heute nicht, dass der junge Mann die nicht auffindbare Scarlett getötet hat.

Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich der ehemalige Geistliche verbotenerweise erneut in die Ermittlungen stürzt, als er einen Tipp erhält, dass die angeblich ermordete Scarlett, sechs Jahre nach ihrem Verschwinden, gesehen worden sei. Wie Sirup, zähflüssig und klebrig ziehen sich Fischers Ermittlungen nahezu quälend in die Länge. Doch wie die Fliege beim Sirup, so kann auch der Leser hier nicht vom Krimi lassen.

Parallel zu seinen eigenen Ermittlungen läuft die Fahndung nach den brutalen jungen Männern, die seine Freundin Ann-

Kristin während ihres Dienstes in ihrem Taxi verprügelt und ausgeraubt haben. Ann-Kristin liegt seitdem im Koma und nicht mal das Kruzifix in seinem Allerheiligsten, seinem eigenen Verhörraum im Kommissariat, vermag es, dem kauzigen Ex-Mönch Trost zu spenden.

„Er lag auf dem Bett, mit verschränkten Armen … Neben sich hatte er zwei Fotos gelegt, auf die linke Seite ein Farbfoto von Ann-Kristin, … Rechts neben ihm lag das Schwarzweißfoto eines etwa achtjährigen Mädchens, dessen Augen unwirklich blau schimmerten und dessen Gesicht ernst und verschlossen wirkte. Das Mädchen hieß Scarlett … Wieso er ihr Foto aus dem Kommissariat mitgenommen hatte, konnte er sich nicht erklären, genauso wenig, wieso er die beiden Fotos überhaupt neben sich gelegt hatte. Das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun. Nicht das Geringste …“

Undurchschaubar, nicht gerade umgänglich, aber dafür etwas rätselhaft und verwegen, stets in seinen dunklen Lodenmantel gehüllt, den Stetson tief in die Stirn gezogen, so kommt Friedrich Anis zweiter Münchner Kommissar Polonius Fischer daher. „Totsein verjährt nicht“ ist Anis vorerst letzter Krimi des „Polonius-Fischer-Zyklus“. Vanessa Ney

Friedrich Ani: „Totsein verjährt nicht“, dtv, München 2011, broschiert, 288 Seiten, 8,95 Euro


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