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15.10.11 / Europas gefährliche Toleranz / Türken und Saudis als Hauptakteure islamischer Missionierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-11 vom 15. Oktober 2011

Europas gefährliche Toleranz
Türken und Saudis als Hauptakteure islamischer Missionierung

Das jüngste Blutvergießen in Kairo illustriert wieder einmal, welch tödliche Illusion sich hinter Phrasen wie „Toleranz“ und „interreligiöser Dialog“ verbirgt. Weniger Illusionen hat da etwa der Sprecher der „Initiative Liberaler Muslime in Österreich“, Amer Albayati, der in der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ Saudi-Arabien und der Türkei vorwirft, als „Postkolonialmächte“ auf die Muslime in Europa einzuwirken. Wem fallen da nicht gleich die Auftritte eines Recep Tayyip Erdogan in Deutschland ein, der ja selbst gegenüber dem Gastland eher wie ein Hochkommissar auftritt.

Doch was er darf, dürfen andere nicht einmal in Ansätzen. Nicht genug der Diskriminierung von Christen in der Türkei, nun attackierte Erdogan sogar durchaus weltliche deutsche Stiftungen, denen er vorwarf, die kurdische PKK zu unterstützen. Womit er alte Hirngespinste von Ultranationalisten aufgriff. Wen konkret er meinte, sagte er zwar nicht, aber etliche türkische Medien sprangen ein, manche sogar mit dem Vorwurf, dass man die Türkei spalten wolle. Eine Karikatur zeigte den inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan, wie er mit einer als Hakenkreuz gestalteten Axt die Türkei zerschlägt.

Auslöser war offenbar das völlig legale Treffen eines Mitarbeiters der Heinrich-Böll-Stiftung mit einem kurdischen Bezirksbürgermeister im osttürkischen Diyarbakir. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) meinte jedoch, sich rechtfertigen zu müssen, und betonte, dass sie gemäß einem Abkommen von 1970 ausschließlich mit der Regierung zusammenarbeite. Und auch die türkische Zeitung „Hürriyet“ schlug sich auf die Seite der Stiftungen und meinte, dass wenn es einen begründeten Verdacht gebe, das zuerst Sache der Polizei wäre und nicht der Öffentlichkeit.

Der eingangs zitierte Artikel bezog sich aber nicht nur auf die Dominanz der Türkei in der „Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich“. Denn wie man nun erfuhr, hat der 87-jährige saudische König Abdullah ein „Internationales Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ gestiftet. Der Vertrag darüber soll diese Woche unterzeichnet werden. Das vorgesehene Gebäude in der Wiener Innenstadt befindet sich bereits im Besitz der Saudis – und beherbergte früher die Bibliothek der katholischen theologischen Fakultät der Uni Wien.

Dem achtköpfigen Aufsichtsrat des Zentrums mit dem Status einer internationalen Organisation werden zwar Vertreter aller großen Religionen angehören, aber Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP), der das Vorhaben begrüßt, war schon bei seinem Kairo-Besuch im April von keinem Geringeren als dem Scheich von Al-Azhar davor gewarnt worden, den Wahhabiten eine „internationale Plattform“ zu bieten. Und nun hagelt es massive Kritik auch in Österreich, darunter von den zwei türkischstämmigen grünen Abgeordneten. Ja sogar in Saudi-Arabien gibt es Proteste – von Wahhabiten, die jeden Dialog als Häresie ablehnen.

Zwischen dem saudischen und dem türkischen Missionierungseifer besteht allerdings ein wesentlicher Unterschied: Der türkische hat einen unverkennbaren neo-osmanischen Anstrich und manche werfen Erdogan bereits vor, dass er von der Wiedererrichtung des 1924 von Kemal Atatürk abgeschafften Kalifats träume. R. G. Kerschhofer


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