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15.10.11 / Noch zwei Wochen bis zum Knall? / Europäische Banken befinden sich nach Einschätzung vieler Experten in einer gefährlicheren Lage als 2008

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-11 vom 15. Oktober 2011

Noch zwei Wochen bis zum Knall?
Europäische Banken befinden sich nach Einschätzung vieler Experten in einer gefährlicheren Lage als 2008

Während Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy Ende Oktober ihre Pläne für die Bankenrettung bekannt geben wollen, glauben Experten, dass das große Bankensterben dann schon begonnen hat.

Robert Shapiro, Berater des Internationalen Währungsfonds (IWF), machte in einem BBC-Interview am 10. Oktober deutlich, wie wenig Zeit noch verbleibt, um im europäischen Ban-kensystem eine „Kernschmelze“ zu verhindern: zwei bis drei Wochen. Hintergrund der pessimistischen Warnungen sind der immer wahrscheinlicher werdende Zahlungsausfall Griechenlands und die zu erwartenden Verluste für den Bankensektor.

Bereits im Vorfeld des EU-Finanzministertreffens am 18. September in Breslau war durch Berichte von US-Medien durchgesickert, dass der IWF nach internen Berechnungen von einer Pleite Griechenlands in sechs Wochen, also zum Ende des Monats Oktober, ausgeht.

Doch noch bevor die Pleite Griechenlands offiziell eingetreten ist, ist bereits eine erste Bank auf der Strecke geblieben: Die belgisch-französische Dexia-Bank, die zu den 25 größten Banken innerhalb der Euro-Zone gehört. Bei einer Bilanzsumme von 566,7 Milliarden Euro hat die Bank − selbst nach eigenen Angaben − problematische Wertpapiere im Volumen von 95 Milliarden Euro in den Büchern. Wie dramatisch die Lage der Bank an den Märkten gesehen wird, lässt sich an der Marktkapitalisierung absehen. Als bei einem Kurs von 0,85 Euro in der letzten Woche die Aktie vom Handel ausgesetzt wurde, betrug der Börsenwert der Bank insgesamt nur noch 1,6 Milliarden Euro. Die Dexia, die noch vor wenigen Monaten den Banken-Stresstest mit Bravour absolviert hatte, kommt an den Finanzmärkten kaum noch an frisches Kapital. Egal welche Form die nun eilig entworfenen Rettungspläne annehmen, es zeichnet sich ab, dass wieder das Geld der Steuerzahler fließen wird.

Eine Konsequenz für Belgien ist die Ankündigung der Rating-Agentur Moodys, eine Herabstufung der Bonität des Landes zu prüfen. Die Agentur begründet die Zweifel ausdrücklich mit den möglichen Belastungen durch eine Rettung von Dexia. Die Gefahr einer Bonitäts-Herabstufung dürfte auch Frankreichs Präsident Sarkozy im Blick haben. Unter den Euro-Ländern mit erstklassigem Rating wird Frankreichs Bonität derzeit am stärksten angezweifelt. Für den Fall, dass in Frankreich eine umfangreichere Bankenrettung nötig werden sollte, gehen Analysten davon aus, dass es im Gegenzug im Staatshaushalt zu entsprechenden Kürzungen kommen muss, wenn das Rating erhalten werden soll.

Für Präsident Sarkozy, der sich in sieben Monaten zur Wiederwahl stellen will, keine allzu verlockende Aussicht und Grund dafür, nach Mitteln aus dem Euro-Rettungsschirm EFSF für die Rekapitalisierung der französischen Banken zu rufen.

Verluste drohen nicht nur durch Anleihen, die momentan noch mit Phantasie-Werten in den Bilanzen stehen. Crédit Agricole und Société Générale werden auch ihre griechischen Tochterunternehmen Emporiki und Geniki-Bank weitgehend abschreiben müssen.

Die Auswirkungen eines griechischen Zahlungsausfalls werden sich aber nicht nur auf Europa beschränken: Auch US-Banken geraten an den Märkten zunehmend unter Druck. Neben hausgemachten Problemen, wie bei der Bank of America, die ständig mit neuen Prozessen wegen Immobiliengeschäften überzogen wird, sind es Zweifel daran, wie hoch die eingegangenen Risiken auf dem europäischen Markt sind, die die Kurse von US-Banken einbrechen lassen.

Ins Visier der Investoren ist vor allem Morgan Stanley geraten, die allein in Frankreich mit 39 Milliarden Dollar engagiert ist. Als regelrechte Zeitbombe gelten allerdings Verluste durch Derivate und Kreditausfallversicherungen, die durch die europäische Schuldenkrise fällig werden könnten. Hauptsächlich betroffen wären dann zwei wirkliche globale Schwergewichte: JP Morgan und Goldman Sachs. Norman Hanert


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