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15.10.11 / Vorbild für andere Teile der Republik Polen / Interdisziplinäre Tagung zum 200. Jahrestag der Gründung der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-11 vom 15. Oktober 2011

Vorbild für andere Teile der Republik Polen
Interdisziplinäre Tagung zum 200. Jahrestag der Gründung der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau

An der Alma Mater der schlesischen Hauptstadt fand vom vorletzten Dienstag bis vorletzten Donnerstag eine Tagung mit dem Titel „Universität Breslau in der europäischen Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts“ statt. Anlass war der 200. Jahrestag der Gründung der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. In über 100 Vorträgen, die sämtliche universitären Fachbereiche abdeck­ten, boten die nicht nur polnischen und deutschen Vortragenden den Zuhörern ein buntes und facettenreiches Bild des Werdens und der Entwicklung der Universität.

Der zeitliche Bogen wurde von der Vorgeschichte der 1811 erfolgten Neugründung der staatlichen preußischen Breslauer Universität bis zur Gegenwart, der inhaltliche von den Geistes- über die Sozial- zu den Naturwissenschaften gespannt. Nicht nur in den einzelnen Referaten konnte die enorme Bandbreite vergangenen und aktuellen wissenschaftlichen Arbeitens in der Odermetropole verdeutlicht werden. Die den jeweiligen Konferenztag beschließenden Konzerte legten ebenso Zeugnis über künstlerische Impulse ab, welche die Universität Breslau verbreiten konnte.

Deutlich wurde im Rahmen der einzelnen Referate herausgearbeitet, wie sehr das wissenschaftliche Vermächtnis aus den Jahren vor 1945 bis in die heutige Zeit hinein sichtbare Wirkung entfalten kann. Die heute polnische Universität zu Breslau schämt sich dieser Überlieferungen und Traditionen keineswegs, sondern greift sie vielmehr begierig auf und pflegt das preußisch-deutsche Erbe mit einem großen Einfühlungsvermögen, das in dieser Form an bundesdeutschen Universitäten kaum zu finden sein dürfte. Vitrinen mit Exponaten zur Vorkriegsgeschichte Breslauer Studentenverbindungen und Portraits preußischer Könige in der Aula Leopoldina zeugen von einer großen Unbefangenheit im Umgang mit deutscher Kultur und Geschichte. In seinem Vortrag über die „Geschichte der Traditionspflege der Universität zu Breslau durch die Universität zu Köln ab 1951“ betonte ein Kölner Historiker, dass es genau diese Unvoreingenommenheit sei, die es Polen und Deutschen ermögliche, sich in den ehrwürdigen Räumlichkeiten in Breslau zusammenzufinden und gemeinsam Geschichte und Zukunft einer der vormals bedeutendsten deutschen Universitäten zu erörtern.

Hervorgehoben zu werden verdient die positive Einstellung des Leiters des Organisationskomitees, des Professors Jan Harasimowicz, jungen Wissenschaftlern aus der Bundesrepublik Deutschland gegenüber. Er betonte, wie wichtig es ihm gewesen sei, besonders jüngeren Fachkräften aus dem Nachbarland Polens die Chance einzuräumen, sich mit ihren Forschungsergebnissen zu präsentieren. Darin sähe er persönlich die Zukunft seiner Breslauer Alma Mater. Zusätzlich dankte er in einem Gespräch am Rande der Konferenz der Breslauer Sammlung Köln sowie der Universität Köln dafür, dass diese sich als vormalige Patenuniversität und heutige Partneruniversität Breslaus ebenfalls mit einem Symposium und Festakt am 2. und 3. Dezember 2011 in Köln den wichtigen Fragen von Tradition und Partnerschaft zwischen der Oder- und Rheinmetropole annehmen werde.

In Breslau hat man nicht erst dieses Jahr die Fenster weit aufgerissen, wie Benedikt XVI. dies vor wenigen Wochen im Bundestag in anderen Zusammenhängen ansprach, um den Mief des Misstrauens, der jahrzehntelang Herzen und Gedanken von Polen und Deutschen vergiftete, auszulüften. So bekam der Geist der Freiheit und Verständigung Luft zum atmen.

Insbesondere vor dem Hintergrund der zurückliegenden Parlamentswahlen, bei denen die „Liste der Deutschen Minderheit“ eine herbe Niederlage einstecken musste, wäre es den deutsch-polnischen Beziehungen und der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen zu wünschen, wenn der „Geist von Breslau“ auch nach Oberschlesien gelangte und sich dort verbreiten würde. Vielen unnötigen Kleinkariertheiten im gegenseitigen Umgang würde so die vermeintliche Berechtigung entzogen werden können und die Deutschen vor Ort dürften darauf hoffen, sich unbefangen zu ihrer eigenen Kultur und Muttersprache bekennen zu können. Tobias Körfer

Der Autor ist Vorsitzender der AGMO e.V. – Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen.

Tradition und Partnerschaft in Breslau Internationale wissenschaftliche Konferenz „Universität Breslau in der europäischen Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts“


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