24.04.2024

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15.10.11 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-11 vom 15. Oktober 2011

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Müllmacher / Was man beim Aufräumen alles findet, wieso Rösler der Nazi in Person ist, und warum wir ab sofort viel mehr Dreck produzieren müssen

Aufräumen ist eine lästige Tätigkeit, die dem Verfasser dieser Zeilen schon seit jeher überaus schwer fällt. Der Journalist hat da einen glück­lichen Vorteil: Er kann mitten in seinem Chaos in aller Schneidigkeit über „preußische Ordnung“ dozieren, denn es weiß ja keiner, wie der Schreibtisch aussieht, auf dem die wohlfeilen Belehrungen entstanden sind. So kann er der mühsamen Pflicht unerkannt entkommen.

Andererseits kann Aufräumen eine durchaus aufregende Sache werden, gerade, wenn man es lange nicht mehr gemacht hat. Da kommen manchmal richtig spannende Sachen zum Vorschein: ein interessanter Artikel, eine lustige Postkarte von Anno wasweißich, der längst verloren geglaubte zweite Fahrradschlüssel oder sogar – Geld!

Evangelos Venizelos hat neulich den Rumpelkeller unter seinem Hause, dem griechischen Finanzministerium, durchstöbert und in einer der vielen Kisten anderthalb Milliarden Euro entdeckt. Die dendro-chronologische Untersuchung des morschen Möbels hat ergeben, dass der Zaster da etwa um das Jahr 2008 hingekommen sein muss. Spekulationen zufolge dürfte es sich um Geld aus irgendeinem Bankenrettungsfonds handeln, das damals in den Keller geschleppt und später dort vergessen wurde.

Anderthalb Milliarden, das entspricht dem kompletten Jahresetat einer deutschen Großstadt. Man muss es schon ganz schön dicke haben, um so einen Batzen nicht zu vermissen. Dabei heißt es doch, die Griechen seien pleite! Ja, sind sie wohl auch. Aber gerade das lieben wir doch an unseren hellenischen Freunden: Ihre Leichtigkeit im Umgang mit dem Geld anderer Leute bringt die Sonne des Südens in unseren düsteren teutonischen Schuppen, in dem die Kanzlerin tagtäglich mit spröder schwäbischer Hausfrauenmiene verkündet, wie sorgsam in Europa mit jedem deutschen Steuergroschen umgegangen werde.

Da kann man jeden Euro eben nur einmal ausgeben. Kurz nachdem der Bundestag die Erweiterung des großen Rettungsschirms beschlossen hatte, kam daher aus Berlin die Botschaft, dass das geplante Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, leider drastisch gekürzt werden müsse – der angespannten Haushaltslage wegen. Man muss halt Schwerpunkte setzen, wie alle „Nettozahler“: In Holland soll die Königin künftig Miete für ihr Schloss zahlen, damit die Niederlande ihre Verpflichtungen erfüllen können gegenüber den ... ja, gegenüber wem eigentlich? Ach richtig, den Banken, die nicht Bankrott gehen dürfen, weshalb das eben die Staaten machen müssen.

Trotzdem wollen wir die Griechen bitten, noch einmal in den Keller zu gehen. Wer weiß, was da noch alles vor sich hin staubt. Wir tippen auf Gold. Gold? Ja: Gold! Beim Rösler-Besuch haben sich die Griechen abermals bitter beklagt, dass sie 18 Tonnen Gold vermissen. Wie bei ihnen üblich beschuldigen sie der Einfachheit halber uns Deutsche. Wir hätten das Athener Staatsbank-Gold im Zweiten Weltkrieg geklaut und nie zurückgegeben.

Nun wissen die Historiker, auch die griechischen, dass das Gold vor dem Eintreffen der Wehrmacht in der griechischen Hauptstadt längst abtransportiert war und über Kreta und Südafrika seinen Weg nach London fand, von wo es nach dem Krieg zurück nach Griechenland gebracht wurde. Dort verliert sich offenbar seine Spur ebenso wie die Spuren all der EU-Milliarden, die seit 1980 ins Land geströmt sind. Vielleicht sollte man mal in den Häfen und Nobelvierteln von Hellas nachsehen, wo sich Villen und Yachten von unglaublicher Pracht stapeln. Aber das ist den griechischen Journalisten denn doch zu anstrengend, zumal sie bei derlei Recherchen auf ihre gutbetuchten Verleger treffen könnten, was der Karriere nicht hilfreich wäre.

Zumal ihr Sinn für Genauigkeit kaum höher entwickelt ist als die Ordnung in Venizelos’ Keller: Man biegt die Wirklichkeit gern so, wie sie einem passt: Eine Athener Zeitung wollte ihren Lesern beweisen, dass die Deutschen alles Nazis seien und das Vierte Reich vor der Tür stehe. Dafür machte sie Rösler kurzum zum „Deutschjapaner“, dessen bloße Existenz für die Achse Berlin–Tokio aus dem Weltkrieg stehe und der daher nur ein Nazi sein könne. Für uns Deutsche ist das der Moment, wie ein bemühter Pädagoge seufzend in unseren Stuhl zu sacken und alle Hoffnung auf den Bildungserfolg unseres Schützlings fahren zu lassen. Warum ertönt nicht endlich das Klingelzeichen, damit wir diesen hoffnungslosen Griechenbalg an die Luft setzen können?

Geht es nach Merkel und Sarkozy, ertönt es nie. Hellas soll, koste es, was es wolle, im Euro bleiben. Das war so ziemlich das einzige, was dem „mit Spannung erwarteten Gipfeltreffen“ in Berlin zu entnehmen war.

Für die Linkspartei sind das sowieso alles nur halbe Sachen. Sie fordert staatliche Kontrolle über den Bankensektor, damit es gar nicht erst zu solchen „Auswüchsen des entfesselten Finanzkapitalismus“ kommen könne. Erfolgreiche Vorbilder für staatlich kontrollierte Banken gibt es zur Genüge. Da ist beispielsweise die KfW-Bank. Die war dermaßen erfolgreich, dass sie sich eine eigene Tochter im regulierungsarmen Bankenparadies Irland gönnte, die Depfa. Jene Depfa jonglierte wie kaum ein Konkurrent mit den beliebten Mischpapieren, welche die Finanzmarktkrise ausgelöst haben sollen. 2008 folgte der Knall.

Im Verwaltungsrat der KfW, dem obersten Aufsichtsgremium, saß seinerzeit ein gewisser Oskar Lafontaine, der von diesem Erfolg gekrönt nunmehr als ausgewiesener Finanzmarkt-Spezialist der Linken gilt und auf allen erreichbaren Talkshows auch so auftritt: „Die Bank-Chefs müssen endlich zur Verantwortung gezogen werden für den Schaden, den sie angerichtet haben!“ Ja, Oskar, das meinen wir auch.

Nach dem Depfa-Desaster wollten aufmüpfige Reporter von KfW-Verwaltungsrätin Heidemarie Wieczorek-Zeul wissen, ob sie als Aufsichtsperson das Debakel nicht hätte stoppen müssen. Entnervt stöhnte die damalige Entwicklungshilfeministerin ins Mikro, man könne bei so vielen Terminen ja nicht alles im Blick haben. Außerdem müsse sie sich als Politikerin schon auf den Rat der „Fachleute“ verlassen können.

Politiker eine Geschäftsbank „kontrollieren“ zu lassen ist demnach etwa so sinnig wie einem Ethikrat die Entscheidung zur Reaktorsicherheit zu übertragen. Die Resultate sehen sich recht ähnlich. Jüngst hatten wir uns angeschaut, wie „giftiger“ Atomstrom aus dem böhmischen Temelin in österreichischen Pumpspeicherwerken zu „Ökostrom“ umgewaschen wird. Nun kam heraus, dass Deutschland seinen Wind- und Sonnenstrom auch kostenlos in jene Speicherwerke exportiert, weil der oft zu Zeiten produziert wird, in denen keiner den Saft gebrauchen kann. Manchmal geht das soweit, dass wir den Österreichern sogar Geld geben müssen, damit die uns den überschüssigen Strom abnehmen.

Wenn dann später in den Spitzenverbrauchszeiten unsere Räder mangels Wind stillstehen, müssen wir den Strom teuer zurückkaufen. „Ethisch“ mag das ja durchaus sein, aber irgendwie auch strohdumm. Macht nichts: Ethik geht vor.

Und die Energiewende hält eh keiner mehr auf, wie wir an unseren „vermaisten“ Landschaften sehen können, aus denen der Rohstoff für den beliebten Biodiesel stammt. Nun kommt noch eine weitere tolle Erfindung dazu: Diesel aus Müll. Ja, aus Müll! Ist das nicht wunderbar?

Warten wir’s ab. Wie wir unsere Energie-Ethiker kennen, werden sie bald eine verpflichtende Mülldieselquote befehlen. Und wenn dann gar nicht genug Müll zum Verölen da ist? Dann werden eben Müllmacher engagiert, die aus der dafür erhöhten Mineralölsteuer fürs Müll machen bezahlt werden. Und schon hätte die schnelle Energiewende erneut Arbeitsplätze geschaffen, ganz wie Jürgen Trittin es vorhergesagt hat.


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