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22.10.11 / Dampf ablassen / Israel: Gefangenenaustausch schwächt Abbas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-11 vom 22. Oktober 2011

Dampf ablassen
Israel: Gefangenenaustausch schwächt Abbas

Was lange auf sich warten lässt, kommt dann doch irgendwie überraschend. So auch der zwischen Israel und der Hamas, inner-palästinensischer Feind von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, vereinbarte Gefangenenaustausch. Wenn man aber versucht, sich in die Hauptakteure hineinzuversetzen, wirkt eigentlich alles ganz logisch. Denn Israels Premier Benjamin Netanjahu stand zuletzt mehrfach unter Druck. Weniger durch die Weltöffentlichkeit, die zwar seine Maßnahmen gegenüber den Palästinensern zu kritisieren pflegt, aber letztlich doch wieder alles hinnimmt. Weit mehr belasteten ihn in Israel selbst die Dauerproteste, weil er sich bisher geweigert hatte, die Freilassung dieses einen seit fünf Jahren von der Hamas gefangenen gehaltenen Soldaten Gilad Shalit durch einen Austausch zu erkaufen. Und seit Monaten gibt es sogar Massendemonstrationen mit sozialpolitischen Hintergründen.

Dass der Soldat nun freikam, reduziert den Druck daheim. Und die Freilassung von 1027 Palästinensern hilft ihm, davon abzulenken, dass noch 5000 weitere inhaftiert bleiben und die völkerrechtswidrige Bautätigkeit in den besetzten Gebieten weitergeht. Zugleich aber „bestraft“ er Palästinenserpräsident Abbas für die Uno-Initiative, mit der dieser – zum Ärger Israels und der USA – einen Propaganda-Erfolg erzielt hat. „Bestrafung“ wäre es besonders dann, wenn, wie vereinzelt gemeldet, auch Marwan Barghuti freikommen sollte, denn dieser Fatah-Führer ist ein Hauptkonkurrent von Abbas.

Vom Austausch profitiert aber auch die ägyptische Militär-Junta, die als Vermittler agiert. Und die zuletzt etwas ins Abseits gedrängte Hamas, die ja auch die Freilassung von etlichen Leuten der konkurrierenden Fatah erwirkt, feiert sogar einen Triumph. Denn sie hat allen Arabern gezeigt, wer – anders als Abbas – auch greifbare Resultate erzielt. Weitgehend vergessen ist heute, dass die Hamas auch in ihren Anfängen von Israel unterstützt wurde, damals um Jassir Arafat und seine PLO zu schwächen.      R. G. Kerschhofer


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