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22.10.11 / Droht nun auch noch Altersarmut? / Nicht nur Banken, sondern auch Versicherungen sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-11 vom 22. Oktober 2011

Droht nun auch noch Altersarmut?
Nicht nur Banken, sondern auch Versicherungen sind von Euro-Krise bedroht − Überschüsse sinken

Aufgrund der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen sinkenden gesetzlichen Rente forcierte der Staat massiv die private Altersvorsorge. Doch die Versicherer sind aufgrund der Auflage, in sichere festverzinsliche Wertpapiere zu investieren, stark in europäischen Staatsanleihen engagiert.

Seit Monaten bestimmt die Euro-Krise die Schlagzeilen. Hiobsbotschaft folgt auf Hiobsbotschaft und die meisten Menschen bekommen mit, dass sich hier etwas anbahnt, das fürchterliche Konsequenzen haben wird. Die Banken und der Steuerzahler, also irgendwie auch sie, werden schon bald die Rechnung vorgelegt bekommen. Doch was dabei aus dem Blick geraten ist, ist der Umstand, dass der Steuerzahler auch noch von anderen Seiten die Rechnung präsentiert bekommt, denn auch er hat Geschäftsbeziehungen zu mindestens einer Bank, die natürlich bei Verlusten mit Staatsanleihen diese irgendwie wieder ausgleichen muss, sei es durch für den Kunden schlechte Zinsen oder eine zurückhaltende Kreditvergabe. Ist ein Steuerzahler gar im Besitz von Bankaktien so hat er die Rechnung schon vorgelegt bekommen, da die Aktienkurse der Banken in Deutschland durchschnittlich um 34 Prozent allein im letzten Jahr gesunken sind. Ganz schlimm hat es Aktionäre der einst so soliden Commerzbank getroffen: Nach Bankenkrise, Fusion mit der Dresdner Bank und nun der Euro-Krise ist eine Aktie, die Ende 2007 nach gut 20 Euro wert war, inzwischen nur noch knapp 1,70 Euro wert, Tendenz weiter fallend.

Aber auch als Versicherungsnehmer ist der Steuerzahler an den aus der Euro-Krise resultierenden Verlusten beteiligt. Ob Sachversicherung wie Auto oder Hausrat, Lebensversicherung oder Rentenversicherung, die Versicherungsunternehmer sind angehalten, die Gelder ihrer Kunden sicher anzulegen. Und da bisher Staatsanleihen als sichere, aber im Versicherungsfall auch leicht zu verkaufende Anlage galten, sind gut 50 Prozent der Gelder von deutschen Versicherten in Staatsanleihen investiert.

Doch zwischen all den Hiobsbotschaften gibt es auch eine positive Nachricht, denn bezüglich Griechenland waren die meisten deutschen Versicherungen vorausschauend genug und haben ihre griechischen Staatsanleihen schon in den letzten beiden Jahren verkauft. Zwar vermeldete die Allianz, dass sie Mitte des Jahres noch Papiere des griechischen Staates in Höhe von 1,3 Milliarden hat und diese im Wert um fast 50 Prozent abgeschrieben hat, jedoch angesichts des Milliardenengagements von Europas größtem Versicherer konnte dieser selbst nach dieser Belastung noch im zweiten Quartal eine Milliarde Gewinn vermelden. Weniger Gewinn betrifft nicht nur, wie es die derzeit laufenden „Occupay Wall Street“-Demonstrationen weiß machen wollen, die Millionäre, sondern auch den kleinen Sparer, Aktionär und Versicherungsnehmer, denn schreiben die Banken und Versicherungen niedrigere Gewinne oder machen gar Verluste, dann trifft es jeden.

Und hier warten auch bei den Versicherern weitere Hiobsbotschaften auf den Steuerzahler: Denn es befindet sich ja nicht nur Griechenland unter Druck. Auch Irland, Portugal, Italien und im Grunde inzwischen jedes Euro-Land hat gegen eine zu hohe Staatsverschuldung zu kämpfen. Insgesamt haben die Versicherungen laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht 256 Milliarden Euro in europäischen Staatsanleihen. Die Allianz und die Generali sind traditionell beide sehr stark in Italien engagiert, die Allianz sogar im zweistelligen Milliardenbereich. Geht Italien Pleite dann kann sich jeder Inhaber einer Allianz-Lebensversicherung fragen, wie viel er nach zumeist mehreren Jahrzehnten, in denen er brav seinen Beitrag gezahlt hat, rausbekommt.

Aber nicht nur die oft für die Altersvorsorge vorgesehenen Kapitallebensversicherungen, auch die Rentenversicherungen sind betroffen. Alle Versicherungsprodukte profitieren letztlich von den Überschüssen, die die Versicherung erwirtschaftet, erzielt sie keine Überschüsse, sinkt also der am Ende ausbezahlte Betrag an den Kunden. Doch gerade in Zeiten des demografischen Wandels setzt der Gesetzgeber bereits seit Jahren darauf, dass der Arbeitnehmer auch privat für sein Alter vorsorgt. Die sogenannte Riester-Rente sollte helfen, die Lücken der anteilig zum letzten Nettogehalt des Arbeitsnehmers sinkenden gesetzlichen Rente zu schließen. Fällt ihre Rendite aufgrund von Verlusten der Versicherer noch magerer aus, als sowieso schon, dann geht der Plan der Regierung, durch private Altersvorsorge Altersarmut in der Zukunft zu verhindern, nicht auf.

Auch tröstet es wenig, dass der größte Anteil mit 159 Milliarden Euro der 256 Milliarden Euro europäischer Staatsanleihen im Versicherungsbesitz deutsche Staatsanleihen sind. Die gelten zwar noch als verhältnismäßig sicher, doch weil Deutschland noch mit die beste Bonität im Euro-Raum hat, muss Berlin auch wenig Zinsen zahlen. Deutsche Staatsanleihen gelten für Anleger noch als sicherer Hafen, nur bringen sie eben durch die niedrigen Zinsen kaum Rendite und somit höchstens einen Inflationsausgleich.

Da die Versicherer um ihre Zwangslage wissen, sie ihre Bestandskunden nicht durch niedrige Überschüsse vergraulen und Neukunden aufgrund schlechter Renditen nur schwer anwerben können, legen sie immer weniger Geld in Staatsanleihen an. Unternehmensanleihen sind nun der neue „sichere Hafen“ der Versicherer. Kundengelder in Milliardenhöhe werden nun in festverzinsliche Wertpapiere investiert, die von Unternehmen herausgegeben werden. Hier kaufen sich die Versicherer in Sachwerte ein, die auch noch Rendite bei soliden Unternehmen zwischen drei und sieben Prozent Zinsen bringen. Sollte es aber nach erneuter Banken-Krise aufgrund der Euro-Krise zu einer Wirtschafts-Krise kommen, dann dürfte auch diese Strategie in sich zerfallen. Die Rechnung bekommt dann wieder der Steuerzahler, dieses Mal in seiner Funktion als Versicherungsnehmer.Rebecca Bellano


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