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22.10.11 / 16 Mal das kleine Glück / Sympathische Kurzgeschichten von Asta Scheib

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-11 vom 22. Oktober 2011

16 Mal das kleine Glück
Sympathische Kurzgeschichten von Asta Scheib

Die erfolgreiche deutsche Schriftstellerin Asta Scheib ist für ihre empathischen Fähigkeiten bekannt. Als sensible Beobachterin gelingt es ihr immer wieder, Stimmungsbilder einzufangen, in Worte zu kleiden und diese in einer Geschichte zu verpacken. In dem Buch „Streusand“ erwarten den Leser 16 sympathische Kurzgeschichten über Menschen, über Ereignisse, über das Leben an sich.

Im Vorwort des Buches verrät die Autorin dem Leser, dass sie ihre Erzählungen stets von Hand zu schreiben pflegt, da sie in der Regel ohne Laptop reist: „Wenn ich auf Lesereisen im Zug sitze oder bei Verspätungen auf idyllischen Bahnhöfen, an welchen Orten auch immer ich zur Ruhe komme, hole ich mein kleines, aber dickes Notizbuch heraus und schreibe alles auf, was mir einfällt oder was ich sehe.“ Und genau dieses besondere Flair, dieser Funke aus dem realen Leben, der den Geschichten der Autorin anhaftet, macht die Erzählungen Asta Scheibs zu etwas Realem, aber Zeitlosem, aber doch Alltäglichem, schlicht und einfach zu etwas Besonderem.

Gerne würde man die Autorin bei manchen Erzählungen befragen, welches Ereignis, welcher Mensch, welche Beobachtung, welches Gefühl hier der konkrete Auslöser der Geschichte war. So auch bei der Kurzgeschichte „Sieg und Niederlage“. „Das Zimmer ist verdunkelt, ich habe die Jalousien heruntergelassen, nicht ganz, nicht korrekt, wie ich überhaupt niemals etwas wirklich richtig mache, und jetzt malt jedes vorbeikommende Auto Lichtbahnen an die Wand, die wieder verschwinden … Das was heute Nacht geschieht, kann vermutlich nur jemand heraufbeschwören, der so unberechenbar ist wie ich, unzuverlässig in seinen Gefühlen, die mich heute dieses empfinden lassen und morgen das genaue Gegenteil davon. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe dafür, dass Frederik heute Lotta geheiratet hat und nicht mich, die er in Wahrheit will. Ich allein bin dafür verantwortlich, dass er jetzt Wand an Wand mit mir, meiner Schwester das Hochzeitskleid aufknöpft …“

Am Ende einer jeden Kurzgeschichte ist es dem Leser überlassen sich auszumalen, wie die Geschichte wohl weitergehen mag. Ratlosigkeit, Verwirrung und Freude sind nur einige der Gefühle, die den Leser auf seinem Kurztrip durch die verschiedenen Geschichten erwarten. Eines haben die Geschichten der erfolgreichen Schriftstellerin, Drehbuchautorin: Sie sind grundsätzlich lebensbejahend und zeugen von Hoffnung. Das große Glück wartet in der Regel nun mal nicht direkt vor der Haustür. Und um das kleine Glück sehen zu können, müssen wir vielleicht nur einmal die Augen richtig öffnen und die Bereitschaft zeigen, es auch erkennen zu wollen, wenn es vor uns steht.           Vanessa Ney

Asta Scheib: „Streusand“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, geb., 125 Seiten, 15 Euro     


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