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29.10.11 / Freiheit lernen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

Jan Heitmann:
Freiheit lernen

Das Streben nach Freiheit gehört seit jeher zu den Urinstinkten des Menschen. Freiheit fällt einem jedoch nicht in den Schoß, man muss sie sich verdienen. Das libysche Volk feiert überschäumend seine Freiheit, doch eigentlich hat es lediglich die Beseitigung der Gaddafi-Tyrannei zu feiern. Frei ist es noch lange nicht. Denn zur Gestaltung und Bewahrung der Freiheit gehört ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein. Menschen, die ihre Freiheit wiedererlangt haben, glauben leicht, dass sie endlich alles tun könnten, was sie wollen. Eine Freiheit, die dem Individuum das ermöglicht, gibt es jedoch nicht. Frei gewordene Menschen müssen lernen, sich so zu verhalten, dass die Freiheit erhalten bleibt. Dazu gehört die Beachtung der Rechte anderer, der Einsatz für das Große Ganze, ohne dabei eigennützige Interessen zu verfolgen, und Toleranz.

Der kollektive Jubel in Libyen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass von diesen Merkmalen von Freiheit nichts vorhanden ist. Im Internet kursieren zahlreiche Videos, auf denen zu sehen ist, wie „Freiheitskämpfer“ des Übergangsrates zur allgemeinen Volksbelustigung wehrlose Menschen brutal massakrieren, weil sie sie verdächtigten, Gaddafi-Anhänger zu sein. Der gefangene Diktator wird kurzerhand liquidiert, statt ihn in einem rechtsstaatlichen Verfahren seiner verdienten Strafe zuzuführen. Die unterschiedlichen Clans und Interessengruppen haben nur ihren eigenen Vorteil im Auge, die Zukunft des Landes interessiert sie nicht. So kann Freiheit nicht gedeihen. Die Libyer müssen Freiheit erst noch lernen. Gelingt ihnen das nicht, werden sie von einer Tyrannei in die nächste geraten.


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