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29.10.11 / Parteiposse auf Rügen / CDU demontiert sich in Streit mit ehemaligem DVU-Mitglied selbst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

Parteiposse auf Rügen
CDU demontiert sich in Streit mit ehemaligem DVU-Mitglied selbst

Das CDU-Mitglied Thomas Gens wird weiter von der eigenen Partei ausgegrenzt. Bekannt wurde Gens dadurch, dass der ursprüngliche Wahlkreiskandidat der CDU für Rügen verstarb, er als Kandidat nachnominiert wurde und einige links orientierte Medien seine frühere DVU-Mitgliedschaft skandalisierten.

Gens verweigerte sich zu DDR- Zeiten dem System, konnte kein Abitur machen, wurde schließlich Hochseefischer, sah sich selbst während der Wende als Bürgerrechtler und war gegenüber der Blockflöten-CDU skeptisch: Es gab dort keinen personellen Neuanfang. Daher orientierte er sich bei verschiedenen Bürgerbewegungen, besuchte Veranstaltungen der Grünen und sogar der PDS. Später ging er auch zu Veranstaltungen der DVU, wurde eines von wenigen Mitgliedern der Partei auf der Insel Rügen und dann zu deren Vorsitzendem gewählt. Zu seinen Ämtern auf Landesebene will er ohne eigenes Zutun gekommen sein. Etwas naiv wirkt die Erklärung, er habe sich von der Begrifflichkeit „Union“ täuschen lassen, als er der DVU beitrat. Aber Gens macht auch nicht den Eindruck eines gewieften Berufspolitikers. Eher erscheint er wie ein biederer Gewerbetreibender, was der Fischer und Räucherer ja auch ist. Konkret beendete Gens seine 1998 bestehende Mitgliedschaft in der DVU 2002 und schloss sich dann der CDU an. Zumindest auf Orts- und Kreisebene seien seine früheren Aktivitäten bekannt gewesen, so der Politiker

Gens holte bei den letzten Kommunalwahlen auf Hiddensee sensationelle 42 Prozent für die Christdemokraten und ist unangefochten dort Bürgermeister. Nach dem „Skandal“ um ihn ließ er im Kommunalparlament eine Vertrauensabstimmung durchführen, die er souverän mit sieben zu drei Stimmen gewann. Das missfällt CDU-Landeschef Laurenz Caffier, der schon zu DDR-Zeiten in der Ost-CDU Einfluss hatte.

Bei den Nachwahlen zum Wahlkreis Rügen am 18. September 2011 erreichte Gens − nunmehr als parteiunabhängiger Kandidat − 13,3 Prozent der Erststimmen. Erstmals fiel das Direktmandat an die SPD. Die CDU hatte zuvor zur Wahl fremder Kandidaten aufgerufen. In den Medien war darüber spekuliert worden, ob ein besonders hohes Zweitstimmenergebnis auf Rügen für die Grünen ein Mandatsverlust für die NPD nach sich ziehen könnte. Tatsächlich schnitten die Grünen dort besonders gut ab, aber ihr zusätzliches Mandat ging dann zu Lasten der SPD.

So leicht scheint Caffier die für ihn unbequeme Personalie Gens nicht loszuwerden, denn der denkt gar nicht daran, seine CDU-Mitgliedschaft kampflos preiszugeben. Die Frage nach früheren Parteimitgliedschaften sei, so Gens, bei dem damals verwendeten Beitrittsformular freiwillig gewesen, seine politische Vergangenheit sei bekannt gewesen und schließlich habe er großen Rückhalt in der Bevölkerung. Das Schiedsgericht der Partei habe bislang über seinen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung nicht entschieden. Gens wundert sich, weil einstweilige Anordnungen bei öffentlichen Gerichten innerhalb von Stunden oder doch wenigstens Tagen erlassen würden.

Während Dissidenten anderer Parteien unangefochten den Kurs ihrer Partei kritisieren dürfen, scheint sich die CDU partiell zu einer Partei zu entwickeln, in der ein Abweichen von der Parteilinie mit allen Mitteln geahndet wird. Theo Maass


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