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29.10.11 / Zittern im Hinterhof / Afghanistans Christen fürchten um ihr Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

Zittern im Hinterhof
Afghanistans Christen fürchten um ihr Leben

Christliche Soldaten mehrerer Nationen, darunter 5000 Deutsche, setzen ihr Leben für Freiheit und ein besseres Leben in Afghanistan aufs Spiel. Ungeachtet dessen wird ihre Religion im Scharia-Staat am Hindukusch nicht toleriert, teilweise offen bekämpft. Die wenigen Bekennenden aus dem Land selbst sind für ihre Glaubensausübung in die Heimlichkeit der Hinterhöfe und den Untergrund verbannt, zittern vor Denunziation, Entdeckung und Tod, wagen es nicht, ein Kreuz an der Wand aufzuhängen. Fundamentalistische Stammesfürsten und Warlords gelten als die eigentlichen Herren im Lande. Und sie dulden keine Christen. Nach der Statistik der Organisation Open Doors rangiert Afghanistan hinter Nordkorea und dem Iran nach wie vor an einer der vordersten Stellen auf dem sogenannten Weltverfolgungsindex.

Das letzte Gotteshaus im Zeichen des Kreuzes wurde nach Entzug des Pachtvertrages auf ursprünglich 99 Jahre 2009 abgerissen. Zehn Jahre Amtspraxis des derzeitigen Präsidenten Hamid Karsai und reichlich fließende Milliarden aus dem westlichen Ausland für den Aufbau des seit Jahrzehnten kriegsgeschüttelten Landes haben an dem intoleranten Erbe der durch den amerikanischen Einmarsch 2001 beendeten Taliban-Herrschaft nichts geändert. Und der vom Westen unterstützte Karsai scheint an Religionsfreiheit kein Interesse zu haben, kann sich zudem gegen die fundamentalistischen Hardliner in seinem Machtapparates kaum durchsetzen.

Bundespräsident Christian Wulff indes lobte bei seinem Besuch die Fortschritte und versprach vollmundig weitere Hilfe, ohne das heikle Thema Christenverfolgung anzusprechen. Nach Schätzungen internationaler Organisationen sind es ohnehin nur noch 2000 bis 3000 Christen, die sich im Untergrund treffen. Maximal 10000 sollen es unter Einbeziehung im Lande lebender Ausländer sein. Insgesamt zählt Afghanistan 28 Millionen Einwohner. Von ihnen gehören 80 Prozent der sunnitischen und 19 Prozent der schiitischen Glaubensrichtung des Islam an.

Amerikanische Militärs sprechen längst von einem Scheitern der westlichen Mission und glauben, dass die Taliban nach dem Truppenabzug wieder das Heft in die Hand bekommen werden. Karsai jedenfalls dürfte sich dann in eines seiner mit zweckentfremdeten Hilfsgel­dern erworbenen Häuser zurück­ziehen. Joachim Feyerabend


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