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29.10.11 / Alter Zopf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

Alter Zopf
von Jan Heitmann

Wohl jeden packt beim Blick auf die Gehaltsabrechnung die Wut, wenn er sieht, wie wenig er von seinem hart erarbeiteten Geld ausbezahlt bekommt. Das Geld verschwindet automatisch in den Kassen des Staates, der Sozialversicherungen und der Kirchen. Hilflos fühlt man sich der Abzockerei ausgeliefert. Doch halt, eine Zahlung kann man vermeiden. Schnell kommt man auf die Idee, sich durch einen Kirchenaustritt etwas mehr Netto vom Brutto zu sichern. Schließlich erhält man keine unmittelbare Gegenleistung für seine Kirchensteuern, warum also sollte man das Geld nicht sparen? Einerseits ist der Schritt nachvollziehbar, andererseits bedeutet der Kirchen-austritt aber auch einen Rück­zug aus sozialer Verantwortung. Denn die Kirchen finanzieren mit den Steuereinnahmen unzählige Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime und soziale Dienste. Würde die Kirchensteuer abgeschafft, müssten viele dieser Einrichtungen schließen oder von allen steuerfinanziert werden. Wer aus grundsätzlichen Erwägungen nicht Mitglied einer Kirche sein will, sollte daher wenigstens einen Teil seines Einkommens für gemeinnützige Zwecke spenden.

Nicht einzusehen ist allerdings, dass die Kirchensteuer immer noch vom Staat auf Kosten der Allgemeinheit eingezogen wird. Dieser mehr als 200 Jahre alte Zopf ist nicht mehr zeitgemäß und gehört abgeschnitten. Einerseits klagen die Finanzämter über die hohe Arbeitsbelastung, andererseits erbringen sie den Kirchen eine kostengünstige Dienstleistung. Das Rote Kreuz beispielsweise muss den Einzug der Mitgliedsbeiträge ja auch selbst und auf eigene Kosten vornehmen.


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