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29.10.11 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

„Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt“, könnte man mit dem klassischen Zitat sagen, wenn man an die – fast unendliche – Geschichte denkt, die Anne Rekkaro durchstehen musste, bis sie das Plazet für die Übersetzung des Buches „Frauen in Königsberg 1945–1948“ in das Estnische erhielt. Mein Gott, nun hat sie’s – und ist überglücklich. Wir hatten über diesen Vorgang ausführlich in den Folgen 22 und 36 berichtet, in den auch Leser und Leserinnen involviert waren, mit denen wir ständig in Verbindung stehen. Und die Frau Rekkaro, der es nicht gelingen wollte, von Estland aus die Genehmigung zu erhalten, hier in Deutschland kräftig unterstützten. Alle sind in Königsberg geboren wie Anne Rekkaro, voran Frau Brunhilde Krüger aus Hamburg – die beiden Frauen verbindet seit einem Treffen der Königsberger in Hamburg im Jahr 2007 eine enge Freundschaft –, die Mitautorin des Buches, Frau Hannelore Müller aus Löhne und Frau Helga van de Loo aus Bonn. „In den vergangenen Monaten mussten sich deswegen so viele Frauenhände und -köpfe mit Telefonaten, Korrespondenzen, Aktivitäten mit diesem Fall beschäftigen“, resümiert Frau Krüger. Unverständlich für alle, die sich mit dem Vorgang befassten, dass Frau Rekkaros wiederholter Antrag ein Dreivierteljahr lang von der angeschriebenen Kulturstiftung der Vertriebenen in Bonn unbeantwortet blieb. Nach nunmehr neun Monaten des Schweigens erreichte die Nachricht von Frau Rekkaro ihre Hamburger Mitstreiterin, dass sie endlich die Genehmigung des Verfassers des Vorwortes zur Übersetzung dieser Anthologie in den Händen habe, ohne die eine estnische Ausgabe nicht möglich war. „Eine gute Nachricht: Gestern erhielt ich per E-Mail aus der Kulturstiftung die amtliche Erlaubnis“, teilte sie Brunhilde Krüger mit. „Ich freue mich sehr, dass dieses Problem endlich eine positive Lösung gefunden hat. Danke allen herzlich, die mir dabei geholfen haben!“ Wir geben diesen uns übermittelten Dank gerne weiter und sind glücklich mit Anne Rekkaro und allen, die sie unterstützt haben und sich mit ihr freuen. Nachdem ihre erste Übersetzung, das Buch „Iwan das Panjepferd“ von Heinz Buchholz, in Estland auf großes Interesse gestoßen ist, erhofft sie sich das nun verstärkt für diese Anthologie, weil ja auch viele Estinnen ein ähnliches Schicksal erleiden mussten. „Unser Landsfrauen-Juwel im fernen Estland“, wie Frau Krüger sie bezeichnet, will bis zum nächsten Frühjahr mit der Übersetzung fertig sein. Brunhilde Krüger konnte auch die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier mit Frau Rekkaro zusammenbringen, die das Schick­sal der in Königsberg Geborenen, die 1946 als Kleinkind von einer Estin vor dem Hungertod gerettet wurde, in einem Buch behandeln will.

Ein dankbarer Brief kam auch von Herrn Rolf Müller aus Weeze für die Veröffentlichung seiner Geschichte vom „Roten Mohn“, und diesem Dank schlossen sich auch der Maler des schönen Mohnbildes, Herr Sacco, und seine Ehefrau an. Sie hatten gar nicht mit einer weiteren Folge der Mohn-Geschichte gerechnet, aber sie ist so anrührend, dass ich sie unbedingt in vollem Umfang bringen musste und der Erntedanktag schien mir genau richtig. Anscheinend kennt aber niemand von unseren Leserinnen und Lesern die Originalgeschichte und so steht die Frage noch immer im Raum, ob sie wirklich so geschehen ist oder ob sie erdacht wurde. Solch ein wundersames Wiederfinden von zwei Geschwistern durch ein Mohnbild ist so außergewöhnlich, dass es – wenn es wahr ist – doch im Gedächtnis aller, die von diesem Ereignis gehört hätten, haften geblieben wäre. Bei einer fiktiven Erzählung ist das anders.

Auch die Lebensgeschichte der Baronesse von der Ropp und die damit verbundene Entwicklung des Lehndorff-Brotes hat Interesse geweckt. Und manchmal ergibt sich daraus Erstaunliches. Als Frank Schneidewind aus Olpe einer älteren Bekannten am Telefon von dem gesunden Brot erzählte, entsann sie sich eines Kochbuches aus dem Ersten Weltkrieg.

Da machte man sich auch schon Gedanken über vegetarische Ernährung – zwangsläufig, denn es herrschte kriegsbedingt Lebensmittelknappheit, vor allem fehlte Fleisch. Die Hausfrauen wurden von der Regierung veranlasst, vegetarische Kost auf den Tisch zu bringen, aber es hätte keiner Erlasse bedurft, denn je länger der Krieg dauerte, desto mehr machte sich der Mangel bemerkbar, der schließlich in dem katastrophalen Hungerwinter endete. Da kam das kleine „Kriegskochbuch für fleischfreie Tage“ gerade recht, wärmstens empfohlen von der Lebensmittelkommission der Stadt Frankfurt am Main und für 25 Pfennig auf den Markt gebracht. Vegetarier von heute hätten ihre helle Freude an dem schmucklosen Heftchen, das unter dem Motto „Spart Fleisch und Brot zur Zeit der Not!“ Kochvorschläge für 200 Mittag- und Abendessen enthält. Ob ihnen aber die „Königsberger Klopse“ aus gekochten weißen Bohnen und der Erbsenbraten wirklich munden würden, oder ob sie das Rezept für den Kunsthonig aus Molke zum langwierigen Nachkochen reizen könnte, ist doch recht fraglich. Es ist aber gut, sich an solche Hungerzeiten zu erinnern, die wir ja dann auch im Zweiten Weltkrieg und danach durchleben mussten und so ist dieses nun fast 100-jährige Kriegskochbuch schon einer eingehenden Betrachtung wert. Die auch irgendwann erfolgen wird, denn das Kochbuch ist nun in meiner Hand. Herr Schneidewind, der es von der Frankfurterin erhielt, hat es mir übersandt mit dem Vorschlag, es einem Archiv oder einer Heimatstube zu übergeben. Werde ich auch tun, nachdem ich diesen Ratgeber für fleischlose Kost für einen Sonderbeitrag „ausgeschlachtet“ habe! Zuerst aber möchte ich Frank Schneidewind meinen herzlichen Dank sagen mit der Bitte, ihn auch der Kochbuchspenderin zu übermitteln, einer Heimatvertriebenen aus Ostbrandenburg, deren Ehemann aus Neidenburg stammte.

Unser Mithelfer aus Olpe legt seinem Schreiben aber auch einen Wunsch bei, der an ihn herangetragen wurde und den die Ostpreußische Familie sicher erfüllen kann. Frank Schneidewind fragt: „Wer hilft Herrn Peter Herrmann aus Köln bei der Suche nach Schriftstücken, Fotos und Beschreibungen von ostpreußischen Fliegerhorsten?“ Einige Angaben über den Fliegerhorst/Flugplatz Deuthen bei Allenstein erhielt Herr Herrmann kürzlich auf dem Treffen Allenstein-Land, an dem er als aktiver Ostpreuße aus der Nachkriegsgeneration – *1967 – teilnahm. Dem Hobby-Segelflieger wäre es zu wünschen, dass er viele informative Zuschriften erhält. (Peter Herrmann, Kallbergstraße 93 in 50765 Köln)

Bleiben wir in Allenstein. Dorthin führt die Suchfrage von Herrn Wiesław Tusinski, dort wurde er geboren, dort lebt er noch heute. Und aus Allenstein dürften auch seine Eltern stammen, jedenfalls seine deutsche Mutter, denn die brachte ihn Ende des Jahres 1948 auf der Entbindungsstation des Franziskanerklosters zur Welt, das noch heute besteht. Und verstarb bereits kurz nach seiner Geburt – doch davon hat Wiesław Tusinski erst nach dem Tod seiner Adoptiv­eltern erfahren, die er immer für seine leiblichen Eltern gehalten hat. Natürlich war das ein Schock für ihn, denn er muss ja schon als Säugling von dem Ehepaar Tusinski adoptiert sein, die aus der Nähe von Warschau stammen. Nun lässt ihn die Frage nicht mehr los: Wer war meine Mutter? Weder Name noch Herkunft sind bekannt, anscheinend wurden die Unterlagen nach der Adoption vernichtet. Vielleicht sollte er auch nicht erfahren, dass er das Kind einer deutschen Mutter war. Aber er besitzt etwas, was vielleicht noch wichtiger ist: ein Foto der leiblichen Mutter, das er in einem Album seiner Pflegeeltern nach deren Tod entdeckte. Da ja sämtliche Angaben zur Person fehlen, müssen wir uns also auf das Bild beschränken. Das Alter ist schwer zu schätzen, die Abgebildete müsste Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre geboren sein. Da sie als Deutsche bezeichnet wird, müsste sie aus einer Familie stammen, die nach dem Krieg im südlichen Ermland oder Masuren geblieben ist. Vielleicht war sie auch eine Waise, wenn die Eltern auf der Flucht oder in den Kriegswirren umgekommen sind. Aber mit Sicherheit stammte sie aus einer größeren Familie und hat noch andere Angehörige gehabt oder war bereits verheiratet, auf den Vater ihres Kindes gibt es jedenfalls keinen Hinweis. Wenn jemand aus unserer Leserschaft glaubt, eine gewisse Ähnlichkeit mit einer in der Heimat verbliebenen oder vermissten Verwandten oder Bekannten zu finden, sollte man dieser Spur nachgehen, jeder Hinweis ist für Herrn Tusinski wichtig. Wir haben den Fall schon einmal unseren Lesern vorgetragen, denn Herr Tusinski hatte sich bereits im Juni 2009 an uns gewandt, aber anscheinend hat er keine Zuschriften erhalten, denn er hat sich nicht mehr gemeldet. Wahrscheinlich lag es an den Sprachschwierigkeiten, denn er kann sich nur in polnischer Sprache verständigen. Jetzt liegt die Sache etwas anders, denn Herr Tusinski hat sich an Frau Edyta Gład­kowska gewandt, die das Verbindungsbüro der Landsmannschaft Ostpreußen in Allenstein leitet. Sie will ihm gerne weiterhelfen und übernahm deshalb die Vermittlung. (LO Ostpreußen, Verbindungsbüro Allenstein/Biuro w Olsztynie, ul. Okopowa 25 in PL 10-075 Olsztyn, Telefon 0048/895340780, E-Mail: gladkowska@ostpreussen.de) Da aber Herr Tusinskis Sohn Andrzej die deutsche Sprache beherrscht, kann man sich auch an ihn wenden und somit direkt Kontakt aufnehmen. (Telefon 0048/502289012, E-Mail: andrzejtusinski@02.pl)

Auch Herr Hans Georg Wenicker aus Langenfeld erfuhr erst vor Kurzem, dass sein Vater als Kind adoptiert worden war. Nun sucht er seinen richtigen Großvater, vielmehr versucht er, Auskunft über diesen zu bekommen. Die Adoption erfolgte 1916, also mitten im Ersten Weltkrieg in Ostpreußen. Der leibliche Vater seines Vaters hieß Robert Julius Folgmann, *2. März 1892 in Klein Peisten, Kreis Pr. Eylau, getauft am 17. April 1892 in der evangelischen Pfarrkirche in Eichhorn. Diesen Ort kann ich allerdings in Ostpreußen nicht ausfindig machen. Es muss sich um eine alteingesessene Familie handeln, denn auch der Vater von Robert Folgmann wurde 1862 in Klein Peisten geboren. (Horst Georg Wenicker, Lindbergstraße 2c in 40764 Langenfeld, Telefon/Fax 02173/5969862.)

Wer kannte den Tierarzt Dr. Fritz Ferdinand Hahn aus Neukirch, Kreis Elchniederung? Sein Sohn Helmut Hahn wandte sich an uns, weil er über das Leben und Wirken seines Vaters nur wenige Unterlagen besitzt. Sein Hauptanliegen können wir nicht erfüllen: die Promotionsurkunde von Dr. Hahn, der an der Tierärztlichen Hochschule Hannover studiert hat. Sie ist mit anderen Unterlagen bei einem Bombenangriff auf Hannover im März 1943 vernichtet worden, da musste auch das Hochschularchiv der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover passen. Weil aber auch alle persönlichen Papiere verloren gegangen sind, ist Herrn Helmut Hahn an jeder Information über seinen Vater gelegen. Dr. Fritz Hahn wurde am 14. Juli 1897 in Podgorz im Kreis Thorn geboren. Als Westpreuße ging er wohl gerne nach Ostpreußen, wo er in der Hauptstraße 28 in Neukirch seine Praxis hatte. Er dürfte in der Elchniederung sehr bekannt gewesen sein, sodass sich vor allem ältere Menschen aus ländlichen Betrieben an ihn erinnern könnten, auch Nachbarn oder Bekannte aus Neukirch. Während des Krieges war Dr. Hahn an der Ostfront im Einsatz, sein letzter Dienstgrad bei der Wehrmacht war Major. Beim Russeneinfall war er nicht mehr beim Militär, sondern ging als Zivilist von Neukirch aus auf die Flucht. Er soll noch im Januar 1945 im westlichen Samland gesehen worden sein, ist wahrscheinlich beim Kampf um Königsberg ums Leben gekommen. Vielleicht finden sich ehemalige Schicksalsgefährten, die mit ihm Anfang des Jahres 1945 zusammen waren. Herr Hahn würde sich über jeden Hinweis freuen. (Telefon und Fax 04194/7050, E-Mail: GT47bf53at@t-online.de)

Eure Ruth Geede


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