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29.10.11 / »Willst du in meine Heimat gehn« / 16. Landestreffen Mecklenburg-Vorpommern: 2000 Ostpreußen kamen nach Rostock

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

»Willst du in meine Heimat gehn«
16. Landestreffen Mecklenburg-Vorpommern: 2000 Ostpreußen kamen nach Rostock

Zum 16. Landestreffen der Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern war die Rostocker Stadthalle bis zum letzten Platz gefüllt. 2000 Landsleute und Freunde der Heimat waren mit Bussen, Bahn und Pkw aus allen Landesteilen angereist, etliche auch aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Berlin und Brandenburg. 300 Besucher waren zum ersten Mal dabei. Die Organisatoren aus Anklam hatten zuvor 70 Zeitungen angeschrieben, 3000 Einladungen verschickt und viele Handzettel verteilt. Alle drei Regionalzeitungen und Radio M-V hatten das Treffen angekündigt. Erfreulich war, dass der NDR die Veranstaltung filmte und am selben Abend im „Nordmagazin“ einen Kurzbericht ausstrahlte. Mehr als 30 Helfer aus Anklam, Neubrandenburg und Rostock hatten die Halle festlich geschmückt, sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Auf den Tischen standen wie immer große Schilder aller 40 ostpreußischen Heimatkreise mit den beiliegenden Listen, so dass sich die Landsleute anhand der Eintragungen schnell finden konnten.

Zum Auftakt intonierte das Landespolizeiorchester M-V aus Schwerin einen Festmarsch. Als Landesvorsitzender der Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern eröffnete Manfred Schukat eines der bestbesuchten Landestreffen und begrüßte die Teilnehmer und Ehrengäste, darunter 100 Landsleute direkt aus Ostpreußen. Diese in Masuren und dem Memelland verbliebenen Deutschen wurden von den Besuchern mit besonders herzlichem Beifall begrüßt. Manfred Schukat nannte es ein Wunder, dass die Ostpreußen aus Ost und West in Rostock zusammenkommen können. Umrahmt vom Marsch „Preußens Gloria“ zogen die Fahnen aller 40 ostpreußischen Heimatkreise und 20 weitere landsmannschaftliche Fahnen ein, von den Teilnehmern mit stehendem Applaus begrüßt. Das geistliche Wort sprach Pfarrer Gerd Panknin aus Demmin über das Glaubenslied „So nimm denn meine Hände“. Geschrieben hat es vor über 140 Jahren die in Mitau/Kurland geborene Julie von Hausmann in höchster Not. Sie war ihrem Bräutigam, einem Missionar in Afrika, nachgereist, um ihn dort zu heiraten. Bei ihrer Ankunft musste sie erfahren, dass er drei Tage zuvor Opfer einer Epidemie geworden war. Noch am selben Abend entstand dieses Lied, welches vielen Menschen auch in Ostpreußen und vor allem auf der Flucht und danach zum Trost und Kraftquell wurde. Begleitet vom Landespolizeiorchester sang der Pfarrer mit den ergriffenen Zuhörern alle drei Strophen. Sie erhoben sich zum Vaterunser und dem Totengedenken und stimmten anschließend in ihre Heimathymne – das Ostpreußenlied – ein. Den Reigen offizieller Grußworte eröffnete die Bürgerschaftspräsidentin von Rostock, Karina Jens, die die Ostpreußen sehr herzlich in der Hansestadt willkommen hieß.

Namens der Landesregierung und der CDU-Fraktion von Meck-lenburg-Vorpommern sprach die scheidende Vizepräsidentin des Landtages, Renate Holznagel, und stellte ihre BdV-Funktionen vor. Der Kreisvertreter von Lyck, Gerd Bandilla, übermittelte dem Treffen die hohe Wertschätzung der Kreisgemeinschaften und des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen, deren Bundessprecher Stephan Grigat ein entsprechendes Schreiben an die Versammlung gerichtet hatte. Heimatgrüße direkt aus Ostpreußen überbrachten Magdalena Piklaps für die Memelländer (heute Litauen) und Barbara Ruzewicz für den Dachverband der Deutschen in Ermland und Masuren. Beide gaben ihrer Freude Ausdruck, solch einen Tag unter Landsleuten erleben zu dürfen, und luden die Ostpreußen zum Gegenbesuch in die Heimat ein. Als Geschäftsführer der Kriegsgräberfürsorge in M-V informierte Karsten Richter über die Arbeit des Volksbundes und die gute Zusammenarbeit mit der Landesgruppe der Ostpreußen. Es gab auch öffentliche Ehrungen: Aus Anlass des Landestreffens rief Manfred Schukat drei langjährige Vorsitzende ostpreußischer Kreisgruppen in M-V auf die Bühne, um sie mit der Silbernen Ehrennadel der Landsmannschaft auszuzeichnen: Charlotte Meyer aus Parchim, Manfred Mohr aus Ludwigslust und Josef Spill aus Rostock. Den Geehrten und den Rednern wurde mit kleinen Präsenten aus der Heimat gedankt. Die Feierstunde endete wie immer mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes, welche die Anwesenden stehend mitsangen. Den restlichen Vormittag gestaltete das Landespolizeiorchester mit einem flotten Benefizkonzert zugunsten der Kriegsgräberfürsorge, deren Helfer im Saal über 1500 Euro Spenden einsammelten. In der Mittagspause war Gelegenheit zum Suchen und Kennenlernen an den Tischen der Heimatkreise. Dicht umlagert wurden auch die Stände mit Heimatliteratur, Landkarten und natürlich „Bärenfang“, von welchem über 4000 kleine und große Flaschen über den Tisch gingen. Diese Umsätze halfen, einen Teil der Kosten des Treffens zu decken. Ein Stand der „Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt“, ein Bernsteinhandel und der Informationsstand der Kriegsgräberfürsorge ergänzten das Angebot.

Am Nachmittag richteten sich alle Augen, Fotoapparate und Kameras auf die mit Fahnen und großen Sonnenblumen geschmückte Bühne. Unter der Moderation von Heimatsänger Bernd Krutzinna alias „BernStein“ begann am Nachmittag ein buntes Kulturprogramm. Den Auftakt machte das Fritz-Reuter-Ensemble aus Anklam. Die Kinder und Jugendlichen führten nicht nur Volkstänze und Brauchtum vor, sondern stellten eine Landhochzeit mit Brautbitter, Brautjungfern und einer ganzen Hochzeitsgesellschaft einschließlich Festessen nach. Das weckte bei vielen Besuchern lebhafte Erinnerungen, war Ostpreußen doch vor allem eine ländlich geprägte Gegend. Das Fritz-Reuter-Ensemble erntete viel Applaus. Es folgte ein maritimes Programm vom Shanty-Chor „De Klaashahns“ aus Rostock-Warnemünde. Die blauen Jungs hatten nicht nur sehnsuchtsvolle Seemannslieder von Heimat und Meer einstudiert, sondern auch bekannte Volksweisen zum Mitsingen. Auch diesmal waren wieder die Chöre der Deutschen Vereine aus Ostpreußen eingeladen. Die Landsleute aus Memel, Heydekrug, Lötzen, Heilsberg, Bartenstein und Osterode hatten die tagelange Anreise mit zwei Bussen aus dem heutigen Litauen und Polen nach Rostock nicht gescheut. Festlich gekleidet trugen zunächst die Chöre „Lied der Heimat“, Memel, und „Heide“, Heydekrug, ihr umfangreiches Programm vor, darunter das vor dem Krieg in Memel entstandene Lied „Willst du in meine Heimat gehn“ – gleichsam ein Motto des Tages. Erstmals trat auch die Gesangsgruppe des deutsch-litauischen Hermann-Sudermann-Gymnasiums Memel unter der Leitung der Musiklehrerin Asta auf, wobei das Antikriegslied „Sag mir, wo die Blumen sind“ besonders erfreute. Eine Augenweide war ebenfalls die Kinder- und Jugendtanzgruppe „SAGA“ aus Bartenstein, die mit ostpreußischen Trachten und Volkstänzen aufwartete. Außerdem zeigten die Chöre „Stimme der Heimat“, Lötzen, „Warmia“, Heilsberg, und „Tannen“, Osterode, ihr Können, indem sie ebenfalls Heimatlieder und Gedichte vortrugen. Und auch Heimatsänger BernStein brachte bekannte und neue, oft selbstverfasste Ostpreußenlieder aus seinem Repertoire zu Gehör. Ein Extra-Ständchen bekam die älteste Teilnehmerin Frieda Glanden, die vor 100 Jahren in Garbassen, Kreis Treuburg geboren wurde. Ehe die Busse abfuhren, dankte Manfred Schukat den fleißigen Helfern für ihren enormen Einsatz und lud die Landsleute zu den nächsten Veranstaltungen ein. Dieser Tag in Rostock hat wieder gezeigt, dass die Ostpreußen sich rufen lassen und zusammengehören. Am 29. September 2012 ist das nächste Landestreffen in der Sport- und Kongresshalle Schwerin geplant – dann begeht die Landesgruppe der Ostpreußen in M-V ihr 20-jähriges Bestehen.

Friedhelm Schülke


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