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29.10.11 / Das Feuer weitergegeben / Der Westpreuße Gerhard Quade hat vieles bewirkt in der niedersächsischen Provinz und in der Kunstszene

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

Das Feuer weitergegeben
Der Westpreuße Gerhard Quade hat vieles bewirkt in der niedersächsischen Provinz und in der Kunstszene

Die leuchtenden Farben auf den Leinwänden machen der Sonne, die an diesem Tag über der alten Hansestadt Stade strahlt, geradezu Konkurrenz. Boote am Strand, Ansichten von Steilküsten und Kornfelder hat der Maler Gerhard Quade mit dem Pinsel festgehalten, sie mit einer Farbpalette, die an Karl Schmidt-Rottluff oder Max Pechstein erinnert, verwandelt und einzigartige Kunstwerke geschaffen.

Zu sehen sind diese Bilder derzeit im Kunsthaus Stade. In dem dreigeschossigen Fachwerkhaus, das aus dem Jahr 1667 stammt, werden seit den 1980er Jahren Werke der Klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst gezeigt. Auf den letzten großen Ausstellungen waren Arbeiten von Jörg Immendorf, Daniel Richter, Jonathan Meese und August Macke zu sehen. Andere widmeten sich den großen Künstlerkolonien von Nidden bis Dachau. Gerhard Quade befindet sich so in sehr guter Gesellschaft. Nicht, dass es ihn besonders interessieren würde, er sieht sich selbst als Künstler, der das unmittelbare Erleben der ihn umgebenden Landschaft darstellen will. Der Betrachter seiner Kunst soll diesen Natureindrücken nachspüren und Verantwortung gegenüber der Schöpfung übernehmen.

Die Sonne ist ein we-sentliches Element auf vielen seiner Gemälde und auch auf den Holzschnitten. Sie ist die Kraft, mit ihr wird Feuer entfacht. Das Feuer will er weitergeben, die Menschen begeistern, damit auch sie das Feuer weiterreichen.

Der kleine alte Herr mit den blitzenden blauen Augen weiß das Publikum zu begeistern. Mit seinem feinen Humor und mit seiner westpreußisch gefärbten Sprache gewinnt er die Menschen für sich, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Seit bald sechs Jahrzehnten ist er als freischaffender Künstler tätig. 1931 im westpreußischen Schneidemühl geboren, ließ er sich nach dem Studium an der Hamburger Kunsthochschule im niedersächsischen Buxtehude als Maler und Grafiker nieder.

Eine erste Ausstellung wurde dort 1963 gezeigt. Seine Vaterstadt sah er erst in diesem Jahr zum ersten Mal nach dem Krieg wieder. „Ein Geschenk meiner Kinder zum Geburtstag. Ich hatte dort gute Gespräche mit Künstlern und tiefgreifende Erlebnisse. Sie wollten, dass ich dort auch einmal ausstelle, aber …“ Er lächelt und hebt die Schultern. Wie solle er das bewerkstelligen?

Doch Gerhard Quade hat schon viel auf die Beine gestellt. So reichte ihm das Malen allein nicht, er wollte seine Vorstellung von Kunst weitergeben. Und so war er über viele Jahrzehnte in der Erwachsenenbildung tätig und brachte Generationen das Sehen bei. Er war Mitbegründer von Galerien, eines Theaterkreises und eines monatlichen Künstlertreffs. Er gab den Anstoß zur Gründung einer Artothek (Ausleihe von Kunstwerken) in Buxtehude, als dieser Begriff noch nicht so geläufig war.

Sein Beitrag zur Weitergabe kultureller Werte und zur „ästhetischen Erziehung des Menschen“ hat einiges bewirkt in der „Provinz“. Sein Motto: „Man darf nicht nur die Hände aufhalten, sondern muss auch bereit sein zu geben.“ Silke Osman

Die Ausstellung „Spiegel meines Lebens“ mit Gemälden und Grafik von Gerhard Quade im Kunsthaus Stade, Wasser West 7, ist bis zum 13. November dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 19 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 5/2,50 Euro. Rundgang durch die Ausstellung mit Gerhard Quade am 6. November, 15 Uhr.


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