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29.10.11 / Nicht ohne meine Familie / Zwischen Tradition und Moderne – Einblicke in die indische Seele

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-11 vom 29. Oktober 2011

Nicht ohne meine Familie
Zwischen Tradition und Moderne – Einblicke in die indische Seele

Manchmal gerät neben all den Berichten über China in Vergessenheit, dass es noch ein anderes Land gibt, das zu einer Weltmacht werden könnte: Indien. Über China hört und liest man sehr viel, über Indien vergleichsweise kaum etwas, dabei ist in dem Land auch viel in Bewegung. Der auf Goa lebende Psychoanalytiker Sudhir Kakar und die Religionswissenschaftlerin Katharina Kakar geben in „Die Inder. Porträt einer Gesellschaft“ nun einen Einblick in die indische Seele.

So erfahren wir, dass die Familie für die Inder immer noch der wichtigste Ankerpunkt in ihrem Leben ist. So sei das hohe Verkehrsaufkommen in indischen Großstädten an einem Sonntagvormittag nicht weiter überraschend: „Viele Männer, Frauen und Kinder, gekleidet in ihre besten Sachen, befinden sich in Autos, drängen sich in überfüllte Busse oder sitzen zusammengepfercht auf kleinen Motorrollern, um Familienmitglieder in anderen Teilen der Stadt zu besuchen.“ Da vor allem in der noch sehr großen Unterschicht sehr jung geheiratet wird, besäßen viele junge Paare gar nicht die ökonomischen Ressourcen, um einen eigenen Hausstand zu gründen und so wohnten viele noch bei ihren Eltern. Eine Trennung von der Großfamilie fände, wenn überhaupt, erst in späteren Jahren statt, so dass die dieser Verbindung entstammenden Kinder als Kleinkinder immer engen Bezug zu Großeltern sowie Onkel und Tanten hätten. Zudem müsse, so die Autoren, in einem Land ohne nennenswerte Regierungsprogramme für soziale Sicherheit, Arbeitslosenunterstützung und Alterssicherung die Großfamilie einspringen. Die Familie sei zumeist die einzige Lebensversicherung und bestimme damit wesentlich die Identität der meisten Inder.

Auch bestimme das Kastenwesen noch heute das Denken vieler Inder, auch wenn es politisch nicht korrekt sei. Das Autoren-Duo gibt viele Informationen zur indischen Kultur. Kastenwesen, Hinduismus, arrangierte Ehen und Ayurveda bestimmten häufig selbst in modernen Städten noch das Sein.

Leider ist das Porträt der indischen Gesellschaft recht trocken verfasst, interessante Details, warum viele Inder aus kulturellen Gründen kein Problem damit haben, ihren Schmutz auf die Straße zu kehren und dort zu belassen, werden so leicht überlesen. Trotzdem gibt das Buch schon einen groben Überblick darüber, wie die meisten Inder „ticken“. Bel

Sudhir Kakar, Katharina Kakar: „Die Inder. Porträt einer Gesellschaft“, dtv, München 2011, broschiert, 205 Seiten, 9,90 Euro.


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