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12.11.11 / Glorreiche Vergangenheit / Auf- und Abstieg des Osmanischen Reiches

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Glorreiche Vergangenheit
Auf- und Abstieg des Osmanischen Reiches

Die „Hohe Pforte“ war über Jahrhunderte das Synonym für die muslimische Herrschaft der Osmanen-Dynastie im Abendland, in Nordafrika und in Südosteuropa (1299–1923). Die Pforte bezeichnete den Sitz der Regierung im Sultanspalast zu Konstantinopel (heute Istanbul). Ihre Bewachung bildeten Elitekrieger der Janitscharen mit ihrer herausstechenden, fast kugelförmigen weißen Kopfbedeckung.

Das Osmanische Reich ging aus den Resten des Sultanats der sogenannten Rum-Seldschuken im Zentrum der heutigen Türkei, den Landschaften Anatoliens, hervor und kämpfte sich bald zur entscheidenden Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan und in Rumänien und Ungarn bis vor die Tore Wiens, in Nordafrika und auf der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer empor. Seine Flotte beherrschte zeitweise das gesamte Mittelmeer und machte den Handelsschiffen etwa der Venezianer schwer zu schaffen.

Das osmanische Kalifat mit der Rechtsordnung der Scharia (1517–1924) ist die letzte große Periode eines gemeinsamen religiösen Führers aller sunnitischen Moslems. Der Sharif von Mekka hatte Sultan Selim I. sogar den Titel „Beschützer der Heiligen Städte von Mekka und Medina“ verliehen. In Kairo herrschten Mamelucken-Emire türkischer Herkunft.

Unter Süleyman I., der Prächtige genannt, erreichte das Reich seine höchste Ausdehnung und Blüte: Bukarest und Ungarn fielen, Wien wurde belagert, Mesopotamien und Bagdad einverleibt, große Teile des Jemen besetzt, Aserbaidschan erobert, die Flotte der Heiligen Liga unter Admiral Andrea Doria vernichtend geschlagen. Mit Frankreich konnte die sogenannte Kapitulation vereinbart werden, die den Franzosen den freien Handel auf osmanischem Territorium erlaubte – wegen der Seewege ins Rote Meer und zum Indischen Ozean ein lukrativer Deal. Denn von dort kamen die begehrten Gewürze und das Porzellan sowie die Seidenstoffe der Chinesen.

Im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts wurden die Osmanen in den Kriegen mit den christlichen Mächten Europas zurückgedrängt. Schon im Russisch-Türkischen Krieg von 1768 bis 1774 mussten die Herren im Sultanspalast erkennen, dass die Stellung einer Weltmacht verspielt war. Ihr Reich ging schließlich in den Nachfolgewirren des verlorenen Ersten Weltkriegs unter. Denn die Osmanen hatten an der Seite der Mittelmächte, Deutsches Reich und Österreich-Ungarn, gegen die Entente von Frankreich, England und Russland gekämpft. Nachfolgestaat wurde 1923 die Republik Türkei.

In die Zeit von 1915 bis 1938 fällt eine der dunkelsten Epochen der türkischen Geschichte, die auch heute noch gerne in Abrede gestellt wird. Es handelt sich um den Völkermord an Armeniern und Kurden, dem insgesamt 1,7 Millionen Menschen bei ihrer Vertreibung in die syrische Wüste zum Opfer fielen. Auch der legendäre Staatsgründer Atatürk („Vater der Türken“) änderte daran nichts.    Joachim Feyerabend


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