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12.11.11 / Des Teufels General / Vor 70 Jahren schied der Flieger Ernst Udet aus dem Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Des Teufels General
Vor 70 Jahren schied der Flieger Ernst Udet aus dem Leben

Hätte sein alter Freund Carl Zuckmayer ihm nicht mit seinem später auch verfilmten Theaterstück „Des Teufels General“ ein Denkmal gesetzt, wäre Ernst Udet heute wohl weitgehend vergessen. Tatsächlich lieferte sein Leben viel filmreifen Stoff aber auch die Vorlage für die Geschichte vom tragischen Helden.

Geboren am 26. April 1896, trat Udet nach dem Abitur in die württembergische Armee ein und nahm nebenher private Flugstunden. Nachdem er 1915 die Privatpilotenlizenz erworben hatte, ließ er sich zur Fliegertruppe versetzen. Damit begann sein Aufstieg zu einem der gefeierten Fliegerhelden des Ersten Weltkrieges. Auch wenn er über eine hohe fliegerische Begabung verfügte, blieb Udet zunächst erfolglos, denn er konnte sich nicht überwinden, auf gegnerische Flieger zu schießen. Erst als er erkannte, dass er durch seine Zurückhaltung seine Kameraden gefährdete, war der Knoten gelöst. Schließlich erzielte er 62 Abschüsse und ging damit als zweiterfolgreichster Jagdflieger nach Manfred von Richthofen in die Luftkriegsgeschichte des Ersten Weltkrieges ein.

Durch das Kriegsende musste sich der Oberleutnant eine neue berufliche Existenz aufbauen. Er machte einfach weiter das, was er am besten konnte: Fliegen. Fortan verdiente er seinen Lebensunterhalt als Schau-, Kunst- und Stuntflieger und wurde international berühmt. Außerdem gründete er Mitte der 20er Jahre zwei Werbeflug-Firmen und wirkte in mehrerer Filmen mit. Darin gab er stets den kühnen Flieger, der anderen durch seine Flugkünste das Leben rettete.

Im Sommer 1935 machte Udet den verhängnisvollsten Fehler seines Lebens, als er nach langem Zögern dem Drängen seines Kriegskameraden Hermann Göring nachgab, sich als Oberst der neu geschaffenen Luftwaffe reaktivieren zu lassen. Er wurde zunächst Inspekteur der Jagd- und Kampfflieger, dann Chef des Technischen Amtes im Reichsluftfahrtministerium und Anfang 1939 Generalluftzeugmeister. Damit war er für die gesamte Flugzeugentwicklung und -produktion, Beschaffung, Nachschub und Versorgung zuständig. Sein Credo: „Schafft Jäger, Jäger, Jäger.“ Hitler und Göring aber wollten Bomber. Seine vielen Aufgaben, denen unzureichende Kompetenzen gegenüberstanden, machten Udet ebenso zu schaffen wie Intrigen und die Einflussnahme der nur auf ihre Partikularinteressen bedachten Vertreter der Flugzeugindustrie auf seinen labilen Oberbefehlshaber Göring. Für die jungen Jagdflieger war Udet ein klassisches Vorbild. Er wurde befördert, geehrt, feierte rauschende Feste, genoss die Bewunderung schöner Frauen und die Popularität im Volk. Doch so hervorragend er als Flieger wie Soldat, so beliebt er als Mensch war, so überfordert war er mit dem politisch beeinflussten Amt des Generalluftzeugmeisters. Technische Pannen und militärische Rückschläge waren die Folge. Udet verfiel in Resignation. Man hatte ihn irgnoriert und instrumentalisiert und machte ihn nun zum Sündenbock für alle Fehlentwicklungen: Gescheitert auf der Höhe des Ruhms. Er hoffte auf seinen Freund Göring, doch seit dem Verlust der Luftschlacht um England kamen von diesem nur noch Anfeindungen – für Udet eine schwere menschliche Enttäuschung.

Den Abend des 17. November 1941 verbrachte er im Kameradenkreis. Plötzlich erhob er sich und sprach: „Wissen se was? Es ist alles Scheiße! Prost!“ Anschließend ließ er sich in seine Wohnung fahren und setzte seinem Leben mit einem Pistolenschuss ein Ende. Zuvor hatte er dort eine Nachricht an Göring an die Wand geschrieben: „Eiserner, Du hast mich verlassen!“ Hitler ordnete ein Staatsbegräbnis und die Bestattung auf dem Invalidenfriedhof in Berlin an. Den Suizid hielt das Regime geheim. Offiziell ließ es mitteilen, der Generaloberst sei bei der Erprobung einer neuen Waffe verunglückt.        Jan Heitmann


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