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12.11.11 / Schwedens Beispiel folgten Polen und die Welt / Nach Karl X. Gustav anerkannten auch Johann II. Kasimir und die internationale Staatengemeinschaft Preußens Souveränität

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Schwedens Beispiel folgten Polen und die Welt
Nach Karl X. Gustav anerkannten auch Johann II. Kasimir und die internationale Staatengemeinschaft Preußens Souveränität

Das sogenannte brandenburgische Wechselfieber führte dazu, dass nach dem schwedischen König in Labiau auch der polnische König in Wehlau und die internationale Staatengemeinschaft im Frieden von Oliva die Souveränität des preußischen Herzogs anerkannten.

Im Juni reihte sich eine neue Macht in die Reihe von Karl Gustavs Kriegsgegnern ein, Schwedens langjähriger skandinavischer Rivale Dänemark. Bis zum Labiauer Vertrag waren Karl Gustavs Probleme für Friedrich Wilhelm günstig gewesen, machten sie ihn doch konzessionsbereiter. Doch nun drohte ein Zuviel des Guten. Denn Karl Gustavs Zugeständnisse nutzten Friedrich Wilhelm wenig, wenn Brandenburg-Preußen an der Seite Schwedens den Krieg verlor. Erschwerend kam hinzu, dass Karl Gustav sich nun auf Dänemark stürzte und Brandenburg-Preußen auf dem ostmitteleuropäischen Kriegsschauplatz mit seinen Gegnern mehr oder weniger alleine ließ. Der Große Kurfürst reagierte und leitete den Seitenwechsel ein. Er trennte sich von seinem schwedenfreundlichen Berater Georg Friedrich von Waldeck. Am 28. August 1657 nahm der Graf seinen Abschied.

Allerdings wollte der Brandenburger auf die ihm von Schweden zugestandene Souveränität über das Herzogtum Preußen ungern verzichten. Hier halfen die Österreicher. Den Habsburgern war das Herzogtum Preußen ziemlich egal. Dafür waren sie an Brandenburgs Kurstimme umso mehr interessiert. Am 2. April 1657 war nämlich Kaiser Ferdinand III. gestorben und die Wahl seines Nachfolgers in Österreich, Leopold, zum nächsten Kaiser alles andere als sichergestellt. So vermittelte Wiens bester Diplomat, Franz Freiherr von Lisola, mit Hilfe der polnischen Königin Luise Marie und der brandenburgischen Kurfürstin Luise Henriette eine polnisch-brandenburgische Verständigung auf der Basis des Vertrages von Labiau, den Vertrag von Wehlau. In diesem Wehlauer Vertrag vom 19. September 1657 anerkannte Polen die Souveränität des Herzogtums Preußen als Gegenleistung für Brandenburgs Seitenwechsel. Der Große Kurfürst und das polnische Königspaar trafen sich am 6. November 1657 in Bromberg zur Ratifizierung des Wehlauer Vertrages und konkretisierten ihre Zusammenarbeit gegen Schweden. 6000 Mann sagte Friedrich Wilhelm Polen als Unterstützung zu. Das brandenburgisch-polnische Bündnis wurde am 9. Februar 1658 durch eine ebenfalls gegen Schweden gerichtete brandenburgisch-österreichische Allianz komplettiert, der dann auch Polen beitrat.

Bevor die drei Verbündeten jedoch losschlagen konnten, erlitten sie einen herben Rückschlag. Dänemark schied aus dem Krieg aus. Überrannt von den Schweden, sahen die Dänen sich gezwungen, in den Verzichtfrieden von Roskilde vom 26. Februar 1658 einzuwilligen. Gespannt und gebannt warteten die drei eben noch zur Offensive entschlossenen verbündeten Mächte darauf, was Karl Gustav nun machen würde. Ein Schlag gegen den abgefallenen Verbündeten Brandenburg wurde dabei ebenso wenig ausgeschlossen wie ein Verständigungsfrieden im kriegsmüden Ostseeraum. Zur allgemeinen Verwunderung entschloss sich Karl Gustav trotz der für Schweden günstigen Bedingungen des Friedens von Roskilde für einen erneuten Waffengang gegen Dänemark. Die Ursachen hierfür werden sowohl auf dänischer als auch auf schwedischer Seite gesucht. Da heißt es, dass sich die Dänen nur mässig an den Friedensvertrag gehalten hätten.

Andererseits wird den Schweden unterstellt, möglicherweise die Kontrolle des Sunds angestrebt zu haben. Wenn die skandinavische Großmacht diese Meerenge beherrscht hätte, hätte sie mit dem Sundzoll ihre Kriegskasse auffüllen und westeuropäischer Konkurrenz den Zugang zum Ostseeraum mit seinen Märkten versperren können. Diese Aussicht trieb die von Seehandel und Export lebenden Niederländer und Briten an die Seite von Schwedens Gegnern.

Zur See den Niederlanden und Großbritannien sowie zu Lande Österreich, Polen und Brandenburg gegenüberzustehen, das überforderte Schweden. So musste es beispielsweise seine Belagerung Kopenhagens abbrechen, weil die Niederländer die dänische Hauptstadt vom Meer aus versorgten. Währenddessen machte sich eine 30000 Mann starke Koalitionsarmee der drei Landmächte auf den Weg nach Jütland. Durch deren Unterstützung durch Holländer und Engländer zu See waren die Schweden auch auf den Inseln vor dieser Koalitionsarmee nicht mehr sicher. So erlitten die Schweden auf der Insel Fünen in der Schlacht von Nyborg vom 24. November 1659 eine vernichtende Niederlage.

Wenn die Unterlegenheit der Schweden für diese nicht in einer Katastrophe mündete, dann lag das vor allem an den westeuropäischen Großmächten. Wie die Niederlande wollte auch das traditionell kontinentale Gleichgewichtspolitik treibende Großbritannien Schweden als Großmacht erhalten wissen. Entscheidend war jedoch die Haltung des proschwedischen Frankreich. Entsprechend seiner traditionellen Deutschlandpolitik des „divide et impera“ (teile und herrsche) war der westlichen Flügelmacht grundsätzlich jeder Gegner der deutschen Zentralmacht – und das war damals der Kaiser – automatisch sympathisch.

Eine wichtige Rolle für Frankreichs Handlungsfähigkeit spielte der Pyrenäenfrieden vom 7. November 1659. Er beendete Frankreichs 1635 begonnenen Krieg gegen Spanien und bot dem Land damit die Möglichkeit, sich nun auf den Nordischen Krieg zu konzentrieren.

Ähnlich wie später Napoleon war jedoch auch Karl Gustav wohlmeinenden Vermittlungsbemühungen nicht zugänglich. Er wollte vom Ziel der Vorherrschaft nicht lassen und setzte alles auf eine Karte. Da verstarb der erst 37 Jahre alte Schwedenkönig am 23. Februar 1660 völlig unerwartet an einer Lungenentzündung. Der wichtigste Widersacher der französischen Friedensbemühungen war damit fortgefallen. Frankreich, dessen Politik damals von dem legendären Kardinal Jules Mazarin geleitet wurde, gelang es nun, im kriegsmüden Ostseeraum einen Verständigungsfrieden auf der Basis der Vorkriegsgrenzen durchzusetzen. So musste Fried­rich Wilhelm seine Eroberungen in Schwedisch-Pommern zurück­geben. Die Souveränität des Herzogtums Preußen, die Schweden bereits 1656 und Polen 1657 anerkannt hatten, wurde im Friedensvertrag von Oliva vom 3. Mai 1660, der den Nordischen Krieg beendete, allerdings international bestätigt. Damit war die Kernvoraussetzung für ein Königreich Preußen geschaffen. Manuel Ruoff


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