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12.11.11 / Gegen AKW auf wackligem Grund / Wissenschaftler entfachten Diskussion in Internetforen − Betreiber luden sie zum Gespräch ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Gegen AKW auf wackligem Grund
Wissenschaftler entfachten Diskussion in Internetforen − Betreiber luden sie zum Gespräch ein

Die Katastrophe von Fukushima hat die Diskussion um das bei Ragnit entstehende Atomkraftwerk „Baltijskaja“ neu entfacht. Spezialisten staatlicher Einrichtungen bemühen sich, aufgebrachte AKW-Gegner zu beschwichtigen. Obwohl die nötige Infrastruktur und Fachpersonal fehlen, spielen sie die Gefahren herunter.

Gennadij Anossow, ein Wissenschaftler der Königsberger Kant-Universität, erinnert daran, dass es im Jahre 2004 ein Beben im Königsberger Gebiet gegeben habe und der Standort für das AKW denkbar ungünstig sei. Seine Ausführungen schlugen im Internetportal „NewsBalt“ hohe Wellen und veranlassten den Generalprojektanten des Atomkraftwerks zu einer Stellungnahme.

Anastasia Cholodowa, Seismologin im St. Petersburger Institut „Atomenergoprojekt“, bemühte sich, die aufgebrachten Kritiker zu beruhigen. Sehr wohl sei bei der Standortwahl dem Untergrund eine große Aufmerksamkeit geschenkt worden. Die Gefahr der radioaktiven Verschmutzung des Grundwassers sei als äußerst gering einzuschätzen. Seismologische Untersuchungen haben von möglichen Hohlformen ausgehende tektonische Störungen so gut wie ausgeschlossen. Überwachungsstationen registrieren alle eventuellen Bewegungen der Erdkruste.

Indes sind die Arbeiten auf der Baustelle am Kallweller Moor zwischen Lengwether Höhenzug und der Scheschuppe zügig fortgesetzt worden. 706 Bauarbeiter sind mit Betonierarbeiten für die Fundamente beschäftigt. Der scheidende Generaldirektor, Jurij Schalimow, sah sich angesichts der gereizten Stimmung genötigt Journalisten des Königsberger Gebiets zu einem Runden Tisch einzuladen. Alles Gerede über mangelnde Sicherheit sei haltlos. Es handele sich um Reaktoren modernster Bauart und sämtliche Projekte seien nach der Tragödie von Fukushima durch die Staatliche Technische Überwachungsbehörde noch einmal einer gründlichen Prüfung unterzogen worden. Die Journalisten zweifelten generell die Notwendigkeit des AKW an, weil mit der Inbetriebnahme von zwei neuen erdgasbeheizten Kraftwerksblöcken am Pregel der Energiebedarf des Königsberger Gebiets ausreichend ge-

deckt sei. Schalimow prophezeite ein baldiges Energiedefizit auf dem europäischen Markt und schilderte die sich daraus ergebenden günstigen Exportchancen für Russland. Im Verlauf des Gesprächs stellte er den Journalisten seinen Nachfolger, Sergej Butschelnikow vor und zog Bilanz über anderthalb Jahre Bauzeit. Die bisher gebauten Zufahrtstraßen werden den künftigen Anforderungen an die Anlieferung von Maschinen und Ausrüstungen noch nicht gerecht. Der Ausbau eines Schienennetzes ist erforderlich um eine angemessene Infrastruktur zu schaffen. Während der Bauphase werden Unterkünfte für 15 bis 17000 Menschen benötigt. Schon jetzt sind Ausbildungsprogramme entwickelt worden, um junge Menschen der Region auf die Herausforderungen moderner Technologien einzustellen.

Zum Schluss stellte Schalimow großzügige Sponsorenleistungen und Steuereinnahmen für die in der Nachbarschaft des AKW liegenden Gemeinden sowie eine wirtschaftliche Blüte der Region in Aussicht.   Hans Dzieran


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