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12.11.11 / Von Ewigkeit zu Ewigkeit / Nach dem Tod: Wenn »1000 Jahre wie ein Tag« sind und eine göttliche Zeit herrschen wird – Gedanken im November

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Nach dem Tod: Wenn »1000 Jahre wie ein Tag« sind und eine göttliche Zeit herrschen wird – Gedanken im November

Der November zählt nicht gerade zu den beliebten Jahreszeiten; er ist grau, regnerisch, kühl, sonnenarm – jedenfalls in Nordeuropa. Dazu kommen Gedenktage wie Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag. Am Ende des Jahreslaufes haben diese Tage dennoch ihren Sinn: Sie laden zur Besinnung ein, zu Antworten auf Fragen, vor der jeder Mensch seit jeher steht: Woher komme ich? Wohin gehe ich?

Es sind die urreligiösen Fragen schlechthin, auf die Menschen schon immer eine Antwort suchten. Philosophen und Theologen meinen sogar, dass es eine besondere Qualität des Menschen sei, dass er so fragen könne. Dies sei das Zeichen der „Gottfähigkeit“ des Menschen, seiner Gottebenbildlichkeit, die im 1. Kapitel der Bibel erwähnt ist. Anders als ein Tier kann der Mensch über sein Dasein nachdenken – es ist nur die Frage, ob man diese beunruhigende Frage nach dem Woher und Wohin auch zulassen will.

Wer darüber länger nachdenkt oder nachliest, wird die Behauptung „Mit dem Tod ist alles aus“ zu billig finden. Auch der Vers, der auf vielen Gedenktafeln für die Toten der Weltkriege zu finden ist, „Er gab sein Leben für die Freunde“, erscheint vielen heute als hohl. Das Sterben im Krieg hat oft genug ein so sinnloses Gesicht. Der jüngste Bürgerkrieg in Libyen hat seit dem Nato-Einsatz zum „Schutz der Zivilbevölkerung“ mindestens 35000 Tote und mehrere Hunderttausend Verletzte gefordert. Wer oder was kann die Tränen der Mütter und Väter trocknen?

Einen schalen Klang hat ebenfalls der bei Beerdigungen oft gehörte Satz von Pastoren, der Gestorbene würde nach dem Tod weiterleben. Angehörige wissen meist besser als der Geistliche, wie der Verstorbene tatsächlich gelebt und was er geglaubt hat. Warum sollte Gott einen Menschen, der in seinem Leben kein gläubiger Mensch war, der Gott eigentlich mehr oder minder links liegen gelassen hat, zu sich holen? Viel logischer und auch durch die Bibel belegt wäre es, dass ein solcher Mensch nach dem Tod in der selbst gewählten Gottlosigkeit weiter existieren müsste. Denn Gott respektiert den freien Willen eines Menschen und zwingt niemanden in seine Gegenwart der Liebe und des Lichtes zu kommen.

Doch was kommt nach dem Tod? Pastoren und Priester scheinen bei diesen Themen, bei denen es um das ewige Leben oder um das ewige Verderben, um Himmel oder Hölle geht, in ihren Sonntagspredigten oft genug sprachlos zu sein. Dabei spricht Jesus Christus oft genug von dieser Welt, die weit über unser Verstehen hinausgeht. Und immer wieder taucht als zentrales Wort die „Ewigkeit“ auf. Kirchliche Gebete schließen oft genug mit der Formulierung „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ oder „in alle Ewigkeit“ ab. Doch was können wir uns darunter vorstellen?

Der große Kirchenvater, der hl. Aurelius Augustinus (354–430), hat für unsere Schwierigkeit, sich unter der Ewigkeit etwas vorzustellen, eine einleuchtende Erklärung bereit. Er spricht von einem „Zeitenwechsel“ oder einem Zeitenübergang, den wir vollziehen müssen, aber eigentlich nicht können. Normalerweise leben wir irdischen Menschen in dem festen Rhythmus von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, dem Wechsel von Tagen, Monaten und Jahren. Die Umkreisung des Mondes um die Erde, deren Umkreisung um die Sonne strukturiert unser Jahr in Monate und Jahre – und wir denken, das gehe immer so weiter. Das ist aber in der Ewigkeit nicht der Fall.

Wer einmal im Sommer eine Reise nördlich des Polarkreises gemacht und dort die Mitternachtssonne erlebt hat, bekommt eine Ahnung von einer gewissen Zeitlosigkeit. Hoch oben im norwegischen Spitzbergen steht die Sonne zur Mitternacht fast genauso hoch wie am Mittag. Man schaut verwundert auf die Uhr und denkt: Zwei Uhr morgens soll es sein? Es könnte genauso gut 14 Uhr am Nachmittag sein. Das Gefühl einer gewissen Zeitlosigkeit stellt sich ein.

Ähnlich dürfte es in Gottes Welt sein. Der Zeitübergang in eine Welt, wo „1000 Jahre wie ein Tag“ sind, können wir uns nicht vorstellen, weil wir irdische und dreidimensionale Wesen sind. Aber dort in Gottes Welt werden wir nicht mehr der Umdrehung des Mondes oder der Sonne ausgesetzt sein. Eine völlig andere, die „ewige“ und göttliche Zeit wird herrschen.

Um die Ewigkeit, trotz der Begrenztheit unseres Verstehens, näher erfassen zu können, sind Menschen auf eine Quelle besonderer Art angewiesen, die Theologen „Offenbarung“ nennen. Es sind Hinweise aus Gottes Welt, die uns als Worte, auch in zeichenhafter oder realsymbolischer Form, zum Beispiel in der Bibel gegeben werden.

Es ist dabei ähnlich wie im Straßenverkehr. Man muss nicht erst einen Unfall verursachen, um eine Gefahr zu erkennen. Sinnvoller ist es, sich an den Verkehrsschildern und Zeichen zu orientieren und so Unfälle zu vermeiden.

Die Botschaft, die Zeichen und Symbole der Bibel sind in dieser Hinsicht einfach zu lesen. Durch die Auferstehung Jesu können wir wissen, dass es einen Weg durch den Tod hindurch gibt. Als Jesus als Auferstandener über 500 Menschen begegnete, stand für sie fest, dass es eine Verbindung zwischen unserem irdischen Leben und der ewigen Welt Gottes gibt.

Eine Frau war es übrigens, die schon vor der Auferstehung diesen Zusammenhang begriffen hatte. Im Johannesevangelium (Kap. 11) findet sich der Bericht Marta und ihrem Bruder Lazarus, der plötzlich gestorben war und schon vier Tage im Grab lag.

Als Jesus zu Besuch kam, sagte Marta leicht vorwurfsvoll zu Jesus: „Wärest Du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Statt einer Antwort stellt ihr Jesus daraufhin die entscheidende Frage: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Glaubst du das?“ Und Marta antwortete: „Ja, ich glaube, dass Du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“

Eine Antwort, die uns Sterblichen und Trauernden auch heute den Weg ins Paradies zeigt. Hinrich E. Bues


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