28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.11.11 / Hitler und die Türkei / Ankara verweigerte Bündnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-11 vom 12. November 2011

Hitler und die Türkei
Ankara verweigerte Bündnis

In seiner Dissertation „Die deutsch-türkischen Beziehungen 1940 bis 1942 in der Perzeption Hitlers, Ribbentrops und Papens“ hat Jörg Hiltscher die Chancen des Deutschen Reiches untersucht, die Türkei während des Zweiten Weltkrieges als Bündnispartner zu gewinnen.

Anders als das mögliche Eingreifen anderer potenzieller Unterstützer wie Spanien (Franco) und Frankreich (Marschall Pétain) ist die deutsche Türkeipolitik bislang nur wenig untersucht worden. Das 578 Seiten starke Werk fördert erstaunliche Erkenntnisse zu Tage. Bei Kriegsbeginn stoppte das Deutsche Reich Waffenlieferungen an die Türkei, weil Adolf Hitler sich über Nebensächlichkeiten der türkischen Außenpolitik geärgert hatte, worauf die Türkei den Export von Chrom-erz an Deutschland einstellte. Staatspräsident Ismet Inönü, der sein Land autoritär regierte, wollte sich genauso wenig wie Franco auf ein politisches oder militärisches Abenteuer einlassen und hielt sein Land auf Neutralitätskurs.

Die Sonderinteressen des Außenministers Joachim von Ribbentrop und des Botschafters Franz von Papen deckten sich keineswegs mit den Vorstellungen Hitlers, der von den innertürkischen Verhältnissen gar nicht wusste. Papen versuchte einen deutsch-britischen Ausgleich herbeizuführen, obwohl er doch hätte wissen können, dass dies mit Churchill nicht zu machen war.

Hiltscher, der an der Fernuni Hagen promovierte und dessen Erstgutachter Peter Brandt, der Sohn von Willy Brandt, war, schildert, wie es am 22. Juni 1941 zum Bruch zwischen Deutschland und der UdSSR kam. Hitler hoffte immer wieder auf ein Eingreifen der Türkei an deutscher Seite, war aber nicht bereit, Rüstungsgüter zu liefern. Nach dem Überfall der neuen Bündnispartner Stalin und Churchill auf den Iran stieg die Angst der Türken und damit wuchs die Bereitschaft zum Kriegseintritt auf deutscher Seite.

Der Autor betont, dass die deutsche Niederlage bei Stalingrad die Türken wieder auf Neutralitätskurs gehen ließ. Aus Furcht vor einer siegreichen Roten Armee nahmen die Türken wieder den Export von Chromerz nach Deutschland auf. 1942 unternahm der NKWD einen Mordanschlag auf den deutschen Botschafter Franz von Papen, der eigentlich gegen ein Eingreifen der Türkei in den Krieg gewirkt hatte. 1944, nach der erfolgreichen Invasion in der Normandie, nahm der alliierte Druck auf die Türkei zu. Dem von Roosevelt, Stalin und Churchill geforderten Kriegseintritt der Türkei gegen Deutschland verweigerte sich Inönü – stattdessen wurden die diplomatischen Beziehungen abgebrochen. Im Februar 1945 erfolgte doch noch eine symbolische Kriegserklärung der Türkei an Deutschland.

Hiltscher vermittelt den Eindruck, dass 1942 die Sowjetunion bei einem Eingreifen der Türkei zusammengebrochen wäre. Auch Englands Position im Nahen und Mittleren Osten wäre wohl „dahin“ gewesen. Ob daraus eine Kriegswende zu Gunsten der Achse herzuleiten gewesen wäre, ist dennoch zweifelhaft, denn Japan hatte im Sommer 1942 vier seiner sechs Flottenträger eingebüßt, und die USA wären für Deutschland nicht „erreichbar“ gewesen. Japan hingegen konnte seither nicht mehr offensiv gegen die USA vorgehen.         Hans Lody

Jörg Hiltscher: „Die deutsch-türkischen Beziehungen 1940 bis 1942 in der Perzeption Hitlers, Ribbentrops und Papens“, Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2011, 578 Seiten, 35 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren